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392 B u c h XV. Kap. 3. §. 55.
475 Kapitel mit eben so vielen Holzschnitten. Die Erklärung der
Ausdrucke steht vorn, und die Abhandlung vom Harn fehlt
Noch unbedeutender scheint folgendes Buch zu sein, worüber
Fulteney «) sehr kurz hinweggeht: a lyttel Herbai of the properties
o Herbs etc. by Anthonye Asham Physician. London
iööU m 12. Es scheint mehr Astrologie als Botanik zu enthalten
JN ur eme neue Auflage desselben ist wahrscheinlich: a Boke of
the Properties of Herbs, called an Herball etc. London by W
Copland, ohne Jahrszahl, in 12.
. Nun erst trat Wi l l iam Turner auf, der erste englische
Origmalschnftsteller über Botanik. Geboren zu Morpeth in Northumberland,
- das Jahr ist unbekannt, ~ ward er mit Unterstützung
des hir Thomas Wentworth zu Cambridge im Pembroke Colle?
erzogen, und ist als Student daselbst 1538 verzeichnet. Er studirte
Theologie und Medicin, eine damals vornehmlich unter Protestan
ten mcht seltene Verbindung, und ward als Theologe einer der
eifrigsten Vertheidiger der Keformation. Der Bischof Gardiner
hess ihn deshalb eine Zeit lang einkerkern. Wieder in Freiheit
gesetzt, verliess er England, und kehrte erst nach dem Tode Könis
Heinrichs VIH. im Jahr 1547 dahin zurück. Den grössern Theil
dieser Zeit verlebte er zu Köln, hielt sich aber auch in mehreni
andern Städten bald länger bald kürzer auf, namentlich zu Basel
und zu Ferrara, wo er die medicinische Doctorwürde erwarb (nach
Sprengel irrig zu Padua). Auch Luca Ghini' s Vorträgen zu
Bologna wohnte er bei, und mit Konrad Gesner in Zürich
schloss er eme innige Freundschaft. Nach der Thronbesteigung
Eduards VI. im Jahre 1547 kehrte er nach England zurück, ward
Leibarzt des Protectors Herzogs von Sommerset, und erhielt verschiedene
reich dotirte geistliche Pfründen, eine Präbende zu York
ein Canomcat zu Windsor und die Dechanei Wells. Die deutsche
Uebersetzung Pulteney's lässt ihn um diese Zeit auch Doctor der
Medicin zu Oxford werden, was er bereits in Ferrara geworden
wan Ich weiss nicht, ob das ein Versehen des Verfassers, oder
seines Uebersetzers ist Als 1553
1) Daselbst Seite 40.
B u c h XV. Kap. 3. §.55. 393
nach des Königs Tode seine Schwester Maria zur Herrschaft gelangte,
und die Verfolgung der Protestanten aufs Neue begann,
wanderte Turner zum zweiten mal aus nach Köln, und kehrte erst
nach der Thronbesteigung der Königin Elisabeth zurück, welche
ihn in alle seine Aemter und Würden wieder einsetzte, und auch
sonst ihn bis an seinen Tod im Jahr 1568 vielfach begünstigte.
Ich übergehe seine zahlreichen theologischen und sonstigen
nicht botanischen Schriften, und bemerke nur, dass er sich auch
als Ornithologe rühmlich bekannt gemacht hat. Auch seine ersten
botanischen Schriften sind zu unbedeutend, um noch der Erwähnung
zu verdienen, und so selten, dass sie sop;ar vielen der grössten
englischen Bibliotheken fehlen. Was ihn aber mit Recht berühmt
gemacht, ist:
A new herbal l wherin are contayned the names of herbes in
greeke, latin, english, duch, frenche, and in the potecaries and
herbaries latin, with the properties degrees and natural! places
of the same, gattered and made by Wi l l i am Turner . London
1551, folio ohne Pagina, — The seconde parte. Collen (Köln)
1562. — The third parte. London 1568. folio, womit zugleich
part I und II wiederholt erschienen.
„Als Student im Pembroke College, klagt der Verfasser, konnte
ich weder einen griechischen noch lateinischen noch sogar englischen
Namen eines Krauts oder Baums selbst von den Aerzten erfahren;
so gross war die Unwissenheit jener Zeit" (versteht sich in England)
An Handschriften alter Aerzte und Naturforscher scheint
es nach Pulteney damals im Lande fast ganz gefehlt zu haben.
Es war also ein glücklicher Zufall für das Gedeihen der Botanik
auf der Insel, der Turnern zweimal zu einem längern Aufenthalte
in Deutschland und Italien nöthigte. Nur so konnte er sich mit
der Pflanzenkunde des Zeitalters überhaupt ins Gleichgewicht
setzen. Nach dem Urtheil aller dazu Berechtigten that er es vollständig;
Konrad Gesner, Kajus, Tournefort, Haller, Sprengel und
Andre erklären ihn einstimmig für einen Mann von Geist und
Gelehrsamkeit, durch dessen Beobachtungen der Grund zur Flora
E n g l a n d s so wie der Umgegend von Köln gelegt ward.
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