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334 B u c h XV. Kap. 1. §. 45.
schreiben und zugleich abbilden wollte. Dass man Gattungen
und Arten wohl zu unterscheiden habe, darüber spricht er sich
zuerst mit klaren Worten aus»): „Existimandum est autem, nullas
propemodum herbas esse, quae non genus aliquod constituant in
duas aut plures species dividendum. Gentianam unam prisci describunt,
mihi decern aut plures species notae sunt etc." Andrerseits
unterscheidet er auch schon Ar ten und Varietäten. Als ihm
ein Zweig von Hex Aquifolium mit einem einzigen Stachel an der
Spitze jedes Blatts geschickt war, bittet er den Einsender zu untersuchen,
ob der Unterschied constant sei oder nicht«). Als er ein
Cichorium caule fasciato erhielt, dergleichen er selbst schon beobachtet
hatte, antwortete er: „Tu futura aestate diligentius observabis:
nam si ex hujus semine alia nascatur similis herba, rem
secundum naturam esse conjicies; sin minus, praeter naturam."
Dass er bei dem allen seine Pflanzengeschichte alphabetisch
ordnen wollte, kann uns nicht befremden; denn von der Unterscheidung
der Abarten Arten Gattungen und selbst Familien bis
zu einem System der Pflanzen überhaupt ist noch ein weiter, vielleicht
nie ganz ausfüllbarer Raum.
Wäre sein Werk zu stände gekommen, auch als Entdecker
n e u e r Arten würde er glänzen; denn sehr vieles, besonders
Alpenpflanzen, was Clusius die Bauhine und Andre nach ihm beschrieben,
war ihm, wie seine Bilder beweisen, lange zuvor bekannt.
Auch der sinnige Gedanke, verdiente Botaniker dadurch zu ehren
dass man G a t t u n g e n nach ihren Namen benennt , ging von
ihm aus, und mehrmals spricht er darüber in seinen Briefen. So
Hesse sich noch vieles rühmen, was er gewollt, wenn es nicht Zeit
wäre auf das zurück zu kommen, was Andern in einem längern
Leben wirklich zu vollführen vergönnt war.
1) Gesneri epist, medic, fol 94 a. Die folgende Stelle foL 86a.
B u c h XV. Kap. 1. §.46. 335
46.
C h r i s t i a n Egenolph, Eucharius Rhodion, Theodor
D o r s t e n iUS, Wal ther Rivius, Adam Lonicerus,
P e t e r Uffenbach und Balthasar Ehrhardt.
Der Zeitfolge nach wäre jetzt sogleich von Lonicerus zu
sprechen, doch nicht ohne Grund, wie sich bald zeigen wird,
stellte ich einige seiner Vorgänger bis hierher zurück, und werde
einige seiner Nachfolger ihm unmittelbar anreihen. Bei allen Genannten
handelt es sich mehr um die ihren Büchern beigegebenen
Bilder als um den Text; und viele ihrer Bilder gingen in denselben
Formen in einem Zeitraum von mehr als zwei Jahrhunderten
von Buch zu Buch.
Der Urheber dieser Bilder war der frankfurter Buchhändler
C h r i s t i a n Egenolph, der zuerst 1533 den alten deutschen
O r t u s sanitatis oder Gart der Gesundheit, von dem
frankfurter Stadtarzt Euchar ius Rhodion oder Rösl i n neu
überarbeitet, und mit neuen meist nach der Natur gezeichneten,
zum Theil recht gut gelungenen, meist nur zu sehr verkleinerten
Abbildungen in Holzschnitt verziert, abermals herausgab unter dem
Titel: K r e u t e r b u c h von al lem E r d g ewä c h s u. s. w., womit
er zugleich das D i s t i l l i e r b u c h Hieronymi Braunschwig
verband. Ein schwacher Band in fol. mit beinahe 200 Abbildungen,
von denen sich jedoch einige mehrmals wiederholen. Dieselben
Abbildungen bis auf 226 vermehrt, aber bis auf die beigedruckten
Namen und das Register ohne allen Text, Hess Egenolph
1533 nochmals in 4. erscheinen, unter dem Titel: Her bar um
i m a g i n e s vivae, der kreuter lebliche Conterfeytunge.
Nach Trew ist 1536 noch hinzugekommen: Imaginum plantarum
Par s IL Andre Theyl der kreüter conterfeytungen,
mit 65 Figuren, die mir fehlen.
Um dieselben Formen zum dritten mal zu benutzen bediente
sich Egenolph der Hülfe des T h e o d o r i c h Dorstenius. Derselbe
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