i Ii:
I
I ,
j 1M
. iv.i
I
400 R u c h XV. Kap. 4. §. 57.
Niederlassungen in Ostindien haben wir es zu thun. Diese Ereignisse
wirkten zu mächtig, erregten zu heftige vielfach streitende
Leidenschaften, um sogleich für eine ruhige Naturbetrachtung Raum
zu lassen. Erst nachdem der Rausch der Neuheit vorüber war,
als man sich festgesetzt hatte in den eroberten Ländern, und
Aerzte und Geistliche im Gefolge von Kriegs- und Staatsmännern
dahm gingen, und oft länger verweilten, fand auch die fremdartige
Pflanzennatur jener Länder allmälig aufmerksame Beobachter. Und
vielleicht war es ein Glück für die Wissenschaft, dass exotische
Pflanzen nicht gleic,h massenweis, wie später, nach Europa kamen,
dass man sich anfangs fast nur mit den neuen Pleil- und Nahrungspflanzen
der neu aufgeschlossenen Länder und Welttheile beschäftigte.
Denn Ausbreitung ins Weite und Versenkung in die Tiefe halten
niemals gleichen Schritt, sondern eine der beiden Richtungen,
sobald sie vorherrschen wird, hemmt die.andre, und schon^litt
die wissenschaftliche Botanik an Ueberladung mit einer Masse noch
nicht gehörig verarbeiteten Materials.
Da aber sämmtliche Berichte über exotische Pflanzen in diesem
ganzen Zeitraum noch dürftig sind, so wollen wir uns nicht zu
lange dabei aufhalten, und sie nach den Gegenden, worauf sie
sich beziehen zusammenfassen. Ich beginne mit A f r i k a , worüber
ich zwar nur Einen, und dazu für Pflanzenkunde gar dürftigen
Bericht anführen kann, den ich jedoch der Aufmerksamkeit der
Botaniker wieder näher bringen möchte.
A l h a s a n Ibn Mu h amm e d A1 w a z z an A If ä s i , am Ende
des fünfzehnten Jahrhunderts zu Elvira unweit Granada aus einem
vornehmen maurischen Geschlecht entsprossen, wanderte nach der
Eroberung Granada's durch die Christen im Jahr 1491 noch als
Knabe mit seiner ganzen Familie aus nach Fez, und empfing seine
wissenschaftliche Bildung auf der dortigen damals hoch berühmten
Akademie. Nach früh beendigten Studien, vielleicht schon vor
seinem sechzehnten Jahr, begab er sich auf Reisen, und besuchte
bald in Begleitung seiner Verwandten, bald in Geschäften afrikanischer
Fürsten, bald aus eigenem Antrieb, alle Nordländer Afrika's
bis tief ins Innere dieses verschlossenen Welttheils hinein.
f
B u c h XV. Kap. 4, §. 57. 401
ferner Aegypten, Arabien, Syrien, Persien, Armenien und die
Tartarei. Auf der Rückkehr von Aegypten um 1517 fiel er in die
Hände christlicher Corsaren, und ward dem Pabst Leo X, als
Sklave zum Geschenk gemacht. Dieser hatte kaum erfahren, sein
Sklave wäre ein Gelehrter, als er ihm seine volle Gunst zuwandte.
Er wusste ihn zur Annahme des Christenthums zu bewegen, übernahm
selbst das Pathenamt bei ihm, legte ihm seine eignen Namen
J o h a n n e s Leo bei, denen man noch den Namen des Af r ikaner s
hinzuzufügen pflegt, und bewilligte ihm ein ansehnliches Jahrgeld^
In Rom lebte Leo Africanus geraume Zeit, unterrichtete im Arabischen,
lernte selbst, wiewohl nur nothdürftig, das Italiänische
und Lateinische, und schrieb Bücher in beiden Sprachen. Auch
zu Bologna war er 1524, ob auf längere Zeit, und ob der Studien
wegen, ist unbekannt. Später aber kehrte er, nach dem durchaus
unverwerflichen Zeugnisse eines Zeitgenossen, des Orientalisten,
und spätem österreichischen Kanzlers Widmannstadt, nach
Tunis und zum Islam zurück. Der Kanzler erzählt selbst, wie er
kurz vor 1532 nur durch einen Zufall abgehalten sei nach Tunis
zu gehen, um bei Leo Unterricht Im Arabischen zu nehmen. Seitdem
hören wir nichts weiter von Leo.
Nur von seiner Beschreibung Afrikas habe ich hier zu sprechen,
denn von seinen übrigen Reisen wissen wir nichts Genaueres. Sie
war ursprünglich arabisch geschrieben, auf des Pabstes Verlangen
übersetzte sie Leo selbst ins Italiänische, vollendete diese Arbeit
jedoch erst im Jahre 1526, vier Jahr nach seines Gönners Tode.
Das Original ging verloren, die Uebersetzung fiel im Autographon
1550 in R amu s i o ' s Hände, der sie unter dem Titel:
Deila descrittione delF Africa, et delle cose notabili che quivi
sono, per Giova n Leone Africano,
gleich voran im ersten Bande seiner bekannten Sammlung Navig
a t i o n i et viaggi abdrucken liess. Sie ward seitdem vielfach
in verschiedene Sprachen übersetzt, am besten ins Deutsche unter
dem Titel:
J o h a n n Leo' s des Africaners Beschreibung von Africa.
Aus dem Italiänischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen
M e y e r , Gesch. d. Botanik, IV, 26
:. Iii