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404 Buch XV. Kap. 4. 58,
der auch eine Zeit lang dem dortigen botanischen Garten vorstand,
G a b r i e l e Falloppio, kaufte ihn los, und bewirkte 1561 seine
Anstellung als Vorstand des botanischen Gartens und Lector simphcium
zu Padua, wo derselbe 1589 im Alter von ungefähr 70
»fahren starb.
Er war ausserordentlich belesen, vornehmlich in den wenio-er
bekannten Schriften der Alten, wodurch er sich den Kuf grosser
klassischer Gelehrsamkeit erwarb, bis Joseph Scaliger und
Casaubonus die Schwäche seiner philologischen Kenntnisse aufdeckten.
Sein vornehmstes Bestreben war die Erklärung der Heilmittel
der Alten; zu dem Zweck machte er seine Eeisen, verstand
aber das Mittel so wenig zu benutzen, dass er nicht eine einzige
Pflanze beschrieb, viel weniger entdeckte. Der Papierstaude widmete
er ein eigenes von antiquarischer Gelehrsamkeit strotzendes
Buch, und nicht einmal von dieser Pflanze, die er oft genug lebendig
gesehen hatte, lieferte er eine Beschreibung. Auch seine Eeise
beschrieb er nicht; wir besitzen überhaupt von ihm nur eine des
Gelehrten unwürdige Strei tschri f t gegen Mattioli, worin er
Hypothesen mit Hypothesen bekämpft, und die genannte Schrift
de Papyro, Venetiis 1572, in 4. Seines Rufes wegen glaubte ich
ihn nicht übergehen zu dürfen; zu den wahren Naturforschern
möchte ich ihn nicht rechnen.
Auch sein Nachfolger zu Padua J a c o p o Antonio Cortusi
hatte den Orient bereist, bekannt gemacht durch den Druck hat
er gar nichts.
Mehr als alle genannte leistete Leonhart Rauwolf durch
sdne orientalische ßeise für die Erweiterung der Pflanzenkennt^
niss, Er war ein Augsburger, vermuthlich etwas jünger als Guilandinus,
und zählte unter seinen nähern Verwandten sehr angesehene
Kaufleute, denen er viel zu verdanken bekennt. Die Reiselust
bewegte ihn von Kindheit an, und trieb ihn, seine medicinischen
Studien auf italiänischen und französischen Universitäten zu
machen, hauptsächlich zu Montpellier, wo Ronde l e t , der unserer
Wissenschaft so viel tüchtige Schüler zugeführt, auch sein Lehrer
war. Wie eifrig er daselbst mit seinem Freunde Jeremias Mar-
B u c h XV. Kap. 4. §. 58. 405
t in botanisirt, wie viel hundert Simplicia er sich dadurch „zu
einem sonderlichen Schatz" zusammengebracht, erzählt er selbst
in der Zueignung seiner ßeisebeschreibung. Nach Augsburg als
Doctor der Medicin zurückgekehrt, erhielt er die Stelle des Stadtarztes
daselbst. Als aber einer seiner Verwandten, ein Kaufmann,
der eine Commandite in Marseille besass, und von dort aus den
levantinischen Handel auf eignen SchifFen betrieb, ihm vorschlug
eine Reise dahin zur Förderung des Drogueriehandels gegen einen
anständigen Gehalt mitzumachen, ergriff er das Anerbieten mit
Begierde, nahm Urlaub vom Magistrat, trat im Mai 1573 die Reise
nach Marseille an, und segelte noch im September desselben Jahrs
von da nach der Levante ab. Von Trípoli in Syrien ging er über
Aleppo nach Bir, den Euphrat hinab bis Bagdad, weiter nordwärts
durch Kurdistan nach Mossul am Tigris, und kehrte über Orfa,
Bir, Aleppo zurück nach Trípoli. Von dort aus besuchte er den
Libanon, Jerusalem und die übrigen heiligen Orte, und kehrte
endlich von Tripoli über Venedig nach Augsburg zurück, wo er
im Februar 1576 wohlbehalten eintraf. In der Tracht des Morgenlandes
wusste er bald als Kaufmann, bald als Arzt, überall ein
gutes Vernehmen zu den Landesbewohnern zu bewahren, führte
auf der ganzen Reise ein genaues Tagebuch, worin er auch die
merkwürdigeren Pflanzen, die er gefunden, von Ort zu Ort verzeichnete,
doch nur zum Theil kurz beschrieb, und brachte auch
ein für jene Zeit ansehnliches sorgfältig behandeltes Herbarium
mit zurück. In Augsburg erhielt er sofort wieder eine Anstellung
als Arzt beim Pesthause. Als der Magistrat aber 1588 alle Protestanten
auswies, legte er seine Stelle nieder, und fand sogleich
eine neue ehrenvolle Anstellung als Stadtarzt in Linz. Doch lange
verweilte er auch dort nicht, sondern ging als Militärarzt mit der
österreichischen Armee nach Ungarn, wo in der Festung Hatvan
eine Krankheit sein unstätt thätiges Leben im Jahr 1596 (nicht
1606, wie viele Literatoren unrichtig angeben) endigte.
Die drei ersten Bände seiner Reisebeschreibung, welche den
vollständigen Text enthalten, erschienen 1581 zu Augsburg, 1582
zu Frankfurt, 1583 zu Lauingen in 4., und bilden zusammen einen
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