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B u c h XV. Kap. 5. §. 61.
allgemeinen Betrachtung, die Kenntniss des Besondern zu fehlen
pflegte, so ergingen sie sich entweder nur an der Oberfläche, oder
verirrten sich, wenn sie einen Schritt weiter zu gehen wagten, in
haltungslose Träumereien. Nur Ma r ant a macht eine rühmliche
Ausnahme. Doch bevor ich von ihm spreche, erst ein paar Worte
über Hieronymus Cardanus.
Da ich von seinen botanischen Leistungen wenig zu melden
habe, darf ich mich auch bei seinem Leben nicht lange auftialten
Zu Pavia aus einem altadlichen Geschlecht 1500 oder 1501 geboren
(beide Zahlen giebt er selbst an verschiedenen Stellen an), erreichte
er trotz seiner zarten Constitution, schwachen Gesundheit, und
eines hohen Grades von Leidenschaftlichkeit, doch das Jahr 1576,
und verbrachte sein unstates Leben theils als praktischer Arzt,
theils und hauptsächlich als Lehrer an verschiedenen italiänischen
Universitäten. Kurze Zeit verweilte er in England, wohin er als
Arzt berufen Avar.
In seinen ein und zwanzig Büchern de Subt i l i tat e lieferte
er eine im Ganzen ziemlich systematisch gehaltene, doch von mancherlei
Fremdartigem durchwebte Kosmologie, Physik, Naturgeschichte,
Antropologie, Dämonologie und Theologie, alles originel,
doch voll der wunderlichsten Träumereien. Sein späteres Werk
in siebzehn Büchern de Kerum Var ietat e ist nur eine Ergänzung
des vorigen. In jenem handelt das achte, in diesem das sechste
Buch von den Pflanzen. „Sed cum omnium plantarum differentiae,
heisst es zu Anfang, quasi numero careant, nostri propositi
non est de his diff'use tractare, velut de metallis fecimus. Nam
obscuriora tantum, non quae subjiciuntur oculis, attingere destinaviums;
ob hoc brevissima plantarum et animalium historia erit."
Die specifischen Unterschiede der Pflanzen sollen gesucht werden
1. vor allem in ihren Kräften, 2. im Geruch, 3. im Geschmack,
und endlich 4. in der Gestalt ihrer Theile. Hiernach müsse man
1) Man sehe darüber, nächst seiner Selbstbiographie, die der Gesammtausgabe
seiner Werke vorgedruckt ist, vornehmlich Th. Ä, Rixner und Th.
Siber, 'Lehen und Lehrmeinungen herühmter Physiker u, s. w. Zweites Hejt: Hieronymus
Cardanus, Sulzbach 1820, in 8.
Buch XV. Kap. 5.
die Pflanzenarten in der Natur, nicht im Dioskorides aufsuchen.
So steht bei Cardanus durchgängig Gesundes und Krankhaftes in
unauflöslicher Verbindung. Hin und wieder werden Arten, die
ihm besonders merkwürdig erschienen, beschrieben, wie z. B. Capsicum
annuum unter dem Namen Siliquastrum; doch weder eine
ausgebreitete und genaue Pflanzenkunde, noch einen tiefern Blick
in die Natur der Pflanze überhaupt wird man bei ihm gewahr.
Das Ungewöhnliche, wenig Bekannte, vor allem das Wunderb
a r e fesselt seine Aufmerksamkeit, und zieht ihn ab von den
einfachen Naturgesetzen, deren Betrachtung doch eben die Aufgabe
des philosophischen Botanikers ist.
Das Werk de Subt i l i tat e erschien zuerst Norimbergae 1550
in fol, und seitdem öfter, das de Kerum Varietate Basileae
1557 in fol. In der Ausgabe seiner Ope r a, Lugduni 1663, 10
vol. in fol. bilden diese beiden Werke zusammen den dritten Band.
Einen beissenden Gegner fand Cardanus an dem berühmten
Philologen Julius Cäsar Scaliger. Durch seine Exoter icae
e x e r c i t a t i o n e s de subt i l i tat e adversus Cardanum, Lutetiae
1557 in 4. und öfter wiederholt, rühmt er sich hämischer Weise,
doch ohne Grund, den Cardanus todtgeärgert zu haben. An Pflanzenkenntniss
fehlte es ihm noch mehr als seinem Gegner, und
seine einzige Richtschnur in der allgemeinen Botanik ist Theophrastos.
Seines Commentars zum Theophr a s tos und zum
P s e u d o - A r i s t o t e l e s von den P f lanze n erwähnte ich schon
im ersten Bande Seite 170 188 und 324.
§. 62.
B a r t o l o m e o Maranta,
Bei weitem höher steht, wenn auch nicht als Talent, so doch
seiner Leistung nach als klar denkender, umsichtig beobachtender,
seinen eignen Weg verfolgender Botaniker, Bartolomeo Mar
a n t a . Von seinem Leben wissen wir wenig. Venusa im Neapolitanischen
war seine Vaterstadt, Luca Ghiui sein hochverehrn
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