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B u c h XV. Kap. 1. §. 47.
§. 47.
R e m b e r t u s Dodonäus.
Fast dreihundert Jahr nach seinem Tode hatte dieser Mann
noch das Glück einen gelehrien Landsmann zu finden, der, unterstützt
von reichem Material, mit wahrer Liebe zur Sache sein
Leben beschrieb, seine Charakteristik entwarf, seine Werke mit
bibliographischer Genauigkeit verzeichnete, ihren Inhalt analysirte,
und ihm damit ein so würdiges Denkmal stiftete, wie in neuerer
Zeit kaum einem zweiten gleich alten Botaniker zu Theil ward.
Es heisst:
P. J. Van Meerbeeck, de Malines (aus Mecheln), recherches
historiques et critiques sur la vie et les ouvrages de Eember t
D o d o e n s (Dodonaeus). Malines 1841, 354 Seiten in 8. mit
des Dodoens Brustbilde,
Ich werde selten von ihm abzuweichen genöthigt sein. Fügt man
diesem Werke hinzu, was Treviranus in seiner oft citirten
Schrift über den Werth der Abbildungen in des Dodoens verschiedenen
Werken sagt, so hat man alles beisammen, was ausser
seinen eignen Werken zur Würdigung des Schriftstellers dient.
ß e m b e r t Dodoens ward geboren 1517 zu Mecheln, wo
sein Vater Dodo Dodoens, ein Kaufmann und von Geburt ein
Friese, sich niedergelassen hatte. Daher Hallers von Andern
wiederholter Irrthum, Rembert selbst wäre ein geborener Friese.
Früh bezog dieser die Universität Löwen, und studirte mit solchem
Erfolg, dass er in seinem achtzehnten Jahre Licentiat der Medicin
ward; aber nicht Doctor, wie Andre vorgegeben; den Doctorhut
erwarb er sich nach Meerbeeck niemals. Er beschränkte sich jedoch
nach der Sitte seiner Zeit nicht auf das medioinische Studium im
engern Sinn, seine Werke verrathen auch den gründlichen Kenner
des klassischen Alterthums, und die Botanik, die damals freilich
noch zur Medicin gerechnet ward, war stets sein Lieblingsfach.
In früherer Zeit beschäftigte er sich auch sehr ernstlich mit der
Astronomie und Geographie. Nach dem Zeugniss seines Freundes,
des friesischen Historiographen Suffridus P e t r u s , besuchte er
Buch XV. Kap. 1. §. 47. 341
zu seiner weitern Ausbildung in der Medicin noch viele deutsche
französische und italiänische Universitäten. Mehr wissen wir nicht
von seinen Reisen; auch Meerbeeck hat nur noch ermittelt, dass
sie nothwendig in die Zeit zwischen 1535 und 1546 fallen müssen,
und stellt die Vermuthung auf, Dodoens habe sich in letzterm
Jahre zu Basel befunden i). Im Jahre 1548 ward er zum Stadtarzt
seiner Vaterstadt Mecheln ernannt. Ausser der ärztlichen Praxis
beschäftigte ihn jetzt auch die Unterweisung junger Männer in
den Anfangsgründen seiner Wissenschaft, und die Stunden seiner
Müsse füllte die Botanik aus, ohne dass er je darüber zu schreiben
dachte, bis sein Freund der Buchhändler Johann Vanderloe zu
Antwerpen, welcher schon 1548 seine J s a g o g e co smographica
in ast ronomiam et g eogr aphi am gedruckt hatte, ihn aufforderte,
eine Geschichte der Pflanzen in flamändischer Sprache
zu schreiben. Dodoens ging auf den Vorschlag ein, und Vanderloe
kaufte und benutzte zur Ausstattung des Werks die Formen, die
zur Octavausgabe des Werks von Fuchs gedient hatten 2). Der
Druck des Werkes begann 1552, doch erschien es erst zwei Jahr
darauf.
In der Zwischenzeit erschienen von ihm die zwei folgenden
Werke;
R e m b e r t i Dodonaei de frugum historia liber unus. Ejusdem
epistolae duae, una de farre, Chondro, trago, ptisana.
1) Meerb eeck pag. 10 und 11, schliesst das aus einem Werke, welches
folgenden Titel führen soll: Paulus Aegineta a Joanne Guintero latine
conversus, a R ember to Dodonaeo ad graecum iexlum. accurate collatus et recensitus,
Basileae 15i6, in 8. Ich finde es sonst nirgends angegeben, und vermuthe
eine Verwechselung mit folgendem n i c h t zu Basel, sondern zu
K ö l n erschienenen Werke: Pauli Aeginetae de Jebrihus et iis, quae fehrlbuii
superveniunt, Uber unus, Jo. Guinthero inlerprete, mine recens recognitus ac repnrgatus
per Remh ertmn Dodonaeum. Coloniae 1546, in 8. Ich zweifele daher,
ob Goethals recht hat, wenn er dem Dodoens nur die C o r r e c t u r des
D r u c k s , oder Meer b eeck, wenn er ihm die R e v i s i o n der Uebersetzung
selbst zuschreibt.
2) Es ist ein kleines Versehen bei Meerbeeck, dass er von den Abbildungen
der Ausgabe in Folio spricht.