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268 Buch XIV. Kap. 3. §. 38. B u c h XIV. Kap. 3. §. 38. 269 M,
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bewahrt wird; doch je weiter wir zurückgehen, desto seltener
kommen sie vor und verschwinden bald ganz. Es war damals
offenbar noch eine neue Avenig verbreitete Erfindung. Zwar lesen
wir oft, dass die bedeutenderen Botaniker einander seltene Pflanzen
zuschickten, theils gezeichnet, theils in Natura; und wer sie versandte,
behielt wohl auch Exemplare davon für sich selbst zurück,
besass also ein Herbarium; es fragt sich aber in welchem Zustande
sich die versandten Pflanzen befinden mochten. So spricht z. B.
M a t t i o l i in der Dedicationsschrift schon der altern, mehr noch
der neuern Ausgaben seines Commentars zum Dioskorides, unter
andern in den Ausgaben von 1554 und 1565, von Pflanzen, die
ihm von verschiednen Seiten zugeschickt waren; aber so unbestimmt,
dass man nicht weiss, waren es wirklich kunstmässig eingelegte
Exemplare? oder zusammengeballte, wie die Droguen der Apotheker?
oder waren es lebendige Pflänzlinge? oder nur Samen? oder gar nur
Zeichnungen? oder Beschreibungen? In einem Briefe an Maranta^)
sagt er aufrichtig: „Non negaverim pluresme dedisse plantarum imagines,
quae e siccis plantis ad me transmissis delineari curaverim; sed
afi'irmaverim etiam, quod aquae gelidae maceratione contractas e
siccitate rugas adeo in iis extenderim, ut hac ratione redivivae et
parum admodum a viridibus distantes viderentur." Das könnte
auch ein neuerer Botaniker sagen, nachdem er Blumen- und Fruchtanalysen
gemacht, ohne dass man daraus auf einen schlechten Zustand
der Exemplare schliessen dürfte; bei Mattioli, der auf die
genaue Darstellung der Fructificationsorgane so wenig gab, schliesse
ich daraus, dass die übersandten Pflanzen gar nicht gehörig eingelegt,
sondern bündelweis getrocknet waren. In einem andern
Briefe an Georg Marius 2) 1558, also zwei Jahr nachLuca Ghin
i ' s Tode geschrieben, spricht er von der ausserordentlichen
Liberalität, womit dieser grosse Pflanzenkenner sein Werk unterstützt
habe, und erzählt: „cum is decrevisset volumina quaedam.
1) Mattioli opera, edid. C. Bauhinus. Epistola.ru,n meAicinaUum Uber
IV, pag. 169.
2) X. c, Uber III, pag. 118,
quae de plantis conscripserat, una cum imaorinibus in lucem edere,
visis perlectisque commentariis nostris, non solum ad me gratulatorias
scripsit literas, quod illum praevenerim ejusque sublevaverim
labores, sed et quam plurimas misit plantas, quas illi sane refero
acceptas, ubi earum iraaginibus nostram ornavimus Dioscoridem."
Soll ich das auf wirkliche wohl getrocknete Pflanzen beziehen,
oder auf die Abbildungen, die Ghini für sein eigenes Werk vorbereitet
hatte. „Ich weiss es nicht. Lobelius beschuldigt in der
Vorrede zu seinen von How edirten Illustrationes stirpium die von
Mattioli herausgegebenen Pflanzenabbildungen der Untreue, und
schliesst mit den Worten: „hoc iconibus pluribus evenire solet,
quando et quoties lineamenta ex plantis siccis rugos i s et cont
r a c t i s designare cogimur." Auch er scheint demnach noch keine
gehörig eingelegte Pflanzen gekannt zu haben.
Sicherer sind unsre Nachrichten über ein paar Herbarien derselben
Zeit in Italien. Ulisse Aldrovandi zu Bologna, geboren
1522, gestorben 1605, hatte ein grosses Naturaliencabinet gesammelt,
was er nach seinem Tode der Universität hinterliess. Einer der
spätem Aufseher desselben, O v i d i u s Mon t a l b a n u s i), führt
unter Aldrovandi's nachgelassenen Schriften einen Index plantarum
omnium auf: „quas in 16 voluminibus diversis temporibus exsicc
a t a s a g g l u t i n a Vit." Von welcher Art dies Herbarium sein
mochte, und dass es wahrscheinlich mehr sogenannte Curiositäten
als verschiedene Pflanzenarten enthielt, lässt freilich des Eigenthümers
gedruckte D e n d r o l o g i a , opus ab Ovidi o Montalbano
1) Jo. Antonii Bumaldi bibliotheca botanica pag. 26'der Ausgabe, welche
Seguier als Anhang zu seiner eignen Bibliotheca botanica, Haga-Comitum 1740
in -4. besorgte. Die Original-Ausgabe war Bononiae 1657 in 24. erschienen,
und gehört zu den literarischen Seltenheiten. — Der pseudonyme Name Jo.
Antonius Bwmaldus ist durch Versetzung der Buchstaben aus Ovidius Montalbanus
gebildet. Unter dieser Larve spricht der Verfasser an verschiedenen
Stellen sehr unbefangen von den schriftstellerischen und sonstigen Leistungen
des Ovid': AIontalbaHus, also seinen eigenen; was um so weniger auffällt,
da er alle Bologneser vor Andern rühmt. Dass er der aldrovandischen Sammlung
vorstand, erzählt er pag, 3H in dem Artikel über sich selbst unter seinem
rechten Namen.