150 Buch Xlir. Kap. 3. §. 19. B u c h XIII Kap. 3. §. 19. 151
Pflanzenciiltur seine eigene Erfahrung den Lehren Anderer oft
ohne Scheu gegenüber stellt, so benimmt er sich bei der Botanik
mehr einem wohl unterrichteten Dilettanten gleich. Nur wo ihn
Albert, den er vor allen zu ehren scheint, und Platearius verlassen,
w^agt er sich auch mit eigner Beobachtung hervor. Ansehnlich
bereichert hat er demnach seine Lieblingswissenschaft nicht, wiewohl
sie ihm docli manche gute Bemerkung verdankt; aber gefördert
und verbreitet hat er sie vor Andern durch sinnige Zusammenstellung
des passend Ausgewählten und durch die genaue Verknüpfung
des eigentlich Natuiwissenschaftlichen mit der Kunst des
Pflanzenanbaus, wodurch jenes sogleich eine neue ansprechende
Beziehung aufs Leben gewann. Man tadelt an ihm die zahlreichen
Anweisungen zum Pfropfen verschiedenartiger Bäume auf einander;
man vergisst, dass diese Liebhaberei durchs ganze Alterthum und
Mittelalter geht, und übersieht, dass bei weitem das meiste der
Art, was er vorbringt, aus Palladius genommen ist, dem er zwar
hie und da widerspricht, den er jedoch im Ganzen offenbar höher
schätzt, als er verdient.
Bevor ich nun dies allgemeine Urtheil durch specielle Nachweisungen
begründe, gebe ich eine kurze Uebersicht des Inhalts
der acht ersten Bücher, und ein Verzeichniss der Schriftsteller,
die Petrus in derselben citirt.
Buch I handelt von der Landwirthschaft überhaupt;
I I von der Natur der Pflanzen überhaupt, und von der
Fruchtbarkeit des Bodens und deren Ursachen;
I I I von den Feldfrüchten ins Besondere, ihrer Cultur und
ihrem Gebrauch;
IV von der Weinrebe, ihrem Anbau und ihrer Benutzung;
V von den Bäumen, ihrer Zucht und Benutzung;
VI von den Gärten (de hortis) und den Kräutern, den zahmen
sowohl als den wilden, und ihren Kräften;
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VII von den Wiesen und Wäldern;
„ VIII von den Lustgärten (de viridariis.)
Die vier letzten Bücher handeln von der Viehzucht und dem innern
Haushalt, und erwähnen nur beiläufig mitunter einer Pflanze.
Noch muss ich bemerken, dass sich die Zahlen der von mir
citirten Kapitel auf die mailänder Ausgabe der italiänischen üebersetzung
beziehen. Ich war zu dieser Auskunft, so unbequem sie
ist, genöthigt, weil die Kapitel in den ältern und bessern lateinischen
gar nicht, in den baseler Ausgaben auch nur so weit numerirt
sind, als sie nicht von besondern Pflanzen handeln. Da diese
Kapitel des III, V und VI Buches nach den Namen der Pflanzen
alphabetisch geordnet sind, hielt der Herausgeber die Zählung
ür überflüssig. Da jedoch alle Ausgaben ein Inhaltsverzeichniss
besitzen, so lässt sich leicht ermitteln, das wievielste ein jedes
Kapitel in jeder Ausgabe ist. Man darf dabei nur nicht unbeachtet
lassen, dass einige Kapitel nicht in allen Ausgaben an derselben
Stelle stehen, einige in gewissen Ausgaben fehlen.
V e r z e i c h n i s s
der von Petrus de Crescentiis in den acht ersten
B ü c h e r n seines Werks citirten Schriftstellern.
A f r i c a n u s IV, 21 (nach Geoponic. V, 45).
A l b e r t u s I, 2. II, 8. 9. 10. 19. 23. III, 3. 12. 13. IG. IV, 11. V, 2.
13. 16. 17. 18. VI, 1. 42. 127 (in libro, quem fecit de plantis)
VIII, 7. 8. Oft auch stillschweigend benutzt.
A n a x a g o r a s II, 2 (nach Varrò).
A r i s t o t e l e s II, 2. 3. 21. V, 19. VI, 63 (vielleicht durchgängig
nach Albert dem Grossen).
A v i c e n n a nächst Palladius am häufigsten, gegen 40 mal; aber
in der lövener Ausgabe einmal, IV, 21, zu streichen. Die Stelle
ist aus Geoponic. V, 45 wörtlich abgeschrieben und heisst: ajunt
enim [Avicenna] Democritus et Africanus. Ohne Zweifel entstand
der Zusatz durch Wiederholung und falsche Lesung der
Worte ajunt enim.
B u r g u n d i u s in libro de vindemia, quem de Graeco transtulif
in Latinum 1), IV, 21. Burgundius 29. In libro vindemiae a
1) Er hatte unter diesem Titel ein Bruchstück der Geoponica übersetzt.
Man sehe über ihn jFabricti hihliotli, latina med. et infim, aetatis^ und Man'
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