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16 B u c h XII. Kap. 1. i 2.
nicht befriedigen, es gab nur zweierlei Stellungen im damaligen
bürgerlichen Leben, die ihm zusagen konnten, die des Arztes oder
die des Mönches. Letztere war ehrenvoller und in vieler Hinsicht
vortheilhafter. Der kaum gegründete Orden der Dominicaner, der
den Unterricht in weitestem Umfange zu seinem Hauptgeschäft
machte, musste seiner Neigung vollkommen entsprechen; die persönliche
Bekanntschaft mit dem ausgezeichneten Ordensgeneral
Bruder Jordan, der alles aufbot bedeutende Geisteskräfte für den
Orden zu gewinnen, mag seinen Entschluss entschieden haben,
ohne dass es dazu dämonischer Einflüsse bedurfte. Erzählt wird,
ein teuflischer Traum hätte ihn vom Eintritt in den Orden zurückgeschreckt,
und am Tage darauf hätte er eine Predigt des Pater
Jordan gehört, worin derselbe, ohne von jenem Traum zu wissen,
des Teufels Kunstgriffe durch solche Träume vom geistlichen
Stande abzuhalten, so lebhaft geschildert, dass eine göttliche Fügung
darin unverkennbar gewesen sei. Genug Albert ward durch Pater
Jordan selbst in den Orden aufgenommen.
Man pflegt dies Ereigniss in das Jahr 1221 zu setzen, Echard
zeigt, dass es erst 1223 eingetreten sein kann, weil Pater Jordan
im Jahr 1221 noch nicht Ordensgeneral, im folgenden Jahre aber
nicht in Italien war. Albert zählte also bei seinem Eintritt in den
Orden 30 Jahr. Wäre er, wie Jammy will, 13 Jahr später geboren,
so Hesse sich eine so frühe Aufnahme in den Orden und ein
so früher Ruf philosophischen Wissens kaum begreifen. Jetzt
gehörten theologische Studien, wie sich von selbst versteht, zu
seinem Beruf, und wie sehr er sich bald auch als Theologe auszeichnete,
und wie zahl- und umfangreich auch seine theologischen
Schriften sind, ist bekannt genug. Wir haben es nur mit dem
Naturforscher zu thun. Jammy lässt ihn auch schon zu Padua
als L e h r e r der Phi losophi e (ut abstrusissima quaeque aperiret)
auftreten, und Wahrheitsuchende von allen Seiten zu ihm
herbeiströmen. Petrus de Prussia weiss davon noch nichts. Eine andre
Frage ist, ob nicht einige seiner philosophisch-naturwissenschaftlichen
Werke bereits in Padua entstanden; auch daran zweifle ich, verspare
aber die Gründe meiner Vermuthung auf den nächsten Paragraph,
B u c h XIL Kap, 1. §. 2. 17
1
Wenige Jahre nach seinem Eintritt in den Orden, wie Petrus
ohne nähere Zeitbestimmung sagt (cap. 5, pag. 90), sandten ihn
seine Obern, um mit ihres Bruders Pfunde zu wuchern (ut sol ille
pluribus illucesceret, Jammy) als Lector , d. h. Lehrer, nach
Deutschland, und zwar von Kloster zu Kloster, zuerst nach Köln,
von da in das im Jahr 1233 neu errichtete Kloster zu Hildesheim,
von da nach Freiburg im Breisgau, dann auf zwei Jahr nach
Regensburg, zulezt nach Strasburg. Von hier aus kehrte er endlich
wieder nach Köln zurück, wo er von nun an, den grössern
Theil seines Lebens zubrachte, und zahlreiche zum Theil ausgezeichnete
Schüler bildete. Ich nenne nur einige der bekannteren,
den Thoma s Brabant inus oder de Cant iprato, der uns im
nächsten Kapitel als Verfasser des Buchs de naturis rerum, was
Einige auch dem Albert zuschreiben wollten, beschäftigen wird;
den Thomas de Aquino, der als speculativer Philosoph seinen
Lehrer bald noch überragte; den Ul r i cus Engelber t i de Arg
e n t i n a , bekannt als Theologe und Naturphilosoph, obgleich
seine Werke noch ungedruckt liegen. Von seinem Meister sagt
derselbe (bei Petrus cap. 3, pag. 87): adeo divinus fuit Albertus,
ut congrue nostro tempore Stupor et miraculum dici possit.
In den Anfang dieser Periode, etwa in die Jahre 1230—1232,
legt Echard wieder eine rein hypothetische Reise Alberts nach
Paris und einen einjährigen Aufenthalt daselbst, aus zwei Gründen,
einmal weil der Orden jährlich aus jeder seiner Provinzen drei der
am meisten versprechenden jüngern Brüder zum Zweck höherer
theologischer Ausbildung nach Paris zu senden pflegte, und dann
auch weil Thomas de Cantiprato^) von einer Vision spricht, die
Albert in Paris gehabt habe, und die er, wie Echard meint, nur
in seiner Jugend gehabt haben könne. Albert selbst soll seinem
Schüler erzähl! haben, es sei ihm zu Paris ein Dämon in der
Gestalt eines Ordensbruders erschienen, und habe ihn in Versuchung
geführt, den Studien zu entsagen: Das, meint Echard, passe nicht
zu der Zeit seines spätem pariser Aufenthalts, von dem sogleich
1) Thomae de Cantiprato bonum universale de apibus IJ^ cap. 57. §. 34
Meyer, Gesch. d. Botanik. IV. 2
im