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64 Bu c h XII. Kap. 1. §. 5.
T r a c t a t u s secundus.
D e effectibus plantarum.
Diese aus sechs langen Kapiteln bestehende generelle Heilmittellehre,
hauptsächlich nach Avicenna, deren Text noch dazu
selbst in den Handschriften, noch mehr in den Ausgaben entstellt
und lückenhaft ist, übergehe ich wieder als unwesentlich für unsern
Zweck, bis aaf eine Stelle, in der sich mehr als sonst im ganzen
Werk Alberts schwache Seite, seine HinneieOru noO; zum AberÄo- lauben
verräth. Ich schicke voraus, dass Albert bei allerlei wunderlichea
Dingen, die er mittheilt, zuweilen auch Hermes citirt, dann aber
hinzuzufügen pflegt, er selbst hätte darüber keine eigne Erfahrung,
Nur einmal, hier am Schluss seines fünften Buchs, gedenkt er der
übernatürlichen oder, wie er es nennt, göttlichen Kräfte gewisser
Pflanzen mit folgenden Worten: „Sed, quod oportet adjungere, est,
quod etiam quaedam (sc. plantae) habere videntur effectus divinos,
quos hi, qui in magicis student, magis insectantur: sicut Betonica
divinationem praebere dicitur, et Verbena (Berbena, Editt.), quae
amorem, et ea, quae vocatur herba Meropis, quae dicitur aperire
seras clausas. Et sunt multae tales, de quibus scribitur in Ii bri s
i n c a n t a t i o n i s Hermetis philosophi et C o s t a Ben Lucae
p h i l o s o p h i et in libris de physicis ligaturis inscriptis.
Das ist, nichts vertuscht, und nichts in zu günstiges Licht
gestellt, Alberts generel l e Botanik, die erste ihrer Art; denn
Theophrastos verfolgte, wie Avir sahen, einen ganz andern Plan.
Was Albert vorfand, die zw^ei Bücher des Nikolaos, störte ihn mehr
in seinem eignen streng systematischen Gange, als es ihn förderte;
und nach ihm verstrichen Jahrhunderte, bevor ein zweites, dem
seinigen auch nur entfernt vergleichbares Werk erschien. Und
noch dazu, die Fehler seines Werks verschuldet sein Zeitalter, die
Vorzüge desselben gehören ihm allein an.
§. 5.
A l b e r t s specielle Botanik.
Für uns das Wichtigste in Alberts Pflanzenwerk ist das
s e c h s t e Buch: de speciebus quarundam plantarum,
B u c h XII. Kap. 1. §. 5. 65
indem es weniger beladen mit müssiger Speculation über Dinge,
zu denen doch keine Speculation mit Sicherheit fortschreitet, zwar
nicht den Umfang, doch den Gehalt der eigentllichen Pflanzenkunde
Alberts kund giebt. Er selbst legt wenig Werth darauf.
„In hoc sexto libro, sagt er, magis satisfacimus curiositati studentium
quam philosophiae. De particularibus enim philosophia esse
non poterit . . . . Experimentum (das heisst Erfahrung, nicht etwa
Versuch) enim solum certiflcat in talibus, eo quod de tarn particularibus
naturis syllogismus haberi non potest/^ Doch versichert
er, was er mittheile, entweder selbst beobachtet, oder aus solchen
Schriftstellern genommen zu haben, von denen er überzeugt sei,
dass sie nicht leicht etwas vorbrächten, was sie nicht durch eigne
Erfahrung bestätigt hätten. Dies Vertrauen schenkt er vor Allen
dem Avicenna, der es freilich nicht verdient.
;S"ach diesem Vorwort handelt er im ersten Tractat von Bäumen
und Sträuchen, im zweiten von Stauden und Kräutern in
alphabetischer Ordnung. In vielen Artikeln tritt die Schärfe seiner
Beobachtungen überraschend hell ans Licht; wo ihm aber die
eigene Anschauung fehlte, verlässt er sich am liebsten auf Avicenna.
Nur von dem, was ihm eigen ist, werde ich einiges ausheben, bei
weitem nicht alles, kann darüber jedoch fast nur wiederholen, was
ich bereits 1837 in der Linnäa Band XI, Seite 557 ff. mitgetheilt
habe, wiewohl einiges, zumal nach den später erst von mir benutzten
Handschriften zu berichtigen ist. Die Nummern der Kapitel
anzugeben, überhebt mich die alphabetische Ordnung, die ich
noch etwas genauer wie Albert beobachten werde.
T r a c t a t u s primus.
D e arboribus.
A b i e s . — Darunter versteht Albert einmal die ganze linneische
Gattung Pinns, wovon er sechs Arten unterscheidet, und dann
zwei Arten unsrer jetzigen Gattung Abies, von denen er kurz nach
einander handelt, ohne ihnen besondre Namen beizulegen. Es sind
1 und 2. Abies, unsre Abies Picea und excelsa, ferner
Meyer, Gesch. d. Botanik. IV. 5