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B u c h XIII. Kap. 2. §. 15. 133
ausführlichsten Bericht Hess angeblich Giusepp o V e n n i nach einer
Handschrift vom Jahre 1401 im folgenden Werke, welches mir
leider fehlt, lateinisch abdrucken:
Elogio storico delle geste del beat o Odorico, con la storia da
lui dettata de' suoi viaggi Asiatici illustrata. Venez. 1761 in 4.
Tiraboschii zweifelt indess nicht ohne Grund, ob es das unverfälschte
Original, oder durch fremde Zusätze verunstaltet sei.
Zwei italiänische Versionen der Reise Hess ß amu s i o am Schluss
des zweiten Bandes seines Navigazioni e viaggi abdrucken. Die
e r s t e ausführ l ichere, worin der Reisende zu Anfang il beato
Odorico da Udine, am Schluss Fra Odorico di FriuH genannt
wird, worauf sich Guglielmo di Solona als den Concipienten des
Berichts zu erkennen giebt, soll, wiewohl etwas verkürzt, doch im
Ganzen mit der vorgenannten lateinischen Ausgabe ziemlich übereinstimmen,
In der zwei ten ungleich kürzeren und oft sehr
abweichenden Version nennt Odorico di Port o Maggiore
del F r iul i sich selbst, vom Concipienten ist nicht die Rede. Diesen
kürzern Bericht, welcher manches, was die ausführlicheren ins
Wunderbare und Märchenhafte hinüberziehen, ganz einfach und
natürlich erzählt, scheint Tiraboschi wenn nicht für das Original
selbst, so doch für einen dem Original treuer gebliebenen Auszug
zu halten, wiewohl es auch ihm nicht an Wundersagen fehlt; andre
Texte sollen bald mehr bald weniger fremde Zusätze durch die
Abschreiber erfahren haben, und daraus ihre Abweichungen von
einander zu erklären sein. Ich weiss nicht, ob es dem gelehrten
Literator gelungen ist, seinen frommen Landsmann auf diese Weise
vom Tadel der Leichtgläubigkeit oder gar Erdichtung ganz zu
reinigen. Doch viel zu weit ging man unstreitig von der andern
Seite, wenn man des Odoricus ganze Reise in Zweifel zog. Dass
er in manchen Nachrichten mit Marco Polo genau übereinstimmt,
liegt in der Natur der Sache, und begründet keinen Verdacht des
Plagiats; dass er mit dem folgenden Reisenden, dem Ritter MandeviUe
oft wörtlich übereinstimmt, fäüt diesem, nicht jenem zur Last,
der schon todt war, als dieser schrieb. Und hin und wieder trifft
man bei Odoricus durchaus naturgetreue Angaben, die er zu seiner
Zeit aus keinem andern SchriftsteHer entnehmen konnte. Dahin
rechne ich unterandern. was er von den kleinen aber höchst gefährHchen
Blutigeln auf Zeilon berichtet, von denen Marco Polo
schweigt, die aber nach zahlreichen neuern Berichten mehr Menschenleben
vernichten soHen, als alle reissenden Thiere und giftigen
Schlangen der Insel,
Von botanischen Nachrichten finde ich in dem kürzern Bericht
bei Ramusio nur folgende. In einer Stadt namens Geste an ^ der
Grenze Persiens gegen Indien war Ueberfluss an Getreide
F e i g e n und sehr dicken g r ü n e n Rosinen. — In der Provinz
Mangi in Oberindien (d. h. in China) wird die Wohlfeilheit des
frischen Ingve r s gerühmt. — Den Beschluss macht folgender
umständlicher Bericht, die Grundlage der Sage vom vegetabil
i s c h e n Lamm, das sich endlich in das Rhizom unseres Polyp
o d i u m Baromez auflöste: „Eines Tages sah ich ein Thier von
L r Grösse eines kleinen Esels, weisser als Schnee, und dessen
Wolle, die man abschor, der BaumwoHe glich. Als ich die Umstehenden
fragte, was das sei, antwortete man mir, der Fürst hätte
es einem seiner Barone geschenkt wegen des Fleisches, welches das
beste und dem Menschen zuträglichste von allem sei. Man fügte
hinzu es sei da ein Berg, worauf gewisse grosse Kürbisse
wüchsen, und wenn sie reif wären, öffneten sie sich, und jenes
Thier käme heraus," Dabei erinnert sich Odoricus der kürbisa
r t i g e n B a umf r ü c h t e in S c h o t t l a n d undEngland, woraus
nach^^der Versicherung bedeutender und glaubwürdiger Männer
Vöo-el hervorgehen sollen. Das ist die bekannte zuerst von Girald
u s Cambriensis (geboren 1146, gestorben nach 1220) in seinem
Itinerarium Cambriae erzählte Sage die ich, wäre sie mir mcht
1) Tiraboschi V pag. 107, ediz. di Roma in 4.
1) Siehe M. Ch. Sprengel, Geschichte der loichtigsten geographischen Entdeckungen
, Seite 2U und Note ,2) S. 246.
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