114 B u c h XIII. Kap. 2. §.13. B u c h XIIL Kap. 2. §. 13. 115
Z u c k e r r o h r auf Rhodus und einigen andern Inseln des Mittelmeers,
aber noch nicht in Sicilien, wo er dessen Anbau dringend
empfielt, und wo derselbe bald nach ihm zur höchsten Blüthe kam, bis
alle europäische der durch Sklavenhände betriebenen westindischen
Zuckerfabrication erlag. Baumwolle, die er Borabix nennt, wuchs
in Apulien Sicilien Greta Romania (d. i. Rumelien) und Cypern
in ziemlicher Menge, nur nicht genug für das Bedürfniss des
Abendlandes (Lib. I, Pars I, cap. 2, pag. 24). Gleich darauf
(cap. 3) bezeichnet er F l a chs (der in Aegypten von vorzüglicher
Güte sein soll) Dat tel n und Cassi a Fistul a als Ilauptproducte
des ägyptischen Handels. Den Balsamstrauch beschreibt er so
(lib. III, pars XIV, cap. 12, pag. 260): „Ad unum milliare (von
Kairo) est hör t u s B a l s ami ad quantitatem dimidii mansi. Arbuscula
illa est sicut lignum Vitis trium annorum, folium vero
quasi parvi Trifolii vel sicut Rutae, albiora tamen." Darauf wird
die Art den Balsam zu gewinnen beschrieben. Das sind die wichtigsten
Nachrichten für uns bei Marinus; viel mehr liefert er nicht.
Zweites Kapitel.
R e i s e n europäisclier Christen in entferntere
a u s s e r e u r o p ä i s c h e Länder.
M a r c o Polo und seine Vorgänger.
Mit ihm beginne ich, wiewohl er nicht der erste Europäer
war, der bis tief ins innere Asien vordrang. Die Missionarien
J o h a n n e s de Piano Carpini (um 1246), Ascelin (1254)
und R u b r u q u i s (1253) gingen ihm voran; die geographischen
Nachrichten, die sie zurückbrachten, waren für ihre Zeit nicht unerheblich,
besonders die des letztern, der am weitesten vordrang,
am längsten verweilte und am ausführlichsten berichtete: allein
botanische Beobachtungen sucht man bei ihnen vergeblich. Rubruquis,
sagt man, sei der erste Europäer, welcher der Rhabarb
e r als Arzneimittel erwähne M- Ja, aber wie? Ein Nestorianer
unter den Mongolen, der sich für einen Mönch ausgab, besass ein
Stück einer Wurzel, die er Rhabarbar nannte, und mit welcher er
einige Kuren verrichtete. Rubruquis2) hielt sich überzeugt, es
wäre irgend eine heilige Reliquie aus elerusalem, und beredete den
Nestorianer bei der ersten Kur, des sicherern Erfolgs wegen die
Infusion jener Wurzel mit Weihwasser zu bereiten. In einem
zweiten Fall, AVO die Wurzel ohne Weihwasser gegeben ward,
brachte sie üble Folgen hervor. Solche Nachrichten gehören
wenio-stens nicht zu den naturhistorischen.
Ganz anders Marco Polo, einer der vorzüglichsten Entdeckungsreisenden
aller Zeiten. Seine Reise war die ausgedehnteste,
lange Jahre verweilte er selbst tief in China und durchzog
dies Land im Auftrage des Grosskhans in allen Richtungen; dahin
gelangt war er durch die Mongolei auf einem seitdem von Europäern
noch nicht wieder betretenen Wege, die Rückreise machte
er zu Wasser um Ostindien herum. Mehrerer orientalischer Sprachen
war er durch langen Gebrauch derselben vollkommen mächtig geworden;
und wenn seine Vorgänger nach ihrer Rückkehr nur so
viel berichteten als ihr Gedächtniss bewahrt hatte, so brachte er
Tagebücher mit zurück, welche die Grundlage seiner ausführlichen
Reisebeschreibung in drei Büchern ausmachen. Er war Kaufmann,
des Handels wegen unternahm er seine Reisen; Gewandtheit Talent
Zuverlässigkeit verschafften ihm überall Eingang und die Gunst
der Grossen, mit denen er in Berührung kam. Auch an äussern
Mitteln fehlte es ihm nicht, und war er schon als ein reicher Mann
1) Matthias C hristian Spr eng el, Geschichte der wichtigsten geographischen
Entdeckungen u. s. w. Zweite Äufl, Halle 1792. 8. pag. 298.
2) Yoyage de Rubruquis en Tartarie, chap. S8, 43, in Pi er r e Bergeron
voyages faits principalement en Asie etc. a la Haye 1735 in 4. pag. 86, 103. Die
ältere englische Uebersetzung des noch ungedruckten Originals in Purchas
pilgrimes, tom, Iii, woraus Bergeron seine französische Uebersetzung machte,
steht mir nicht zu Gebot.
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