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erwählten Ausländer, der sich nicht leicht eine eigene Partei bilden
konnte, als einem angesehenen Mitbürger von grossem Anhange.
Seine Gehülfen, Assessores genannt, war er sich selbst zu wählen
und sie zu besolden so berechtigt wie verpflichtet. Als nun Petrus
de Crescentiis die traurigen Zerwürfnisse der Ghibellinen und Guelfen
herannahen sah, die seine theure Vaterstadt lange Jahre hindurch
zerrütteten, verliess er dieselbe, und diente, wie er gleichfalls in
seiner Vorrede erzählt, dreissig Jahr lang den Rectoren verschiedener
italiänischer Städte als Beistand. Erst im Jahr 1274 kamen
jene Unruhen zum Ausbruch; doch schon 1269 erwähnt seiner eine
Urkunde als Assessor des Podestà von SinigagKa, eine andre von
1271 als solchen des Podestà von Asti, ebenso spätere als dessen
von Imola, Ferrara, Pisa, Brescia, und endlich 1298 von Piacenza. Das
sind die vielen Gesandtschaften, welche ihm die Titel der baseler
Ausgaben zuschreiben. Doch wollen wir nicht übersehen, dass er
in seinem Werke oft von agronomischen Beobachtungen spricht,
die er in Frankreich, namentlich in der Provence, gemacht
hatte. Wir wissen nicht wann er dort war, noch was ihn dahin
führte; aber die Grafschaft Provence gehörte dem Könige Karl II.,
und war dessen früherer Aufenthalt. Er achtete die Wissenschaften.
In Italien war er das Haupt der Guelfen, und grade deshalb bewarben
sich Mitgheder ghibellinischer Famihen, wozu die de
Crescenzi gehörten, sobald sie sich vom politischen Schauplatz
fern hielten, um seine Gunst, zum Schutz gegen den Druck ihrer
guelfischen Mitbürger. Vielleicht ward daher unser Pietro, der
sich in solcher Lage befand, von einem der Rectoren, denen er
diente, auch einmal in öfTentlichen Geschäften, nach der Provence
geschickt, und benutzte die Gelegenheit, des Königs Gunst, die
er wirklich besass, zu gewinnen. Doch ist das blosse Vermuthung.
„Endlich, fährt Pietro in seiner Vorrede fort, nachdem die
Stadt (Bologna) durch Gottes Gnade einigermassen wieder hergestellt
war, kehrte ich, des Umherschweifens müde, zu meinem
Eigenthum zurück." Und jetzt könnte er Senator von Bologna
geworden sein, wie ihn nach dem einzigen Zeugniss des. Titels
der baseler Ausgaben fast alle Literatoren nennen; nur schade,
dass es damals nach der Versicherung unsres wohl unterrichteten
Biographen in Bologna keinen Ordo senatorius gab. In der Fassung,
welche die baseler Ausgaben seiner Dedication an den König
geben, kommt auch die Phrase vor: .,Impeditus quidem multis et
arduis Reipublicae Bononiensis negotiis, temporibus illis difficillimis,"
— und daher machen ihn jene Ausgaben auf ihren Titelblättern
sogar zum Princeps Reipublicae Bononiensis. Allein in
der ächten Dedication der bessern Ausgaben fehlt der Satz, und
in dem Schreiben an Aimericus spricht Pietro nur von seinen
Geschäften als Richter und Sachwalter, nicht von Staatsämtern.
Er sagt: „A vestra nobili Sanctitate ut complerem (sc. opus inchoatum)
rogatus, quod pro Dominico mandato libenter recepi,
j u d i c i o r u m et ci v i l i um o c c u p a t i o n um strepitu relicto, quibus
non poteram otium, ut opera expetebat, quietum habere, ad
ruris habitationem septuagenarius me transtuli." Sein Biograph
gab sich viel Mühe, in den städtischen Archiven ein von Pietro
bekleidetes öffentliches Amt zu entdecken; vergebens, derselbe
führte keins. Endlich trüben die baseler Ausgaben auch die Lage
der Villa, wohin er sich zurückzog; sie lassen ihn die Dedication
unterzeichnen: Bononie ex rusculo nostro suburbano. Sein Biograph
führt durch Peters eignes Testament und verschiedene Kaufcontracte
den Beweis, dass sich jene Villa zu Urbizzano, jetzt
Rubizzano, etwa zehn (italiänische) Meilen von der Stadt entfernt,
befand.
Die Zeit der Erscheinung seines Werks ergiebt sich ziemlich
genau aus den beiden Schreiben an den König und an den Ordensgeneral
Aimericus. Letzterer ward auf dem Ordenskapitel
zu Tolosa 1304 zum Magister generalis seines Ordens erwählt,
und Kari JI. starb 1309. Weil aber Pietro die Zeit der Herausgabe
seines Werks eine ruhige und friedliche nennt, so muss sie
vor 1306 stattgefunden haben; denn im März dieses Jahrs brachen
in Bologna die neuen blutigen Kämpfe der Guelfen und Ghibellinen
aus, die sich erst lange nach Karls Tode wieder beruhigten.
Pietro muss also zwischen dem Ende des Jahrs 1304 und dem
Anfange des Jahrs 1306 sein Werk beschlossen haben.
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