174 B u c h XIII. Kap. 4. §. 22. B u c h XIII. Kap. 4. §.22. 175
SIAnicht
überall correct fort. Sie müsste sich aber nach der Verbindung
der beiden Schriftsteller weit höher belaufen, wären nicht
manche Kapitel ganz unterdrückt. Die andern Zuthaten übergehe
ich; kurz es ist eine ganz neue Ueberarbeitung der beiden combinirten
altern Werke, vielleicht von praktischem Nutzen für ihre
Zeit, doch dafür des historischen Werthes für die ältere Zeit völlig
beraubt, und die Veranlassung, dass Neuere, die sich ihrer bedienten,
oft dem Matthäus zuschreiben, was dem Simon gebührt,
und das Verdienst des letztern gänzlich verkennen.
Unter den mir unbekannten Ausgaben scheint mir die von
Hain unter nr. 15,194 angeführte n e apol i t ani s che von 1474
die meiste Aufmerksamkeit zu verdienen. Sie allein führt den sehr
abweichenden Titel:
L i b e r Cibalis et Medicinal i s pandectarum Matthaei
S i l v a t i c i Medici de Salerno,
und ging daher vielleicht aus einer besondern Handschrift hervor,
wogegen den vier mir bekannten Ausgaben eine einzige von Matthäus
Moretus benutzte Handschrift zum Grunde zu liegen scheint.
Licht darüber giebt vielleicht schon die lange Dedication ihres
Herausgebers, der sich nach Hain in der Schlussschrift Angelus
C a t o Supinas nennen soll, von Kenzi aber Angiol o Catone
d e Sepino genannt wird.
Auch will ich nicht unbemerkt lassen, dass die Verbindung
des Simon Januensis mit dem Matthäus Sylvaticus schon in der
bei Hain unter nr, 15202 angeführten venetianischen Ausgabe des
G e o r g i u s de Ferrariis de Monteferrato von 1498 vorkommt,
also desselben Gelehrten, der meine dritte Ausgabe besorgte.
Dasselbe ist vorauszusetzen von den beiden Ausgaben
Turin 1526 und Lyon 1524, welche nach Haller cum additamentis
M a r t i n i de Sospi tel l o erschienen, und ist gewiss von der schon
erwähnten lyoner Ausgabe von 1541, auf deren langem Titel bei
Trew sogar die grundfalschen Worte vorkommen: ,,plurimis celeherrim.
auctorum, inprimisque Simoni s NB. Genuensis ad~
n o t a t i o n i b u s decenter illustratum." Diese Ausgaben sind daher
sämmtlich bei historischen Untersuchungen zu vermeiden.
Im Grunde bestehen die alten unverfälschten Pandectae medicinae,
wie schon aus dem über die Einrichtung der ersten Ausgabe
Gesagten einleuchtet, aus zwei der Anlage nach verschiedenen,
durch die alphabetische Anordnung nur locker verbundenen
Werken, den unge z ähl t e n Artikeln, und den numerirten
K a p i t e l n .
Jene, die hoch in die Tausende gehen, bilden ein Glossar
i um zum Verständniss der meist aus fremden Sprachen aufgenommenen,
und durch Uebersetzer und Abschreiber mannichfach
entstelken Kunstausdrücke der gesammten medicinischen Literatur
des Zeitalters, und sind zu dem Zweck noch jetzt aller Irrthümer
ungeachtet neben 4er Clavis sanationis überaus brauchbar, wie vor
Andern Reinesius in seinen drei Büchern Variarum lectionum
durch die vielfachen Aufklärungen sonst dunkler Stellen, die er
daraus zu gewinnen wusste, gezeigt hat. Einzelne Artikel gleichen
denen des Simon Januensis durch die etwas ausführlichere Behandlung
ihres Gegenstandes; die meisten beschränken sich aber auf
die einfache Erklärung eines Worts durch ein anderes, wie z. B.
gleich zu Anfang:
Achiam i. Castoreum. Aambarok i. Cinnamomum.
Aagi i. Ebur. Aamsangilem i. Sarcocolla.
Aakade i. Bakade. Aatim. i. Nux moschata.
Ganz andrer Beschaffenheit sind die n ume r i r t e n Kapitel.
Sie bilden für sich eine v o l l s t ä n d i g e r e Heilmittellehre, als
man bis dahin besass, meist reine Compilation nach Art des Vincentius
Bellovacensis, so dass jeder Stelle der abgekürzte, oft auch
im Druck ausgezeichnete Name ihres Verfassers voransteht; doch
gar nicht selten auch eigene Kritik oder gar Beobachtung des
Verfassers, wobei nur zu bedauern ist, dass er seine eignen Zusätze
nicht auch, wie Vincentius durch ein vorangesetztes Actor
unterscheidet, so dass man zuweilen nur mit Mühe erratlien kann,
ob irgend ein Alter, oder ob Matthäus selbst spricht. In jedem
etwas längern Kapitel wird ungefähr dieselbe Ordnung befolgt,
die wir aus Ibn Sina kennen. Voran der Name des Mittels, meist
arabisch griechisch lateinisch, wobei es freilich nicht an zahlreichen
j '1'
" Ì,