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copirte. Für jünger als die Secres de Salerne halte ich aber den
Ortus sanitatis deshalb, weil er reichhaltiger ist; und für das Werk
eines Deutschen deshalb, weil er nicht allein in Deutschland endhch
ans Licht trat, sondern auch wegen der Benutzung des Albertus
Magnus, den ausser Petrus de Crescentiis fast kein Ausländer
kannte. Aber stolz zu sein auf das rein abgeschriebene Werk,
wenn ihm nicht etwa seine noch unbekannten Originalzeichnungen
einigen Werth geben, haben wir keine Ursache. Und das weit
uberschätzte Verdienst des J o h a n n es d e Cu b a beschränkt sich
offenbar auf das eines getreuen Uebersetzers einer z^itgemässen
Schrift.
§. 26.
K o n r a d von Megenberg,
Ueber diesen Schriftsteller und sein berühmtes Puch der
N a t u r , wie es in der ersten Ausgabe von 1475 heisst, handelte
ganz vor kurzem Choulant in seinen schon öfter genannten
„Anfängen wissenschaftlicher Naturgeschichte und naturhistorischer
Abbildung im christlichen Abendlande" Seite 19 ÍF. nach einem
gründhchen Studium des Werks selbst so ausführlich und fast
erschöpfend, dass mir kaum etwas übrig bleibt, als die Aufnahme
eines Auszugs daraus und die Bestätigung einer auch schon von
meinem Vorgänger aufgestellten Vermuthung aus einer handschriftlichen
Quelle, die ihm verschlossen war.
Das Buch, obgleich von 1475 bis 1499 sechs mal, dann aber
nicht wieder gedruckt, gehört zu den ersten Seltenheiten unsrer
Literatur. Choulant kennt aus eigener Anschauung nur die letzte,
A u g s b u r g bei Hans Schönsperger 1499, die'ich gleichfalls
aus der hiesigen königlichen Bibliothek vor mir habe. Aus
der göttinger Bibliothek kenne ich auch die vorletzte, Augsburg
bei Anton Sorg 1482, und habe sie vor längerer Zeit, ehe ich
die spätere kennen lernte, excerpirt. Die Orthographie beider weicht
oft etwas von einander ab, so wie beide darin ohne Zweifel von
der ersten Ausgabe abweichen, da sie sich nicht Puch sondern
B u c h dér Natur nennen. Darf ich aber meinen eignen Excerpten
trauen — und ich zweifle nicht daran, - so enthält die Ausgabe
von 1499 drei Pflanzen mehr als die von 1482. Andre Verschiedenheiten
dieser beiden habe ich nicht bemerkt. Anders verhalt
es sich dagegen mit einer angebl ichen siebten und achten Ausgabe
F r ankfur t am Ma i n b ei C h r i s t i a n Egenolff 1536 und
1540', unter dem etwas veränderten Titel Naturbuch durch
C o n r a d um Mengeiberger, vorausgesetzt dass beide unter
sich übereinstimmen. Denn die von 1540 kenne ich nicht, allem
die von 1536 besass ich selbst, bis ich sie meinem verstorbenen
Freunde Moretti überliess, der sie in seiner siebten Memoria zur
Vertheidigung Mattioli's im Giornale dell' Istituto Lombardo di
science etc. tom. IV della nuova serie, Milano 1853 beschrieb. Sie
ist ein dürftiger Auszug aus dem Buch der Natur, kaum emes
Fino-ers breit stark, und die botanische Abtheilung ist nur mit
einigen der Holzschnitte geziert, welche derselbe Verleger wenige
Jahre zuvor dem Werke des Euchar ius ßhodion beigegeben
hatte.
Cunrat von Megenberg nennt der Verfasser sich selbst
in der Einleitung, und dass Megenberg nur der Name seines Geburtsorts
sei, erhellt aus den schon von Choulant ausgezogenen
Worten: „das hab ich selbs gesehen von unsern rüden (Hunden)
in Megenberg. Daher konnte er sich auch ohne Widerspruch
einigemal „ich Megenb e rge r " nennen. Einen Ort dieses Namens
kenne ich nicht. Als des Verfassers Wohnort pflegt Repns -
b u r g genannt zu werden, ich weiss nicht warum; dass er jedoch
in Baiern lebte, machen viele Stellen seines Werks, die Choulant
zusammenstellte, wahrscheinlich. In dem Kapitel des zweiten Buchs:
„von dem geschöpiFen Stern" spricht er von einem Kometen, den
Iv 1337 zu Paris gesehen i); im letzten Kapitel desselben Buchs
von einer Epidemie, die gedauert habe „bis nun in diesem
n e u n und vierzigsten jähr nach dreyzehenhundert
j a r e n nach Chr i s t i gepur t . " Er schrieb also 1349, m welchem
1) Ist einer der berühmtesten Kometen. Pingr€ cometagraphie, tom. I,
Paris 1783, pag. 429; wo aber Megenbergs Beobachtung fehlt.