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Buch XV. Kap. 2. §.50. r
Melampvrum, offenbar wegen der Etymologie des Namens, neben dem
Weizen unter den Gräsern. Noch weniger stehen die Farne, die Equisetaceen
und niedrem Akotylen beisammen, und viele Glieder der ausgezeichnetsten
dikotylen Familien, z. B. der Cruciferae, welche er unmittelbar
auf die Monokotylen folgen lässt, der Compositae, der Chenopodiaceae
und Amaranthaceae, derLabiatae, der Umbelliferae, der
Papilionaceae u. s. w. haben sich weit von ihren nächsten Verwandten
verirrt. Doch wollen wir auf diese Mängel nicht zu viel Gewicht legen.
Jeder mehr oder (minder natürlichen Gruppe von Pflanzen geht eine
synoptische Tabelle der Arten, wiewohl ohne Diagnosen, voran. Ueberau
erkennt man das Streben nach einer durchgreifenden natürlichen
Folge bei Lobelius weit deutlicher als bei irgend einem seiner Vorgänger,
und wie oft es ihm misslungen, schon dies Streben verdient
unsre volle Anerkennungo: .
Zweites Kapitel.
Die specielle Botanik in Italien zur Zeit der
d e u t s c h e n Väter der Pflanzenkunde.
§. 50.
P e t r u s Andreas Matthiolus.
Alle italiänische Botaniker vor Cäsalpinus, mit welchem eine
neue, dem nächsten Bande vorbehaltene Periode beginnt, wie viel
sie auch als Beobachter leisten mochten, fuhren fort das Verständniss
der klassischen Naturforscher zu ihrer Hauptaufgabe zu machen,
und die unmittelbare Naturforschung nur als Mittel zu diesem
Zweck zu behandeln. In einer Specialgeschichte der italiänischen
Botanik wäre daher dies Kapitel von dem ersten des vorigen Buchs
nicht zu trennen; in der allgemeinen Geschichte unsrer Wissenschaft
durfte ich die Epoche, welche Brunfels macht, nicht unbezeichnet
lassen, und musste folglich die Italiäner, welche jünger
sind als er, zurückstellen.
Der erste und bekannteste unter ihnen ist Pierandrea
M a t t i o l i oder P e t r u s Andreas Matthiolus, wie er sich in
B u c h XV. Kap. 2. §.50. 367
seinen lateinischen Schriften nennt. Was ich von seinem Leben
zu sagen habe, nehme ich aus Tiraboschi^) und dem betreffenden
von Du Vau bearbeiteten Artikel der Biographie universelle 2).
Beide berufen sich auf die mir verschlossenen Memorie istoriche
per servire alla vita di più uomini illustri della Toscana, Livorno
1757 in 4., von denen jedoch Tiraboschi nach eignen Forschungen
öfter abweicht. Als Quelle dieser Quelle nennt er die Biographie
des Mattioli von dem Abbate F abi ani aus Siena; sie muss sehr
selten sein, Tiraboschi selbst hat sie nicht gesehen, und von Andern
finde ich sie nicht einmal citirt.
Geboren ward Mattioli zu Siena 1501, nicht 1500, wie Duvau
sagt; denn 1568 gab er selbst in der Dedication der Ausgabe
seiner Commentarii von diesem Jahre sein Alter auf 67 Jahre an.
Seine frühere Jugend verlebte er mit seinem Vater, der praktischer
Arzt war, in Venedig, und ward von da nach Padua geschickt,
um nach beendigten philologischen Vorstudien die Jurisprudenz
zu Studiren. Statt dessen aber legte er sich ganz auf das Studium
der Medicin. Nach seines Vaters Tode berief ihn seine Mutter
aus Mangel an Geldmitteln zu sich nach Siena, wo er seine medicinische
Praxis eröffnete und sich, wie Tommasini bei Tiraboschi
versichert, in kurzer Zeit so viel erwarb, dass er die Praxis aufgeben
und sich ganz seiner Wissenschaft widmen konnte. Doch
schon Tiraboschi nennt diese Angabe ungenau, und wirklich finden
wir ihn noch lange Jahre an verschiedenen Orten mit der medicinischen
Praxis beschäftigt. Schon in der letzten Zeit des Pabstes
Leo X., also schon vor 1521, bis zum Jahre 1527 praktisirte er
in Rom. Wegen kriegerischer Unruhen, wie Duvau sagt, zog er
sich nach Valle Anania ins Bisthum Trient zurück, wo er 14 (nach
Duvau irrig nur 13) Jahr lang zubrachte, und der besonderen
Gunst des Cardinais Clesio, des damaligen Fürst - Bischofs von
Trient genoss. Von da ging er nach Görz, und lebte daselbst
wieder als praktischer Arzt 12 Jahr lang. Vermuthlich war er als
1) Tir ab OS chi storia della letteratura Italiana^ tom. VII., parte II,pag. 2 sqq,
ediz. di Roma in 4.
2) Biographie universelle, tom. XXVII, pag. 482 sqq.
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