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368 Buch XV. Kap. 2. §. 50.
Stadtarzt dahin gerufen, denn er bezog einen Gehalt vom Mao-Istrat,
der ihm, als sein Haus abbrannte, auf ein Jahr lang vorausgezahlt
ward. Etwas anders erzählt das Johann Oderich Melc
h i o r , Leibarzt der Königin von Böhmen, in einem Briefe an seinen'
ireund Mattioli Nach ihm hatte sich Mattioli in Görz bereits
niedergelassen, als ihm der Magistrat aus eignem Antriebe wegen
seiner grossen Verdienste eine Kente votirte. Auch hätten sich,
erzahlt er, nach jenem Brande alle Männer und Frauen der Stadt
so sehr beeifert dem Mattioli seinen Verlust durch Geschenke an
Sachen und Geld zu ersetzen, dass er am Tage nach dem Brande
reicher gewesen sei als zuvor. Der ganze Brief, den Mattioli mit
grossem Behagen beantwortete, .ist aber so voll übertriebener
Schmeichelei, wie kaum jemals ein Panegyrikos auf einen verstorbenen
Fürsten war; weshalb mir bei Benutzung desselben grosse
Vorsicht nöthig scheint. Von Görz berief ihn Ferdinand I zu
sich nach Prag, und ernannte ihn zum Leibarzt seines Sohnes,
des Erzherzog Ferdinand. Kechnen wir von 1527 ab nach Melchiors
Angaben 14 Jahr für den Aufenthalt in Valle Anania, 12 Jahr
ur den in Görz, so fällt sein Uebergang nach Prag auf das Jahr
looá. Er selbst aber erklärt in der Epistola nuncupatoria vor
der Ausgabe seiner Commentarii von 1565, dadirt vom letzten
Januar desselben Jahrs, er hätte nun 10 Jahr als Leibarzt im
Dienste des Erzherzogs gestanden. Hiernach müsste er diesen
Dienst 1555 angetreten haben. Tiraboschi nimmt mit vieler Wahrschemhchkeit
die Mittelzahl 1554 an Vielfache Auszeichnunoward
ihm während seines langen Hoflebens zu Theil: 1562 erhob
ihn Kaiser Ferdinand in den Adelstand und ernannte ihn zum
Hofrath. Des Kaisers Nachfolger Maximilian H. Hess ihn sich
von seinem Bruder dem Erzherzoge abtreten, und machte ihn zu
seinen eignen ersten Leibarzt. Erst 1577 erlag er einer Pestepidemie
zu Trient, nachdem er kurz zuvor seinen Abschied genommen,
und sich in jene Stadt zurückgezogen hatte.
•J) Abgedruckt in AfatthioU ephiolae medicinaUs, üb. V, paq 206 ,qq im
Anhange zur Ausgabe der Opera MaftJdoU von Casp. BauMn, Ba.il. 1598 '¿. fol.
Buch XV. Kap. 2. §. 50. 369
Das Werk, dessen allmäliche Erweiterung und Verbesserung
ihn sein ganzes Leben über beschäftigte, und der Träger seines
rRuhms ward, ist ein Comment a r zum Dioskorides. Zuerst
erschien das Werk in italianischer, dann in lateinischer Sprache,
dann ward es in mehrere andre lebende Sprachen übersetzt, und
in zahllosen Auflagen wiederholt. Moret t i , welcher diesem Werke
besondre Aufmerksamkeit schenkte, und ihm eine Reihe von Abhandlungen
widmete^), besass selbst 40 verschiedene Ausgaben
desselben, und hatte ausserdem noch 21 andre in fremden Bibliotheken
untersucht. Leider übereilte ihn der Tod vor Vollendung
derjenigen Abhandlung, welche die Bibliographie des Werks enthalten
sollte. Gute Vorarbeiten dazu lieferten indess schon Hoffmann
im Artikel D i o s k o r i d e s seines bibliographischen Lexikons
der griechischen Literatur, und mehr noch P r i t z e l in seinem
Thesaurus literaturae botanicae, worin aber der Artikel Dioskor
i d e s ausser der alphabetischen Ordnung auf pag. 330 beginnt.
Mir fehlen zur Vervollständigung und Berichtigung dieser weitläuftigen
Arbeiten sowohl der Raum als die Mittel. Nur das
Wichtigere führe ich an, weil die Ausgaben unter einander in
hohem Grade ungleich sind.
Bei weitem die meisten italiänischen und lateinischen Ausgaben,
doch nicht alle, erschienen in Venedig bei Valgrisi von 1548 ab;
sogar die böhmische Uebersetzung von 1562 und die deutsche von
1563, beide zu Prag gedruckt, erschienen gleichwohl auf Valgrisi's
Kosten. Vorausgegangen war indess die erste italiänische Ausgabe
1544 Venedig bei Bascarini. Die spätem nicht bei Valgrisi
erschienenen Ausgaben scheinen Nachdrücke zu sein. Die erste
lateinische Ausgabe von 1554 ist in klein Folio, und in ihr finden
sich zuerst auch Abbildungen in Holzschnitt, grösstentheils Zoll
1) Ich verdanke diese Abhandlungen der Güte des Verfassers in Separatabdrücken,
Memoria 1— VII in 8. VII noch einmal und dazu VIII in 4.t
alle unter dem Titel: Difesa e illustrazione delle opere botaniche di
Pier Andrea Mattioli., abgedruckt aus dem Giornale delV istittdo Lombardo
di scienze lettere ed arti von 1844 bis 1853. — Die Angabe der Zahl der Ausgaben
in Memor, /, pag, 3, in der Anmerkung.
M e y e r , Gesch. d. Botanik. IV, 24
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