230 B u c h XIV. Kap. 1. §. 31. B u c h XIV. Kap. 1. §. 31. 231
N e g r i storia degli scrittori Fiorentmi. Ferrara 1722 fol. Mögen
Andre die Lücke ausfüllen, die ich offen zu lassen genöthigt bin.
In der Biographie universelle i) finde ich noch sein Geburtsjahr
1464, und als Veranlassung seines Todes einen Sturz mit dem
Pferde angegeben. Indess werden wir später Grund finden jener
Jahrszahl von unbekannter Auctorität zu misstrauen.
Wir verdanken dem Marcellus eine lateinische Uebersetzung
d e s Dioskorides und einen ausführlichen C omme n t a r dazu.
Beides ward noch bei seinem Leben 1518, und abermals 1523, also
bald nach seinem Tode, ex secunda interpret i s recognitione
zu Florenz in fol. gedruckt, und zwar ohne den griechischen Text,
wovon man bereits die aldinische Ausgabe von 1499 besass, worauf
1518 die zweite Aldina folgte. Den Text der zweiten Aldina, verbunden
mit der Uebersetzung und dem Commentar des Marcellus,
gab der Buchhändler Joh. Soter zu Köln 1529 in fol. nochmals
heraus, und fügte als Anhang, wiewohl unter besonderm Titel und
der Jahrszahl 1530, die Corollarien des Hermolaus Barbar
us hinzu. Es ist also ein Irrthum, wenn man, was öfter geschehen,
diese Ausgabe, an welcher Marcellus persönlich gar keinen
Theil hat, die im Grunde ein blosser Nachdruck ist, dem Marcellus
zuschreibt. Sie ist indess correct, und wenigstens in Deutschland
nicht so selten wie die Originalausgaben; sie ist es auch, deren
ich mich bediene.
Nicht ohne Grund tadelt Haller des Marcellus zu häufige
Polemik gegen seinen Vorgänger Hermolaus Barbaras; seine eigne
Leistung aber hatte das merkwürdige Schicksal, noch zu seiner
Zelt strengen Tadel zu erfahren, und später, je älter sie ward,
desto mehr Anerkennung zu finden. Die zwei Jahr früher zu
Paris erschienene und nicht minder gelungene Uebersetzung des
Dioskorides von Joannes ßuellius, von dem ich später handeln
werde, kannte Marcellus noch nicht. Auf seinen fast gleichzeitigen
nur wenig jüngern Widersacher Joannes Manardus
1) Biographie universelle, article Adriani (Marcel Virgile), tom. 1, pag. 246,
unterzeichnet G—é (Ginguené).
werde ich gleichfalls später zurückkommen. Dem ungünstigen
Urtheil desselben über des Marcellus Uebersetzung schliesst sich
K o n r a d Gesner in seiner Bibliotheca universalis von 1545 im
Ganzen an, von des Marcellus Commentar dagegen sagt derselbe :
„Quod vero ad linguam Graecam, authorum testimonia, variarum rerum
cognitionem, Dioscoridis intellectum, et variam exemplarium lectionem,
utilissimi sunt." Auch Haller erkennt des Marcellus Gelehrsamkeit
an, nur als Botaniker lässt er ihn nicht gelten. Sprengel
endlich, der neueste Herausgeber des Dioskorides, findet die
Uebersetzung ausgezeichnet, den Commentar höchst lesenswerth,
und schliesst mit den Worten: „Dici paucis nequit, quam laudabllis
Sit opera ab ipso (Marcello) in exponendo et castigando
Dioscoridis textu collocata. Conjecturas sagacissimas adjunxit,
nonnunquam et doctos excursus, quibus alii passim auctores illustrantus."
Wie gegründet dies Lob sei, bestätigt der Gebrauch,
den Sprengel fast Seite für Seite von der Kritik des Marcellus
machen konnte. Auch die Natur war dem Kritiker nicht so fremd,
wie Haller meinte; auch in der Beziehung beurtheilte ihn Sprengel
schon in der Geschichte der Botanik (I, S. 251) weit richtiger,
indem er es rühmend anerkennt, dass Ma r c e l lus oft die Natur
s e l b s t um Rat h fragte, und dadurch manche Fabeln und Unrichtigkeiten,
unterandern den Glauben an die menschenähnliche
Gestalt der Wurzel der Mandragora, verdrängte ; dass er die Naturgeschichte
mehrerer Pflanzen aufhellte, und in den Apenninen sogar
zwei neue Arten von Narcissus entdeckte.
Aber nicht passend stellte ihn Sprengel dem altern Nicolaus
L e o n i c e n u s voran, wenn gleich dieser drei Jahr später als jener
starb. Denn Marcellus benutzte des Leonicenus Arbeit, und im
Commentar zum Capitel vom Cistus sagt Marcellus ausdrücklich:
„Antiquum vetusque est, quod, me adhuc puero, de hoc cisto
pro Plinio gravissime certarunt clarissimi viri Leonicenus, qui
nescio an adhuc vivat, egregiae eruditionis homo, et Politianus
multi apud nos nominis etc." Das war im Jahr 1491, denn in
diesem Jahr widmete Leonicenus dem Politianus sein erstes Buch
de Plinii et aliorum in medicina erroribus, worin er dem Plinius
NP!