196 B u c h XIII. Kap. 5. §. 25.
nannte dritte Theil besteht aus ehiem Register, das sich in meiner
Ausgabe auf anderthalb Blätter beschränkt. Der sogenannte vierte
Theil handelt auf Blatt ohne Kapiteleintheilung vom Harn.
Der sogenannte fünfte Theil ist ein weitläuftiges Verzeichniss der
Krankheiten und der gegen jede empfohlenen Mittel. Demnach
stellt sich das Verhältniss der Kapitel in beiden Werken so.
im Gart der
im Ortus sanit. Gesundheit also Weniger
Pflanzen 530. 419. II I .
Thiere 392. 15. 377.
Mineralien 144. 11. 133.
Summa 1066. 445. 621.
So viel ärmer als der Ortus sanitatis ist der Gart der Gesundheit,
aber dieser enthält, wie schon Trew bemerkt, kein Kapitel, was
nicht auch jener Irat, und zwar in treuer Uebersetzung.
Schon dies Verhältniss der beiden Werke zu einander macht
mir das höhere Al ter des Ortus sanitatis in hohem Grade
wahrscheinlich. Schon dieses Werk war seiner Vorrede nach zum
V o l k s b u c h e bestimmt; aus zwei Gründen verfehlte es seinen
Zweck, es war zu umfangreich, folglich zu kostbar, und nicht
jedermann verstand latein. Darum übersetzte es Johann von Cuba
ins Deutsche, und kürzte es ab. Das begreift sich. Wie man dagegen
das kürzere deutsche Buch, wenn es früher existirt hätte,
ausdehnen und lateinisch machen konnte, da es doch einmal Volksbuch
bleiben sollte, das ist mir wenigstens unbegreiflich. Man
beruft sich auf das hohe Alter der ersten deutschen Ausgabe im
Jahr 1485; die ältern lateinischen haben kein Datum, wer mag
mit Sicherheit entscheiden, ob sie jünger oder älter sind? Beiderlei
Ausgaben haben Holzschnitte, die der ersten deutschen hält man
für besser als die der ersten lateinischen, lässt das nicht auch das
höhere Alter der letztern vermuthen? Doch wozu Vermuthunog en",
wo es Gewissheit giebt? Matthäus Sylvaticus, Vincentius Bellovacensis,
Bartholomäus Anglicus und Thomas Cantipratensis sind
wenigstens die botanischen Quellen des Werks; aus ihnen müsste
der gewöhnlichen Meinung nach der Gart der Gesundheit ins
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Deutsche übersetzt, und dann aufs neue ins Lateinische zurückübersetzt
sein. Nun weicht aber der lateinische Ortus sanitatis
von seinen vier lateinischen Vorbildern um kein Jota ab. Das
kann keine Rückübersetzung sein, oder das Wunder der siebzig
Dolmetscher hätte sich an dem profanen Buche wiederholt.
Ist damit das höhere Alter des Ortus sanitatis im Vergleich
mit seinem deutschen Gefährten unwiderleglich bewiesen, so wird
d i e Zeit sein e r E n t s t e h u n g um so ungewisser. Dass Johann
von Cuba seine Uebersetzung gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts
verfertigte, wissen wir; wie lange damals sein lateimsches
Original bereits existirte, wird sich ohne den glückhchen Fund
eine'^r datirten Handschrift schwerlich ermitteln lassen. Gleichwohl
bilde ich mir ein, wenigstens eine leise Spur der Existenz des
Ortus sanitatis vor dem Abdruck entdeckt zu haben, und zwar in
der unverkennbaren Aehnlichkeit einiger seiner rein fingirten Abbildungen
mit andern nicht ins grant Herbier en francoys übergegano
enen Zeichnungen der früher besprochenen Handschrift
Secres^'de Salerne. Am auffallendsten spricht sich diese Aehnhchkeit
aus zwischem dem Holzschnitt, den der Ortus sanitatis vor
das Kapitel 412 vom Santalum (der Gart der Gesundheit von 1493
vor das Kapitel 374 Sandelholtz) stellt, und der Zeichnung, welche
sich in der erwähnten Handschrift mitten im Text des Kapitels
vom Elleborus findet. Der Holzschnitt ist plump, die Handzeichnung
zierlich, aber in beiden bemerkt man nicht nur die gleiche
Stellung der Zweige und Blätter, sondern auch die ganz eigenthümlich
symmetrische Krümmung der letztern, mit dem wohl zu
beachtenden Unterschiede, dass im Holzschnitt die rechte Seite
der Zeichnung zur linken, die linke zur rechten geworden ist. Es
wäre ein sonderbarer Zufall, wenn grade die hierher verirrte Handschrift
des Secres de Salerne dem Formschneider für den ersten
gedruckten Ortus sanitatis zum Muster gedient hätte. Viel lieber
glaube ich, dass beide Werke lange, vielleicht über fünfzig Jahr,
vor dem Abdruck existirten, und dass ein Briefmaler, indem er
für das Eine arbeitete, zufällig ein Exemplar des andern vor Augen
hatte, und daraus einige Abbildungen ihm unbekannter Pfianzen
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