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226 B u c h XIV. Kap. 1. §. 30.
habe; und Nicolaus selbst schreibt an Politianus nach Florenz
leider ohne Datum: „Magnifico Petro tuo (dem ältesten Sohn des
Lorenzo de' Medici), in cujus olim pueri, dum Florent iae essem,
me gratiam insinuasti, nunc jam juveni . . . ., si tibi videtur, me
plurimum commendabis." Petrus war im Februar 1471 geboree,
also 1482 ölf Jahr alt. Auch dieser Brief scheint sich daher auf
die Reise in jenem Jahr zu beziehen. Mag Nicolaus bei diesem
oder einem spätem Besuch Bologna's daselbst eine kurze gelehrte
Gastrolle gegeben, mag er eine Vorlesung oder Disputation gehalten
haben, wie das damals häufig geschah; gewiss war er 1508
nicht Professor zu Bologna. Nach Haller i) soll er die zehn letzten,
nach einem Gerücht, welches Scaliger2) will vernommen haben,
und woraus Eenauldin eine Thatsache macht, die dreissig ersten
Jahre seines Lebens an der Epilepsie gelitten haben. Dagegen
erzählt Jovius '»), einer seiner jüngern Zeitgenossen, er sei bis ins
höchste Alter gesund kräftig und aller Sinne mächtig gewesen,
und auf die Frage, durch welches Geheimniss er das erlangt, habe
er ihm selbst geantwortet, die Keuschheit hat mir die Kraft des
Geistes, die Mässigkeit die des Körpers bewahrt.
Er galt für einen der elegantesten Lateiner seiner Zeit, und
hat viel und mancherlei aus dem Griechischen ins Lateinische
übersetzt, was uns nicht berührt. Noch im hohen Alter ward ihm
der Auftrag den ganzen Galenos zu übersetzen. Auch was davon
fertig ward, so wie mehrere seiner kleinen medicinischen Schriften
liegen ausser unserm Kreise. Nur eins geht uns an, seine vier
B ü c h e r de Plinii et aliorum in medicina erroribus.
Sie erschienen erst einzeln nach einander, dann alle vier zugleich,
aber sicher noch nicht in der ältesten bekannten Ausgabe Ferrariae
1492 in 4. (nr. 10021 bei Hain), wie Haller will, sondern erst in
1) II aller hibliolh. bolan. I, pag. 258.
2) Scaligerana /, pag- 91, abgedruckt bei Bayle Noia E, eingeleitet mit
den Worten : „Mirum praeterea accepi de viro etc.^^
3) Biographie universelle, torn. XXIV, 1819, article Leonicenus (Nicolas) pag.
164, unterzeichnet R—d — n. (Renaiddin).
4) Pauli Jovii elogia virorum. Uteris illustrium, Basil 1577 in fol, pag. 133.
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der daselbst 1509 in 4. gedruckten Ausgabe, dann Basileae 1529
und 1532 in 4., und in der Gesammtausgabe seiner kleinen Schriften,
deren ich mich bediene,
N i c o l a i Leoniceni Vincent ini , philosophi et medici clarissimi,
opuscula: quorum catalogum versa pagina indicabit. Per
D. A n d r e a m Leennium Medicum a multis, quibus scatebant,
vitiis repurgata, atque annotatiunculis illustrata. Basileae
1532, in fol.
Das erste Buch ist dem Politianus gewidmet, und dessen vorgedrucktes
Dankschreiben führt das Datum die III. Januarii 1491.
Das Buch erschien also beinahe gleichzeitig mit den plinianischen
Castigationen des Hermolaus Barbarus; zwar etwas früher,
doch so, dass es Hermolaus bei der Herausgabe seines Werks
noch nicht kannte. Ihm widmete darauf Nicolaus sein zweites
Buch, nachdem er die Castigationen gelesen hatte, also nicht vor
1493, sondern erst kurz vor des Hermolaus Tode, wenn nicht gar
erst nach demselben; denn das Schlusskapitel ist eine Lamentatio
mortis Hermolai Barbari immaturae. Die Zeit der Erscheinung
des dritten Buchs weiss ich nicht zu bestimmen. Dem vierten ist
ein Brief des Hieronymus Menochius quinto Kalendas Decembris
1503 vorgedruckt, und das ganze Buch ist als Antwort auf jenen
Brief zu betrachten, kann aber leicht erst einige Jahre später erschienen
sein, wie ich aus dem ihm angehängten Briefe des Franciscus
Tottus, Idibus Martiis 1509, schliesse. Einen Auszug des
rein Botanischen aus den vier Büchern gab Otto Brunfels im
Anhange zum zweiten Theil seines Herbarum vivae eicones.
Nicolaus handelt darin ohne bestimmte Ordnung von einer
Anzahl einfacher, besonders pflanzlicher Heilmittel, welche die
Nachfolger des Theophrastos und Dioskorides, der beiden einzigen
Auctoritäten, die er gelten lässt, verkannt oder falsch beschrieben
oder beurtheilt haben sollen. Am strengsten erweist er sich gegen
d i e Araber, vornehmlich gegen Avicenna und Serapion, wie
g e g e n die sogenannten Arabisten, das heisst den Simon
Januensis, Matthäus Sylvaticus u. s.w. ; aber auch dem Pl inius
und andern Klassikern weist er eine Menge von Fehlern nach,
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