258 Bu c h XIV. Kap. 3. §. 37.
Argumente in Eins und damit in nichts zusammen: Pisa muss sich
xmi dem Range des zweiten aller medicinisch-botanischen Universifätsgärten
begnügen, den ßuhm des ersten behält Padua.
Ich kann diesen Gegenstand nicht verlassen ohne von einer
für die EntWickelung der Botanik erfolgreichen Einrichtung zu
sprechen, womit wieder Padua allen andern Universitäten vorancino:
ich meine die Trennung der Os ten s i e oder Demonstratio^'
simplicium von der L e c t u r a simplicium. Es wird sich dabei
zuo-leich Gelegenheit darbieten, die Reihenfolge der Vorstände des
paduaner Gartens von Buonafede bis auf Guilandinus, worüber
sonst gut unterrichtete Schriftsteller vielfach von einander abweichen,
zu beleuchten.
Schon Rolfinck a. a. O. pag. 134, und neuerlich de Visiani in
seiner zuletzt angeführtenSchrift über den paduaner Garten pag. 7
und 20, heben den Unterschied der beiderlei Professuren hervor,
welche jener durch die Ausdrücke Lectura simplicium in Schölls
und in Hort is, dieser durch Ostensio und L e c tur a simplicium
bezeichnet; doch scheint mir keiner von beiden die Sache
aanz richtig gefasst zu haben. Nach Rolfinck war der nächste
W s t a n d des Gartens, nach Buona f ede , Aloisius Mundella
aus Brixen, den wir schon als den Gegner Brasavola's kennen
lernten; der dritte war A l o i s i us Anguillara, der vierte Mel -
c h i o r Gui landinus, die wir beide später werden kennen lernen.
Ganz anders Ma r s i i i in seinen Notizie del publico giardmo de
semplici di Padova, geschrieben 1771, doch herausgegeben erst
1840 in 8. zu Padua von de Visiani , der auch einige Anmerkungen
hinzugefügt, seinen Namen aber in der ganzen Schritt
haben. Allein sein Uebergang nach Pisa im Jahr 1544 ist durch Calvi Ti^
raboschi, de Visiani u. A. unbestreitbar nachgewiesen. Zu Bologna hatte ex
. e h n Jahr lang zuvor, von 1534 bis 1544 de Simplicibus gelesen. Und auch
diese ordentliche Professur zu Bologna war, wie Tiraboschi sagt,_ nach dem
Vorbilde der paduaner errichtet. Aber ein botanischer Garten exist.rte dort
noch nicht.
B u c h XVI. Kap. 3. §. 37. 259
(die ich seiner Güte verdanke) nicht genannt hat. Marsiii macht
A n g u i l l a r a zum ersten Gustos des Gartens von 1546 bis 1551.
Als den zweiten nennt er P ierantoni o Michiel, der sich m
einem ungedruckten, aber noch vorhandenen Briefe an Aldrovandi
über den verwahrloseten Zustand, worin ihm der Garten übergeben
sei, beschweren soll. Nach vier Jahren,' worin Michiel den Garten
ausserordentlich bereichert und gehoben haben soll, ward er nach
Marsiii aufs Neue dem Angui l lar a übergeben, und blieb unter
dessen Aufsicht, bis ihm'1561 Melchior Guilandinus folgte.
Wiederum ganz anders berichtet Ri c cobonusde studio Patavmo,
Patavii 1598 in 4. Auf Bona f idius lässt er unmittelbar im Jahr
1549 den Gabriel Eal lopius folgen, „conjuncta tunc chirurgia
cum simplicium explicatione." Auf diesen 1571 den Melchior
G u i l a n d i n u s , welcher die Simplicia explicirte „non in scholls,
s e d in horto Medicinali. Des Mundella, des Anguillara,
des Michiel gedenkt er in seinem ganzen Werke, welches die
officiellen Verzeichnisse aller Professoren oder, wie sie damals genannt
Avurden, Doctoren der Universität bis auf seine Zeit enthalten
sollte, mit keinem Wort.
Diese Räthsel, so weit er sie kannte, zu lösen, sagt Rolfinck:
„Duae sunt distinctae lecturae simplicium in scholis et in
h o r t o ; ille (er meint Mundella) plant is, hic (geht auf Eallopius)
mineralibus et animalibus demonstrandis tum praeficiebatur,
horti autem nullam habebat curam." Wer aber die Zustände der
Heilmittellehre zu jener Zeit nur einigermassen kennt, kann eine
solche Trennung ihres botanischen von ihrem mineralogisch-zoologischen
Theil unmöglich zugeben.
Der Wahrheit näher kommt de Visiani, indem er die Lectura
simplicium als die Vorlesung über Heilmittellehre überhaupt betrachtet,
welche zu Padua von Buonafede auf Eallopio übergegangen
sei, und von ihr die Os tens i o simplicium unterscheidet. Allein
auch er scheint zu irren, indem er letztere als wahres Colleg
i um b o t a n i c um bezeichnet, und erst 1563 durch Guilandinus
sein Vorgänger schuldig gemacht hatte. So fallen denn die beiden
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