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338 B u c h XV. Kap. 1. §.46.
d e u t s c h e bis zu des Loniceras Tode in sechs aHmälig erweiterten
Ausgaben, welche noch niemals vollständig und mit bibliographischer
Genauigkeit verzeichnet wurden. Die Ausgabe von
1560, welche bei Pritzel fehlt, führt in meinem Exemplar den Titel:
K r e u t e r b u c h , Von allerhand Bäumen, Stauden, Hecken u. s. w.
Alles von Newem widerumb ersehen und gebessert. Franckfort am
Meyn, Bei Christian Egenolffs Erben. Die Vorrede ist von Loniceras
unterzeichnet, aber auf dem Titel steht sein Name nicht.
Die letzte von Loniceras selbst besorgte Ausgabe erschien nach
Pritzel 1577. Trew zählt in der Ausgabe von 1557 von Pflanzen
708 Abbildungen, und nennt die folgende von 1560 unverändert;
allein in dieser zähle ich über 820 Pflanzenabbildungen ausser den
Thieren und zahlreichen Genrebildern. Ihr Werth ist, wie in allen
egenolphschen Büchern sehr ungleich; einige sind vorzüglich, die
meisten mittelmässig, manche ganz erbärmlich; einige nach der
Natur entworfen, die meisten von Bock Fuchs und Andern in verkleinertem
Maass copirt. Ein Pflanzenbeobachter war Loniceras
so w^enig wie RyA*, allein an Gelehrsamkeit übertraf er ihn weit,
so dass sein Werk, — denn das war es in der That, wiewohl
der Gart der Gesundheit fortwährend die Grundlage ausmachte —
als Compllation betrachtet, nicht ganz zu verwerfen ist. Dazu
umfasste es wie der alte Gart der Gesundheit ausser den Pflanzen
auch die Thiere, enthielt zugleich ein Distillierbuch nach Bruns
c h w y g k , ein Buch von der Baumpflanzung nach Pet rus de
C r e s c e n t i i s , war also ganz dazu gemacht den grossen Haufen
zu gewinnen.
Und es gewann ihn. Kein anderes Werk jener Zeit erlebte
so viele Auflagen. Noch fünf unveränderte erschienen nach des
Loniceras Tode von 1587 bis 1616, dann übernahm P e t e r Uffenb
a c h die Redaction, ein frankfurter Arzt, der in Italien studirt hatte,
und als Chirurgus bekannter ist, und von nun an heisst es auf
dem Titel: Herrn Adami Loniceri vollständiges Kräuterbuch
u. s. w. Durch P e t e r Uff e n b a c h aufs fleissigste übersehen u. s. w.
Vier Ausgaben, von 1630, 1650, 1679 und 1713, sollen UiFenbach's
Namen tragen, obgleich er schon 1635 starb. Ich kenne keine
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derselben. Auf dem Titel rühmt er sich vieler Verbesserungen,
Trew sagt aber: „UfFenbachii correctio ad explicationem et remotionem
quarundam iconum inutilium tantum pertinet." Alle Ausgaben,
die letzte aus Ulm ausgenommen, erschienen zu Frankfurt.
Endlich erschien noch eine Reihe von Ausgaben 1737, 1765,
1776 zu Ulm, die letzte 1783 zu Augsburg in fol., alle zwar noch
unter UiFenbachs Namen, doch unter Balthasar Ehrhart's
Redaction oder, nach dessen Tode im Jahr 1756, in der Gestalt,
welche er dem Buche gegeben hatte, wiederholt. Doch ist auch
Ehrharts Name, und was er bei dem Werke gethan, auf dem übermässig
langen Titel nicht verschwiegen. Ehrhart, kein ungeschickter
Pflanzenkenner, ein eifriger Pflanzensammler, besonders in den
Alpen, und vorzüglich bekannt durch die Herausgabe der ersten
jemals erschienenen verkäuf l ichen Sammlung getrocknet
e r P f lanzen, sah die Mängel des Buchs recht gut ein, aber er
hütete sich wohl etwas daran zu ändern, sondern gab statt dessen
umfangreiche Nachträge dazu, worin er nicht nur manchen Fehler
seiner Vorgänger verbesserte, sondern auch die neuern Entdeckungen,
vor allen in der Heilmittellehre, hinzufügte.
Man kann nicht sagen, dass Egenolph's Holzschnitte oder der
Text dazu von Lonicerus und seinen Nachfolgern die Wissenschaft
jemals bedeutend gefördert hätte, auch blieb, wie Treviranus bemerkt,
der merkantile Zweck bei dem Werke stets der vorherrschende;
allein die Studirenden förderte es gewiss, und war lange
Zeit das beliebteste am meisten verbreitete Handbuch der Botanik,
und auch das ist eine Thatsache, die der Geschichtsschreiber der
Wissenschaft nicht übergehen darf. Um sie klar zu machen, musste
ich in diesem Paragraphen rück- und vorwärts weit über die ihm
zukommenden Zeitgrenzen hinausschreiten. Kehren wir jetzt zurück
zu des Lonicerus nächstem Nachfolger unter den wahrhaft verdienten
Botanikern,
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