i»
380 Buch XV. Kap. 2. §. 51.
seiner Zeit, wohl werth. Anguillara ist der einzige, der ihm, wenn
auch stets mit Hochachtung, doch vielleicht nicht mit der Rücksicht,
die der Lehrer verdient hätte, zuweilen widerspricht; und
öfter sagt er uns, nicht was er von Ghini gelernt, sondern was
dieser durch ihn erfahren, und wohl gar missverstanden habe. Man
wollte darin eine Undankbarkeit Anguillara's gegen seinen vermeinten
Lehrer finden, lieber schliesse ich umgekehrt, weil sich
Anguillara einer solchen Undankbarkeit durchaus unfähig zeigt,
so kann Ghini nicht sein Lehrer gewesen sein. Nennt er doch
mit dankbarer Anerkennung jeden, von dem er die mindeste ihm
brauchbare Notiz erhielt, wie lässt sich denken, dass er eines so
berühmten und hochverdienten Lehrers nicht auf gleiche Weise
auch nur ein einziges mal erwähnt hätte! Ueber seine Anstellung
als Semplicista dell' Illustrissima Signoria di Vinegia nel studio
di Padova, wie der Herausgeber seines Werks in der Vorrede sich
ausdrückt, sprach ich schon bei der Geschichte des dortigen Universitätsgartens
Seite 258 iF., über die Verläumdungen, welche der
Grund seiner Entfernung von da zu sein scheinen, bei Mattioli
Seite 377. Er ging nach Ferrara, nicht nach Florenz, wie Du
Petit Thouars irrig angiebt, und fand eine gute Aufnahme. Ob
er wieder einen Lehrstuhl erhielt, ist nach Tiraboschi zweifelhaft;
gewiss ist, dass er daselbst den Theriak bereitete, um jene Zeit
ein Beweis ausserordentlicher botanischer Kenntnisse, und bald
nach dieser Operation, im Jahr 1570, einer pestartigen Krankheit
erlag.
Er selbst hat gar nichts drucken lassen. Das einzige, was
wir gedruckt von ihm besitzen, ist:
Semplici dell' Eccellente M. Luigi Anguillara, Liquali in
piu Pareri à diversi nobili huomini scritti appaiono, Et Nuovamente
da M. Giovanni Mari n e l l o mandati in luce. In
Vinegia, Appresso Vincenzo Valgrisi. 1561. 304 paginirte und
16 ungezählte Seiten in 8., und 2 Holzschnitten, nämlich pag.
140 Chameleonte nero di Diosc,, pag. 277 Semprevivo
maggiore.
Das Buch ist wenigstens in Deutschland äusserst selten. Spren-
B u c h XV. Kap. 2. i 51. • 8 8 1
geD) erhielt sein Exemplar von Giro Pol l ini , ich das memige
von meinem verehrten Freunde de Visiani zum Geschenk. Nach
Seguier ward es in demselben Jahre von demselben Drucker zweimal
gedruckt, in Quarto und in Duodez, im ersten Druck ohne,
im zweiten mit den beiden genannten Figuren. Das ist ungenau,
mein Exemplar mit den Figuren ist in Octavo. Pntzel sagt unrichtig,
nach Seguier hätte die Quartausgabe die Bilder. Tournefort2)
mit Bezug auf S chenck, und nach ihm Seguier, Merklm,
Haller und Pritzel, gedenken noch einer l a t e ini s che n Ueber-
S e t z u n g cum not i s Ca spa r i s Bauhini. Basileae apud Henric.
Petrum 1593, in 8. Du Petit Thouars versichert, nach fruchtlosen
Versuchen die Existenz derselben festzustellen, sei er auf Schenck
selbst zurückgegangen, und habe erfahren, dass das Buch niemals
gedruckt sei. Das ist mindestens ein verfehlter Ausdruck; denn
Schenck, der nicht gar lange nach 1593 schrieb, sagt ganz bestimmt,
nachdem er vom italiänischen Original gesprochen: Hunc cl. D.
B a u h i n u s Basil. Anathomicus et Botanicus, latinum fecit, notis
ac scholiis adornavit. Und weil seine Nachfolger noch den Druckort
den Drucker die Jahrszahl und das Format hinzufügen, so
muss wenigstens einer von ihnen das Buch selbst vor Augen gehabt
haben. Seine Existenz leidet demnach keinen Zweifel. Es
scheint aber ungemein selten zu sein.
Das italiänische Original besteht aus vierzehn P a r e r i , Gutachten,
über verschiedene Pflanzen der Alten, abgefasst in ebenso
viel Briefen an verschiedene Personen, die nicht chronologisch
geordnet sind. Das früheste ist Parere VH von 1549, ihm folgt
X von 1555, darauf I und VI von 1558, dann H. III. VIII und
XHI von 1559, endlich die fünf übrigen von 1560. Abschriften
dieser Gutachten gingen von Hand zu Hand, Giovanni Marin
e l l o sammelte sie, und erlangte vom Verfasser nicht ohne Widerstreben
endlich die Eriaubniss sie drucken zu lassen. Es ver-
1) Sprengel, Geschichte der Botanik I, S, 293.
2) Tour ne fort institut. rei herbar. / , pag, à5. Das Buch, wovon er spricht,
i s t : './o. Geo. Schencha biblia iatrica sive hibUotheca medica etc. Francofurti
1609, in 8.
it
m
;I . :
•S
Í
l ^
1l ;
1 .i
p ;
I ' !
Í •
i
ì -4-
ì I£ " I .
S ÌBs
.
it ^
<: a ) .