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282 Buch XIV. Kap. 3. §.39.
der andern zu vertauschen sich genöthigt glaubte; und die natürlichste
Veranlassung dazu konnte der Tod des Cardinais Gonzaga
im Jahr 1483 geben. Das entspricht der gewöhnlichen Meinung
der Bibliographen, die das Buch zum Theil 1484, zum Theil kurz
vor 1484, also wenigstens beinahe gleichzeitig mit dem mainzer
Aggregator practicus, erschienen sein lassen. In seiner Vorrede
rühmt sich de Lignamine, den Apulejus Platonicus, diesen kürzlich
zu Monte Cassino entdeckten Schriftsteller, zuerst bekannt zu
machen; und noch jetzt wird die Handschrift desselben, wie uns
Tornabene belehrt, zu Monte Cassino aufbewahrt. Sie gehört ins
zehnte Jahrhundert, und die Abbildungen der Pflanzen sind mit
der Feder hineingezeichnet. Wie sie beschaffen sind, erfahren wir
leider nicht. Aber von den Holzschnitten der Ausgabe sagt
Tornabene selbst, sie entsprächen der Zahl der vorkommenden
Pflanzen, wären schlecht gezeichnet, einige mit, andre ohne
Blumen, und man könne schwer errathen, welche Pflanzen
sie vorstel len sollten. Für mittelmässig hält er 1. Betonica,
5. Ocimum, 25. Chamaedrys, 43. Scilla, die übrigen für schlecht.
Ganz missrathen sein sollen 70. Nymphaea, 74. Verbascum und
122. Mentha. Also unter weit über hundert, vier mittelmässige
Abbildungen! Das ist noch weniger als im Buch der Natur. Unmöglich
kann ich daher diesem Apulejus einen hÖhern Rang einräumen,
unmöglich zugeben, dass er, wie Moretti will, di e ersten
w a h r h a f t naturgeschichtlichen Pflanzenabbildungen
enthalte. Endlich wäre in Bezug auf die Nationalehre noch zu
untersuchen, ob der Formschneider, dessen sich de Lignamine
bediente, ein I t a l i äne r oder ein D eut s che r war. Mit Sicherheit
wird sich das schwerlich ermitteln lassen. Indess sagt Heller i),
dessen Urtheil hier von Gewicht ist: „Da die Deutschen in allen
diesen Ländern (Italien, Frankreich, Spanien, England, Ungarn)
zuerst die Buchdruckerkunst verbreiteten, so war es sehr natürlich,
dass sie mehrere Arbeiter, welche sie dazu bedurften, aus
1) Jos. Heller, Geschichte der Holzschneidekunst. Bamberg 1823 in 8.,
Seite 53 und 55.
B u c h XIV. Kap. 3. §.39. 283
ihrem Vaterlande mitnahmen. Daher die H o l z s c h n i t t e , welche
i n ihren Büchern vorkommen, von D e u t s c h e n gefertigt
s i n d , wie die Manier hinlänglich zeigt. Selbst wenn Eingeborene
in diesen Ländern Druckereien errichteten, so nahmen sie deutsche
A r b e i t e r in ihre Dienste." Und bald darauf: „Die ersten Holzschnitte,
welche in Büchern vorkommen, die in fremden Ländern
erschienen sind, k omme n best immt von deutschen Meistern,
welche die Buchdrucker dahin brachten. Ihre Arbelten sind ganz
ähnlich jenen Holzschnitten, welche in Deutschland gefertigt wurden."
Das d r i 11 e hier zu nennende Werk, wenn nämlich der römische
Apulejus wirklich älter ist, der Aggregator practicus de
s i m p l i c i b u s oder Herbar ius erschien datlrt zum erstenmal
1484 zu Mainz; es giebt aber eine dieser sehr ähnliche Ausgabe
ohne Jahrszahl Drucker und Druckort, die nach Choulant vielleicht
jünger, nach Hain und Andern vielleicht älter ist als die datirte,
was natürlich, wenn an der Feststellung der Priorität dieses oder
des vorigen Buches etwas gelegen wäre, in Betracht käme. Doch
lassen wir die unnütze Frage! Treviranus, der die undatirte Ausgabe
besitzt, sagt darüber: „Die Figuren, sämmtllch colorlrt, sind
äusserst roh geschnitten, und dem grössten Theil nach ohne alle
Aehnlichkeit, angemessen der Kunst, wie sie von sogenannten
Briefmalern (Spielkartenmachern) damals ausgeübt wurde." Eben
so ungünstig urthellt Moretti über die Bilder der mainzer, Trew
über die beider Ausgaben, zwischen denen er keinen Unterschied
macht. Nur Choulant findet die Holzschnitte der mainzer Ausgabe
zwar noch roh und steif, doch die Pflanzen oft erkennbar, die der
passauer von 1485 schlechter nachgeschnitten, übrigens denen
der mainzer ähnlich. Ich besitze nur die letztere, kann darin aber
unter den 32 Pflanzen der beiden ersten Buchstaben des Alphabets
kaum drei, Arnoglossa, Berberis und Brlonia, unter den drei nächst
folgenden Buchstaben kaum Eine finden, die an ihr Original auch
nur von ungefähr erinnert, geschweige denn sich erkennen lässt.
Ich muss auch die bisher besprochenen Ausgaben dieses Werks
zu denen rechnen, welche der Verleger durch den Zierrath der
Bilder unwissenden Käufern empfehlen wollte; einen Wissenschafty
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