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Buch XV. Kap. 2. §.50, B u c h XV. Kap. 2. §. 50, 375 t í —
Herbariums rühmen! Um so genauer hätte er freilich beschreiben
und seine Künstler beim Zeichnen überwachen sollen; keins von
beiden that er. Viele seiner Beschreibungen sind höchst oberflächhch,
und in dem schon öfter angeführten Schreiben an Maranta i)
klagt er über die Unzuverlässigkeit eines seiner Zeichner aus Venedig.
Zwei Pflanzen, Apios und Pistacia, welche er ihm zum Zeichnen
gegeben, hätte derselbe auf der Rückreise von Görz nach Venedig
verloren. „Quapropter veritus, ne ipsius aegre ferrem negligentiam,
si id rescivissem, revocata in memoriam harum plantarum facie,
illas memoriter delineavit, et excidendas curavit non sine magna
ammi mei indignatione." Das sind die beiden Abbildungen der
Ausgabe von 1554 pag. 146 und 549, die in der Ausgabe von 1565
pag. 273 und 1273 durch richtige Figuren ersetzt sind. Was sollen
wir aber dazu sagen, dass Mattioli, anstatt seine Künstler zu überwachen,
dem Maler die zu zeichnenden Pflanzen mit auf die ßeise
gab, und weder die Zeichnungen noch die Formen, die der Maler
schneiden Hess, vor dem Abdruck einer Revision unterzog? Diese
Sorglosigkeit fällt ihm selbst zur Last, und beschränkt sich sicher
nicht auf die beiden genannten, sondern trifft die meisten seiner
Abbildungen, die, obgleich augenscheinlich nach der Natur entworfen,
doch oft in einzelnen Theilen der Natur gradezu widersprechen,
wie z. B. die Darstellung der Hydrocotyle unter dem
Namen Asarina mit einer fast ungestielten Strahlenblume pag. 38
der Ausgabe von 1565; oder die der Valeriana Celtica unter dem
Namen Nardus Celtica mit nacktem Schaft statt des beblätterten
Stengels und endständiger Dolde statt der achselständigen Spirren
pag. 26 der Ausgabe von 1554, und unverbessert, nur vergrössert,
pag. 33 der Ausgabe von 1565; oder gar die des Nasturtium
palustre unter dem Namen Sium mit gegenständigen Blättern,
achselständigen Trauben und einem Blätterschopf auf dem Gipfel,
pag. 483 derselben Ausgabe, und schon eben so in der Ausgabe
von 1554 pag. 253. Mit Recht nennt Gesner 2) sie eine lächerliche
1) Mattili o li opera, edid. Bauliin, pag, 169 Un. 16.
2) Conr. Gesneri epistolae medicinales, per Gasp. Wolphium, fol. 14 b
und monstrose Figur. Traf es sich nun noch dazu, dass eine der
entstellten Abbildungen der Beschreibung des Dioskorides näher
kam als die natürliche Gestalt der Pflanze, so drängte sich nur zu
leicht der Verdacht auf, Mattioli hätte die falsche Abbildung absichtlich
erfunden; und Tournefort behauptet gradezu: „Matthiolus,
pictore suo impudentior, multas delineari jussit ex proprio
marte ad Dioscoridis descriptionem accommodatas." Von einigen
seiner Abbildungen behaupten sogar noch Haller und Sprengel
dasselbe. Für diese Anklage finde ich indess keinen genügenden
Beweis, und Mattioli selbst weist den blossen Verdacht eines solchen
Verfahrens in seinem Schreiben an Maranta mit Entrüstung zurück.
Dagegen lassen sich mit Recht noch zwei andre Ausstellungen
gegen seine Abbildungen machen, und zwar noch öfter und in noch
höherm Grade gegen die grossen der spätem als gegen die kleinen
der frühern Ausgaben. Sehr viele Pflanzen erscheinen in der
Zeichnung platt gedrückt. Sie sind nach getrockneten Exemplaren
gemacht, und das ist bekanntlich oft unvermeidlich. Bei etwas
strengerer Aufsicht des Verfassers würde aber der Zeichner die
natürliche Stellung der Theile wenigstens grossentheils ohne Schwierigkeit
wieder hergestellt haben Andre Abbildungen leiden an
Ueberfüllung, sie sind entweder nach zu üppig gewachsenen und
daher unnatürlichen Gartenpflanzen gemacht, wie Haller voraussetzt,
oder der Zeichner hat sich willkürliche Zusätze erlaubt, um
seine Bilder dem Auge gefälliger zu machen. Es ist daher schwer
begreiflich, wie Sprengel die Abbildungen von Mattioli die schönsten
Holzschnitte, die man bis dahin kannte, nennen, wie er ihre
musterhafte Treue und seltene Zierlichkeit der Ausführung loben
konnte. Richtiger urtheilt Treviranus, wenn er sagt: Mattioli erreichte
die Treue seiner Vorgänger nicht, und auch an der künstlerischen
Ausführung manches auszusetzen findet, was nur ein unkünstlerisches
Auge zu bestechen vermag.
Gern bräche ich hier ab. Aber ich bin nicht der Meinung
derer, die den Schriftsteller vom Menschen getrennt als ein abstractes
Ding beurtheilen zu müssen glauben; und bei Mattioli
herrschte der Eigendünkel dermassen vor, dass man den Spuren
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