248 Buch XIV. Kap. 2. §. 35. Buch XIV. Kap. 2. §. 36. 249
Laufbahn mit seinem Bo t a n o l o g i c o n , Coloniae apud Jo. Gjmnicum
1534 in 8. min., woraus sich sein Geburtsjahr 1486 aufs
deutlichste ergiebt. Bitter beklagt er sich in dem Buche über
allerlei Verdriesslichkeiten und Hindernisse, die ihm zu Marburg
von anmassenden und unwissenden Apothekern Collegen und Vorgesetzten
iu den Weg gelegt wären, und ihn bewogen hätten, einen
ehrenvollen Kuf als Stadtarzt nach Bremen anzunehmen. Darum
widmet er auch das ganze Büchlein dem Senat und der Bürgerschaft
Bremens, und kündigt ihnen seine nahe Ankunft an. Doch
schon im folgenden Jahr 1535 oder, wie Andrei) wollen, 1538
endigte er zu Bremen sein vielbewegtes Leben.
Wir haben es unter seinen Schriften nur mit dem Bo tanol
o g i c o n zu thun. Es ist ein lebhaft und witzig, ich darf fast
sagen künstlerisch geschriebenes Gespräch zwischen dem Verfasser
selbst,^ drei ältern gelehrten Freunden, die ihn in Marburg besuchen,
und einem seiner dortigen Schüler aus Frankreich, der zufällig
dazu kommt, erst auf dem Zimmer, dann im Garten, endlich auf
einer botanischen Excursión, die sie zusammen vornehmen, über
allerlei PÜanzen, meist solche, die sich grade ihren Augen darbieten.
Von seltenen oder gar neuen Pflanzen kann da natürlich
nicht die Eede sein, eben so wenig von Beschreibungen; das ganze
Gespräch dreht sich um die Nomenclatur der Pflanzen, vorzüglich
um die richtige Deutung der von Dioskorides beschriebenen, wobei
gelegentlich zahlreiche Irrthümer älterer und neuerer, ja neuester
Botaniker und Aerzte zur Sprache kommen. Die beiden ersten
Bände des wichtigen Werks von Otto Brunfels, das wir bald näher
beleuchten wollen, waren bereits erschienen; selbst sie werden oft
scharf, doch wie alle übrigen stets mit Anstand kritisirt. Die oft
unübersteiglichen Schwierigkeiten einer sichern Deutung der Pflanzen
des Alterthums hatte Euricius vollständig erkannt, oft begnügt
er sich damit zu zeigen, dass eine Pflanze des Dioskorides nicht
die sein kann, wofür sie ausgegeben ward; mitunter lässt er sich
aber auch zu den wunderlichsten Missgriffen verleiten, wie z. B.
1) Tournejort insiitutiones rei herhariae, I, pag. 26,
wenn er das Amomum der Alten in der Anastatica Hierachuntica
erkannt haben will, die er nur in dem verschrumpften Zustande
kennt, worin sie als Wunderwerk noch jetzt in manchen
alten Apotheken und Raritätensammlungen aufbewahrt wird. Dem
Mangel wissenschaftlicher Ordnung seines Buchs, den die Form
bedingte, begegnete der Verfasser durch ein Register, welches
hinter dem Namen jeder Pflanze zugleich das Resultat der sie
betreffenden Untersuchung ausspricht. Es enthält, wiewohl des
Buches Text nur 183 Seiten füllt, doch gegen 350 Namen, worunter
indess viele Synonyme vorkommen. Du Petit Thouars >) legt dem
Euricius noch eine andre botanische Schrift bei: Judicium de
h e r b i s et s impl icibus medicinae etc., abgedruckt am Ende
des l a t e ini s che n Dioskorides von Ruel l ius in der Ausgabe
zu Frankfurt 1549 in fol. Es ist aber nichts als ein Abdruck
des eben genannten zum Botanologicon gehörigen Registers.
Dies Büchlein scheint ziemlich selten und minder bekannt zu
sein, als es verdient. Den ausführlichen Titel einer zweiten Ausgabe
desselben, Parisiis 1551 in 12., findet man bei Pritzel. Aber
die erste Ausgabe, die ich besitze, und die Pritzel nicht selbst
gesehen, ist nicht in 12., sondern in klein 8.
§. 36.
I n Frankreich Johannes Ruellius.
Aus Frankreich führe ich nur Einen, aber einen der bedeutendsten
Männer der bezeichneten Zeit und Richtung an, dessen
Verdienst nur zu oft verkannt ward. Von seinem Leben kann ich
wenig sagend). Geboren zu Soissons 1474, also 12 Jahr jünger
als Manardas, eben so viel älter als Euricius Cordus, und 26 Jahr
älter als Brasavola, erwarb sich Ruellius einen hohen Grad huma-
1) In der Biographie universelle vol. I X , pag, 518,
%) Die dürftigen Quellen seiner Biographie, woraus alle Neuern schöpften,
sind Jovii elogia virorum literis illustrium, Basil, 1517 in fol. pag. 173, und
Sammarthani elogia Gallorum doctrina illustrium, wovon ich nur den Auszug
in Freheri theatrum virorum eruditione illustriumNorimbergae 1688 in jol. pag.
1223 benutzen kann.