218 Buch XIV. Kap. 1. §. 28. Buch XIV. Kap. 1. §. 29. 219
er nothwendig in alle schon von jenem begangenen Fehler verfallen
musste. Gleichwohl gehört die Uebersetzung unstreitig zu
den besten jener Zeit. Die spätem Verbesserungen derselben bedeuten
nicht viel In der Ausgabe von Heinsius namentlich sagt
die Uebersetzung oft etwas ganz anderes als der daneben stehende
Text; und doch sind es nicht immer Theodors eigene Worte, die
wenigstens den kritischen Werth voraus haben, auf die Lesarten
seiner jetzt verlorenen Handschrift schliessen zu lassen. Nur
Schneider hat sich wirklich bemüht, die Uebersetzung allen Veränderungen,
die er mit dem Texte vorgenommen, anzupassen»
Ich erlaube mir hier einen kurzen, aber nicht unwichtigen
Nachtrag zu Seite 188 meines ersten Bandes einzuschalten. Der
zweite Band von Wimme r ' s dort angezeigter grössern griechischen
Ausgabe des Theophrastos ist noch immer nicht erschienen, und
wird vielleicht ganz ausbleiben. Statt dessen erschien gleichzeitig
mit meinem ersten Bande:
T h e o p h r a s t i E r e s i i opera quae supersunt omnia. Ex recensione
F r ider ici Wimm er. Tom. I, Historiam plantarum
continens. Tom, II, De Causis plantarum libros VI continens.
Lipsiae sumptibus et typis B. G. Teubneri 1854, in 8. min.
Sauber und correct, wie alles, was aus dieser Druckerei hervorgeht.
Eeiner Abdruck des Textes ohne die mindeste Anmerkung; doch
geht dem ersten Bande ein reicher Conspectus scripturae voraus,
und den zweiten beschliessen ein Index nominum, ein Index
auctorum a Theophrasto laudatorum und ein sehr ausführlicher
Index rerum et verborum. Dass der Text des ersten Bandes dem
des ersten der grössern Ausgabe desselben Verfassers entspreche,
versteht sich von selbst; desto wichtiger sind die zahlreichen Berichtigungen
des Textes im zweiten Bande, in deiii Werke de
C a u s i s p l a n t a r u m , was nun erst mit Ausnahme "weniger Stellen
klar und verständlich geworden ist, — Üöi so fühlbarer tritt jetzt
aber das Bedürfniss einer neuen lateinischen Uebers
e t z u n g hervor, wenn das Werk nicht blos der Sprache wegen
von den PhiloTögen gelesen, sondern auch, wie es vor vielen verdient,
des Inhalts wegen deh Naturforschern näher gebracht werden
soll. Für jetzt muss sich der des Griechischen Unkundige für die
Bücher de Causis plantarum noch immer mit Theodor's von Schneider
berichtigter Uebersetzung begnügen. Und selbst für die
Historia plantarum dürfte ihm dieselbe oft bessere Dienste leisten
als Sprengeis deutsche Uebersetzung derselben.
29.
H e r m o l a u s Barbaras.
War Theodoras Gaza der erste Grieche, so ist H er m o l a u s
B a r b a r u s i ) der erste Italiäner, dessen philologische Studien der
Botanik zu statten kamen. Viele Glieder der edlen venetianischen
Familie der Barbari hatten sich durch wissenschaftliche Leistungen
oder erlangte bürgerliche Ehren hervorgethan; Ermolao Barb
a r o überstrahlte trotz seines kurzen Lebens all seine Vorfahren.
Im Jahr 1454 geboren, widmete er sich von Jugend auf mit grösstem
Eifer und Erfolg den Wissenschaften, und studirte erst zu
Verona unter seinem Oheim gleiches Namens (mit dem man ihn
um so leichter verwechseln kann, weil die Väter beider auch den
gleichen Namen Zaccaria führten), dann zu Rom, endlich zu Padua,
wo er 1477 Baccalaureus der Rechte und der Philosophie ward,
-Dass er schon gegen Ende des Jahrs 1468 zu Rom vom Kaiser
Friedrich III. âls Dichter mit dem Loïbeet gekrönt sei, schemt
eine der vielen Erdichtungen, womit man sein Leben verschönern
wôllte. Erst zu Padua, dann in seiner Vaterstadt selbst, die ihn
mît verschiedenen Ehrenämtern bekleidet, hält êr nun mit vielem
Beifall Vorlesungen besonders über Aristoteles und dessen Commentatoren,
unter denen er den Averroes vor Andern geschätzt
haben soll. Im Jahr 1486 ertheilte die Republik ihm und emem
1) Bayle dictionaire historique, article Barharus. Fabricü biblioth. lat.
med. et in aeiatis, voce Barharus (Hermol.). Tiraboschi VJ, parte Il. pag. 150.
Nicer on, Nachrichten von berühmten Gelehrten, herausgegeben von Baumgart'e%
X, S, 271. 'Heeren 0. Ä 274.
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