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B u c h XH. Kap. ]. §. 4.
Liber secuiidus,
q u i totus est d igressio, et est de o rdine diversitatum
p l a n t a e supra enumeratarum, et de his, quae conven
i u n t eisdeni, ut ordinat ius sciantur causae earum.
T r a c t a t u s primus.
D e his, quae in planta secundum individuam ipsius
s u b s t a n t i a m inveniuntur (meine Handschriften und die Edit
princeps haben hier gar keine Ueberschrift; Jammy scheint sie
aus den Schlussworten des Tractats genommen zu haben).
C a p u t 1. De plantae substantia et origine et oper
i b u s ejus in communi (die letzten fünf Worte fehlen in den
Ausgaben). — Das Wesen der Pflanze besteht l )der For m nach
in ihrem verborgenen Leben, 2) der Materi e nach in dem,
was eines solchen Lebens empfänglich ist, das heisst a) in dem
erdigen, wenig veränderten Stoff, der nur ein solches Leben in
sich aufnehmen kann, und b) in der Zusammensetzung aus Organen,
worin sich die besondern Thätigkeiten jenes verborgenen
Lebens entfalten (explicantur, Cod. Argent, statt des sinnlosen
expelluntur). Die zufällige Handlung des Pflanzens, von der die
Pflanze ihren Namen trägt, bezeichnet ihre Natur keineswegs. Erzeugt
wird sie durch die äussern Bedingungen der Wärme der
Sonne und der Feuchtigkeit der Erde, die sich gleichsam wie
Vater und Mutter gegen sie verhalten; daher sie nach einer gewissen
Naturnothwendigkeit vegetirt. Auch die Art ihrer Ernährung
ihres Wachsthums und ihrer Fortpflanzung erheben sich noch
wenig über die leblose Natur. Da sie ihre Nahrung auf viel einfachere
Weise zu sich nimmt und in sich vertheilt als das Thier,
so hat sie weder Venen noch einen Magen, sondern nur Poren,
wie dergleichen auch das Thier unsichtbar auf seiner ganzen Oberfläche
besitzt. Am leichtesten geht die Einsaugung im Boden VOT
sich, daher dorthin die Pflanze ihre Wurzelfasern richtet, und die
Luftwurzeln, welche einige Pflanzen bilden, schnell wieder vertrocknen.
Ob das Wachsthum der Pflanzen bestimmte Grenzen
B u c h Xn. Kap. 1. §.4. 47
habe wird nun nochmals ausführlicher untersucht und behauptet.
Ueber die Fortpflanzung wird auf das Vorhergehende verwiesen,
und nur noch der grosse quantitative Unterschied der werdenden
und der ausgewachsenen Pflanze hervorgehoben. Ganz eigenthumlich
sei den Pflanzen das den Thieren fremde Sprossen.
C a p 2. De divisione plantae prima per suas partes
subject ivas (das heisst: von der Eintheilung der Pflanze als
Gattuno' in die ihr zunächst untergeordneten Arten). — Emgetheilt
wird dfe Pflanze überhaupt zuvörderst in Bäume, Baumchen (arbusta),
Sträuche, Stauden (olus^), Kräuter, Pilze und dergleichen.
Doch ist das keine wahre (logische) Eintheilung emer Gattung m
ihre Arten (sondern eine Stufenfolge), weil der Baum dem Begriff
der Pflanze vollständiger entspricht als der Pilz u. s w. Auch
crehen die genannten Arten in einander über, entweder mit der
L i t in Folge des Alters, oder durch Ausartung einer m eine andre
ihr verwandte Art, wie z. B. des Weizens in Roggen oder umgekehrt,
ie nachdem sich die Pflanze bei schlechterer Nahrung verschlechtert,
bei besserer veredelt. Sämmtliche Arten durchzugehen
oder auch nur zu nennen, meint Albert, wäre zu weitläufig und
kein Geschäft des Philosophen, der nach den Ursachen der Dinge
forsche Zu unsrer Freude und seiner eignen Ehre stieg er dennoch
im sechsten Buch von dieser philosophischen Höhe em wenig
herab, und breitete auch seine mannichfache specielle Pflanzenkenntniss
vor uns aus. Nicht minder gereicht ihm schon hier die
richtige Einsicht in die Natur der Pflanzengruppen oder Arten
als Stufen der allgemeinen Entwicklung der Pflanze überhaupt
zur Ehre Den Glauben an die Wandelbarkeit wirkhcher Arten
theilt er mit Plinius, Theophrastos und all seinen Vorgangern;
das ist ein Tribut, den er seinem Zeitalter entrichtet. Seien wir
5 wird Olus erklärt, guod guidem multos stipitis
projicit e. una radive^ et in stip^us ramos diverse., sed purum aut r^^M KaUt
Hgneitatis, licet guaedarn eornm durescant ad modum ligm ^n .enectute longa In
guo genere sunt rula et caula (die Kohlarten) ei plura aha. - Es ^^^ das S ^
chische was Nikolaos Damaskenos Lib. I, cap. 4 ebenso erklart, und
was häufig in gleicher Bedeutung vorkommt.
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