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B u c h XV. Kap. 0. §.67.
Wuchergeschäfte, und erwarb sich in kurzer Zeit grosse Reichthümer.
Dass er aber den Kurfürsten um grosse Summen betrogen
hätte, unter dem Vorgeben das erhaltene Silber nach Verlauf gewisser
Jahre in Gold verwandeln zu wollen, ist eine nicht besser
begründete Beschuldigung als die, dass er mit dem Teufel im
Bunde gestanden hätte. Eine unüberlegte dritte Heirath mit einer
liederlichen Person aus Basel, die er bald wieder verstiess, der
Verkauf seiner Druckerei, und andre Unbesonnenheiten brachten
ihn gegen 1584 um sein ganzes Vermögen; mehrfache Anklagen,
unter denen die der Zauberei zu jener Zeit, da man Hexen und
Zauberer noch zu verbrennen pflegte, die gefährlichste war, bedroheten
seine persönliche Sicherheit zu Berhn; auch mochte er
fürchten das Vertrauen seines Kurfürsten zu verlieren, da dieser
noch einen zweiten tüchtigen Arzt der Alten Scliule, seinen erklärten
Gegner, zu sich berufen hatte: kurz in demselben Jahr
1584 entfloh er plötzhch nach Italien. Von der Zeit an wird sein
Leben dunkel. Man weiss nur, er sei zur katholischen Kirche
übergetreten, und habe zu Rom in Gegenwart des Cardinais, nachherigen
Grossherzogs, Francisco de' Medici einen eisernen Nagel
bis zur Hälfte in Gold verwandelt. Im Jahr 1595 oder 1596 soll
er in einem Kloster zu Köln gestorben sein.
Unstreitig war Thurneisser ein Mann von Geist und Betriebsamkeit.
Mag er als Chemiker seinem Meister, dem Paracelsus
nachstehen, vermisst man auch bei ihm die Tiefe der Gedanken,
die bei jenem oft mitten aus dem Bombast leerer Worte hervorblitzen:
so gehörte er doch zu seiner Zeit sicher zu den geschicktesten
Chemikern, wusste von der Astronomie wenigstens so viel,
um seine Kalender berechnen zu können, und übertraf an botanischen
Kenntnissen sein Vorbild bei weitem. Dazu besass er, wenn
keine grammatisch gründliche, wenigstens eine weit ausgebreitete
Kenntniss alter und neuer, europäischer und orientalischer Sprachen,
und eine mannichiältige Belesenheit. Als Techniker soll er sich
zumal beim Hüttenwesen manches Verdienst erworben haben. Nur
zweierlei ging ihm ab, Genügsamkeit und Gewissenhaftigkeit.
Von seinem grossen botani schen Werk, welches aus zehn
Büchern bestehen sollte, ist nur das erste Buch fertig geworden,
und gleichzeitig in einer deutschen und lateinischen Ausgabe erschienen
:
Historia und Beschreibuno; Influentischer Elementischer und Natürlicher
Wirkungen aller frembden und Heimischen Erdgewechsen
auch ihrer Subtilitäten u. s. w. durch Leonhardt
T h u r n e y s s e r zum T h u m Churfürstlichen Brandenburgischen
bestallten Leibs Medicum beschriben. — Am linde:
Gedruckt zu Berlin bei Michael Hentzsken, Anno 1578, in
fol. — Eben so die lateinische Ausgabe:
Historia sive descriptio plantarum omnium tam domesticarum
quam exoticarum etc.
In ähnlicher, doch nicht ganz gleicher Art wie bei Carrichter,
wollte auch Thurneisser die Pflanzen nach dem vermeinten Einfluss
der Gestirne auf sie ordnen. So sollen die Pflanzen des ersten
Buchs unter dem Einfluss der Sonne und des Mars stehen. Es
sind deren nur 36, und zwar lauter Doldenpflanzen. Hätte
er in den folgenden Büchern in gleicher Weise andere Familien
zusammengestellt, so würde sein Werk in d O ' er That verdienstlich
geworden sein; doch voraussetzen lässt sich das nicht. Und diese
Zusammenstellung verwandter Pflanzen ist das einzige Lobenswerthe
am ganzen Werk. Um die Pflanzen zu je dreien in Beziehuno;
zu brino;en, erojreift Thurneisser die Vorstellung; der Alten O O ' c j O
von männlichen und weiblichen Pflanzen, fügt aber jedem Paar
noch ein Drittes, ein Kindlein hinzu. Allen dreien wird der Art
nach dieselbe Wirkung zugeschrieben, doch dem Männchen im
stärksten, dem Kindlein im schwächsten, dem Weibchen im mittlem
Grade. Beschrieben wird jede Art, und zwar einige, die der Verfasser
in Aethiopien und andern fremden Ländern will beobachtet
haben, eben so speciell wie die gemeinsten, nur nicht so, dass man
daraus eine wirkliche Pflanzenart erkennen könnte. Auch die
Nomenclatur wird erörtert, doch so verworren, dass wenig daraus
abzunehmen ist. Den meisten Raum nimmt immer die Wirkung
ein, und zwar meist nach verschiedenen Doctrinen, unter denen
die des Paracelsus voran zu stehen, die der Magiker den Beschluss