170 Buch Xlir. K a P §. 22, B u c h XIII. Kap. 4. §. 22, 171
ten um, so begegnen wir in einer der gleich näher zu beschreibenden
Ausgaben der Pandekten am Schluss der Ueberschrift des
Textes, welche von König Robert und dem Verfasser spricht, den
Worten: „qui fuerunt . . . . anno Christi 1317." Genau genommen
heisst das zwar nur, dass beide, der König und der Verfasser
in jenem Jahre lebten; allein die Zahl ist keine runde, wie das
„Ciaruit anno Domini 1320" bei Trithemius, sie muss auf eine
bestimmte Thatsache gehen, und kann wohl nichts anderes bedeuten
als des Werkes Erscheinung. So fassen auch Freind, Tiraboschi
und die meisten Neuern die Zahl auf. Nur schade, dass
jene Worte in den älteren Ausgaben fehlen, und dass diejenige,
worin sie vorkommt, doch nur ein Nachdruck jener ältern zu sein
scheint, so dass Quelle und Alter jener Angaben ganz unverbürgt
sind. Weit davon abweichend lässt Fabricius i), und zwar in drei
verschiedenen Werken, überall ohne Bezeichnung seiner Quelle,
die Pandekten erst 1336 erscheinen. Er muss die Nachricht also
für vollkommen sicher, ihre Quelle für allgemein bekannt, und
keines weitern Zeugnisses bedürftig gehalten haben. Wirklich
finde ich sie auch schon in der Isagoge, womit Tourer for t seine
Institutiones rei herbariae von 1719 eröffnet, ja sogar in Merkl
i n ' s Lindenius renovatus von 1686, und zwar bei beiden mit
Berufung auf den noch weit ältern Wol fgan g Justus, in Chronologia
illustrium medicorum von 1556. Weiter kann ich den
Faden leider nicht verfolgen, dies seltene Buch fehlt mir, ich weiss
also nicht, ob es seine Quelle nennt, und wie viel Glauben sie
verdient.
Ausser den Pandekten kennt man kein schrifstellerisches Erzeugniss
des Matthäus Sylvaticus. Ein „alphabetisch geordneter
Auszug über die officinellen Pflanzen aus Dioskorides u, s. w.,
den Häser 2) von den Pandekten unterscheidet, und zehn Jahr vor
1) Fabricii hihlioth. ecclesiastica in einer Note zur angeführten Stelle
des Trithemius. — Ejus dem biblioth. graeca X I I I , pag. 323. — Ejus dem
biblioth. latina med, et infim. aetatis, edit. Mansi, F, fag. 53.
2) Häser, Lehrbuch der Geschichte der Medicin, 2, Aufl. Seite 315,
ihnen nämlich 1307 verfasst sein lässt, beruht auf einem Missverständniss,
dessen Wurzel ich, abgesehen von der mir räthselhaften
Jahrszahl, in einer etwas zweideutig gefassten Stelle von Sprengeis
Geschichte der Medicin^) nachweisen zu können glaube.
Gedruckt sind die Pandekten schon bis zum Jahr 1500 nach
Hains Repertorium ölfmal, am öftersten zu Venedig, nach der Zeit
vielleicht noch öfter, hauptsächlich in Lyon. Nur die vier Ausgaben,
die ich vor mir habe, und die vielfach von einander abweichen,
beschreibe ich genauer.
Für die Editio princeps hält man einen Druck in gross Folio
und gespaltenen Columnen, ohne Titelblatt Seitenzahl Signatur
und Schlussschrift, daher auch ohne Ort und Jahrszahl; doch hält
man Strassburg für den Druckort. Weder Ebert noch Brunet erwähnen
dieser seltenen Ausgabe, in Hains Repertorium führt sie
die Nummer 15192. Das erste Blatt beginnt:
M a t h e u s moretus Brixiensis: ad reverendissimum in
Christo patrem ac dominum Dominum Franciscum de gonzaga
Cardinalem Mantuanum ac Bononie legatum.
Darauf das Dedicationsschreiben selbst und eine lange Tabula
capitulorum. Erst auf dem 6. Blatt beginnt der Text unter folgender
Aufschrift:
L i b e r pandectarum medicine omnia medicine Simplicia
continens: quem ex ómnibus antiquorum libris aggregavit eximius
artium et medicine doctor Matheus silvaticus ad
serenissimum sicilie regem Robertum.
Es besteht aus 724 durchlaufend numerirten längern Kapiteln und
zahlreichen meist kurzen Worterklärungen ohne Nummer, beides
untereinander auf eigenthümliche Weise alphabetisch geordnet,
wie sich vielleicht am kürzesten an einem Beispiel zeigen lässt.
So folgen nach den Wörtern auf Ca die auf Cha, Cla, Cra ebenso
1) Sprengel, Geschichte der Arzneikunde, 3. Aufl., II, S. 613 und 614.
Auf jener Seite spricht er von des Matthäus Werk genau so wie Häser,
ohne die Pandekten zu nennen; auf der folgenden, einem Zusatz der spätem
Auflagen, nennt er dieselben so, dass man sie leicht für ein besonderes Werk
alhten kann.
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