21() B u c h XIV. Kap. 1. §. 28. B u c h XIV. Kap. 1. §.28. 217
lebhafter lange fortgesetzter Kampf zwischen den Verehrern seiner
und denen der Philosophie des Ar istoteles. Auch Theodor
Gaza ward in diese Streitigkeiten verwickelt und gehörte zu den
Aristotelikern. Ich weiss nicht, ob das zur Erklärung der Wahl
jener von ihm übersetzten Werke ausreicht; eigene Kenntniss der
Natur scheint ihm gefehlt zu haben. Nicolaus V. belohnte seine
Ldstungen mit gewohnter Freigebigkeit, und noch mehr zog ihn
sein viel vermögender Landsmann Cardinal Bessarson an sich
heran, durch dessen Fürsprache ihm eine reiche Pfründe in Calabrien
zu theil ward. Nach des Pabstes Tode 1455 berief ihn
K ö n i g A l f o n s o V . v o nNe a p e l , gleichfalls ein eifriger Beschützer
der Wissenschaften, zu sich, und ertheilte ihm einen fixen Jahrp
h a l t . Nachdem er auch diesen hohen Gönner 1458 durch den
Tod verloren, scheint er sich auf seine Pfründe zurückgezogen zu
haben, bis ihn Pabst Paulus II. (reg. 1464 — 1471) zum zweiten
mal nach Rom berief, wo er auch unter dessen Nachfolger Sixtus IV.
(reg. 1471 — 1484) noch eine Zeit lang verweilte. Hier scheint er,
stets mehr mit seinem Studium beschäftigt, als um zeitliche Güter
bekümmert, in eine drückende Lage gerathen zu sein. Seine
Pfründe hatte er in den Händen ungetreuer Verwalter zurückgelassen,
und wenigstens Sixtus belohnte seine Arbeiten nicht so
wie einst Nicolaus. Man erzählt, als er ihm die Uebersetzung der
Thiergeschichte des Aristoteles überreicht, womit er noch von Nicolaus
beauftragt war, und als ihm Sixtus dafür zum Lohn 50 Scudi
habe auszahlen lassen, hätte er diese unverhältnissmässig kärgliche
Summe in die Tiber geworfen, und Rom verlassen. Gleichwohl
versichert einer seiner Zeitgenossen, der Historiker Jacobus Philippus
de Bergamo, Theodor Gaza wäre seiner Gelehrsamkeit wegen
dem Sixtus überaus theuer gewesen. Von Rom aus muss er sich
noch einmal nach Ferrara begeben haben, denn daselbst hörte unser
Landsmann Rudol f Agr icol a in den Jahren 1476 und 1477
seine Vorlesungen über die Schriften des Aristoteles. Doch bald
darauf kehrte er nach Calabrien zurück, und starb vermuthlich
schon im folgenden Jahre 1478.
Nicht bloss die zehn Bücher der Historia plantar um,
wie man bei Tiraboschi Fabricius und vielen Andern liest, sondern
auch die sechs Bücher de Causi s plantarum des Theop
h r a s t o s hat Theodoros Gaza ins Lateinische übersetzt. Dreimal
ward diese Uebersetzung in Verbindung mit seiner Uebersetzung
des Aristoteles, vier- vielleicht fünfmal separat gedruckt,
zum ersten mal, wi e schon erwähnt, Tarvisii per Bartholomaeum
Gonfalonerium 1483 in fol. Mit gewohnter Genauigkeit verzeichnet
findet man alle Ausgaben in Hofiinann's bibliographischem
Lexikon. Sodann erfuhr diese Uebersetzung mehrfache Ueberarbeitungen,
zuerst von J o a n n e s Jordanus, der sie 1552 zu Lyon
in Octav besonders drucken Hess, dann von Daniel Heinsius
in seiner griechisch - lateinischen Ausgabe der Werke des Theophrastos
1613 fol., dann die der Historia plantarum allein in der
griechisch-lateinischen Ausgabe dieses Werks von Bodäus a
S t a p e l 1644 fol., endlich die sorgfältigste beider Werke von
S c h n e i d e r im zweiten Bande seiner Ausgabe der Werke des
Theophrastos 1818.
I n lange Klagen ergiesst sich die Vorrede über die Schwierigkeit
der Arbeit, besonders wegen der Armuth der lateinischen
Sprache im Vergleich mit der griechischen, was den Uebersetzer
oft sogar zur Erfindung neuer lateinischer Namen für Pflanzen
Pflanzentheile und andre botanische Begriffe genöthigt habe; dann
aber auch wegen der zahllosen Fehler und Lücken der einzigen
Handschrift des Originals, die ihm zu Gebot stand. Was Geist
Fleiss und gründliche Kenntniss beider Sprachen solchen Schwierigkeiten
gegenüber vermochten, das hat Theodor geleistet. Abgesehen
von verdorbenen und dadurch verdunkelten Stellen, liest
sich die Uebersetzung beinahe wie ein lateinisches Original, ohne
dass man ihr, wo nicht Mangel an Sachkenntniss oder trügerische
Vorbilder zu Missgriffen verieiteten, den Vorwurf zu grosser Freiheit
machen kann. Und wer wusste zu jener Zeit von den Pflanzen
mehr als ihre Namen? wer durfte sich rühmen, auch nur diese
sicher zu kennen ? Zu den verlockenden Vorbildern gehörte aber
vor allen Pl iniUS. Fast jede bei ihm wiederkehrende Stelle des
Theophrastos gab Theodor mit dessen eigenen Worten, wodurch