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316 Buch XV. Kap. 1. §. 43. Buch XV. Kap. 1. §. 44. 317 m
Fugte ein neuerer Künstler die nöthigen Analysen der Blumen
und Früchte hinzu, viele der Bilder könnten sich noch heute den
besten, die wir besitzen, zur Seite stellen. Heller's i) wunderlicher
Grille, die verkleinerten Copien der Octavausgaben in Hinsicht der
Kunst noch höher zu schätzen als die grossen Originale, wiedersprach
mit vollem Eecht schon Treviranus 2).
Wetteifert F u c h s auf solche Weise mit Brunfels, dessen
Bilder den seinigen am nächsten kommen, so wetteifert er hinsiehthch
der Beschreibung mit Bock, übertrifFt auch ihn vielleicht,
wiewohl minder entschieden. Seine Beschreibungen sind methodischer,
dagegen nicht so malerisch und lebendig wie die seines
Vorgängers. Man merkt an vielen, dass sie auf dem Zimmer gemacht
wurden, und nicht ohne Benutzung seines Vorgängers
Das gilt aber nur von denen der deut schen Ausgabe; die''der
l a t e i n i s c h e n sind meist kürzer, oft wörtlich denen der Alten
nachgebildet, und mit Bock's Beschreibungen nicht zu vergleichen
Uebrigens blieb die Kunst des Beschreibens, alles Fortschritts
ungeachtet, in diesem Zeitalter und lange nachher noch immer in
der Kindheit, während sich die des Holzschnitts mit Fuchs schon
ihrem Gipfel näherte. In der Kritik der Nomenclatur der Alten
wie überhaupt an Gelehrsamkeit steht Fuchs entschieden über
seinen beiden Vorgängern, wiewohl er auch auf diesem Felde
seinen Nachfolgern noch eine reiche Erndte übrig Hess, und in
den Beschreibungen der Alten noch immer viel zu dreist manche
ihnen völlig unbekannte deutsche Pflanze zu erkennen glaubte,
weshalb ihn besonders Tournefort bitter tadelt. Etwas über 500
Pflanzen enthält das Werk, so weit wir es besitzen; darunter befinden
sich über 400 in Deutschland wild wachsende, nebst etwa
100 Pflanzen aus Gärten oder aus fremden Gegenden. Und er
legt in der Epistola nuncupatoria besondern Werth darauf, auch
die gemeinsten deutschen Pflanzen nicht vernachlässigt zu haben.
Auch sein Werk bildet daher vorzugsweise einen Beitrag zur
d e u t s c h e n Flora.
1) Hellers Geschichte der Holzschneidekunst, Seite 142.
2) Treviranus, die Anwendung des Holzsehnitts u. s. w, Seite 14,
Von seiner Uebersetzung des Myrepsos und seinem werthvollen
Commentar dazu sprach ich im vorigen Bande Seite 382.
§. 44.
V a l e r i u s Cordus.
Eine glänzende, nur zu flüchtige Erscheinung war des Euricius
Cordus Sohn Valerius. Geboren 1515 wie sein Vater zu Siemershausen
(wiewohl wir von einem spätem Aufenthalte des Vaters
an diesem Orte nichts wissen), und vom Vater selbst aufs sorgfältigste
erzogen, beendigte er seine medicinischen Universitätsstudien
zu Wittenberg, wo er eine innige Freundschaft mit dem
berühmten breslauer Arzt Crat o von Kraf t h e im schloss, dem
wir eine kurze Skizze seines Lebens in einem Schreiben an Konrad
Gesner verdanken. Melchior Adam^) lässt ihn schon 1529, also
im Alter von 14 Jahren, zugleich mit Crato eine Vorlesung Melanchthons
über den Nikandros hören. Das ist ein Rechnungsfehler.
Crato selbst sagt in dem Schreiben an Gesner von 1559,
vor 20 Jahren, also 1539, hätte er mit Valerius Cordus jenen
Vorlesungen beigewohnt Seine erste schriftstellerische Thätigkeit
fällt indess in eine frühere Zeit, schon 1535 erschien die erste
Ausgabe seines so oft wieder abgedruckten Dispensatorium
pharmacorum omnium , Norimbergae in 8., der ältesten gesetzlich
vorgeschriebenen Pharmakopoe in Deutschland. Bald nach Beendigung
seiner eignen Universitätsstudien trat er auch selbst als
Docent auf, und erklärte zu Wittenberg dreimal den Dioskorides,
ohne sich dabei eines Hefts zu bedienen, mit solchem Beifall, dass
auch ältere Männer, z, B. der drei Jahr ältere nachherige königsberger
Professor Andreas Aurifaber, daran Theil nahmen.
Noch eifriger als in den Schriften der Alten forschte er in der
Natur selbst, und durchwanderte zuerst die vornehmsten Gebirge
Mitteldeutschlands, das Erzgebirge, den thüringer Wald und den
Harz als Botaniker nicht nur, sondern auch als emsiger Mineraloge,
Hl
1) MelcL Ädami vitae medicor. Germanicor. pag.