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76 B u c h Xir. Kap. 1. §. 6.
gleich nützlich fürs Leben und Staatswohl. Zwar ist die Natur
das einzige Princip aller natürlichen Dinge, indess wird sie in
allem, was der Veränderung fähig ist, durch die Kunst und Cultur
bald veredelt, bald verscliHmmert. Vier Dinge sind hier in der
Beziehung zu betrachten: 1. di e E rnährung oder Düngung,
2. die Bearbei tung des Bodens, 3. das Säen und 4. das
P f r o p f e n . Von diesen vier Gegenständen handelt des Buches
erster Tractat im Allgemeinen, der zweite und letzte mit Bezug
auf die gewöhnlicheren besonder n Culturpflanzen. Das
Meiste, was dabei vorkommt, ist Wiederholung des Frühern allein
in so ganz anderer Beziehung und Verbindung, dass es als ein
;^eues erscheint.
1. Gleich vorn (tract. I, cap. 1) wird der in neuester Zeit
mit besonderm Nachdruck geltend gemachte Satz aufgestellt:
w o r a u s die Pflanze besteht, das muss ihr durch den
E r n ä h r u n g s p r o c e s s von aussen zugeführt sein. Weil
nun ihre Substanz zusammengesetzt ist, so kann auch das, was
sie ernähren soll, nicht einfach sein. „Si enim simplici planta
nutriretur, ex alio nutriretur et ex alio constaret substantia ipsius,
quod omnino irrationabile est." Aber, heisst es weiter, die Nahrung
muss sich auch in einem solchen Zustande befinden, worin
sie den Gliedern der Pflanze zugänglich ist; sie muss sich im Zustande
der Auflösung befinden. Das alles könnte auch einer der
neuesten Agronomen geschrieben haben; nun aber lässt unsern
Verfasser die Chemie im Stich. Wir kennen schon die Elementarcomplexionen,
womit Albert wie die neuern Chemiker mit den
Grundstoffen agirt. Man kann das nicht gelten lassen, muss aber
zugeben, wenn man ihn liest, dass er wenigstens consequent mit
ihnen zu verfahren, und manche gute Beobachtung daran zu knüpfen
versteht. So leitet er auch hier aus seinen wunderlichen
Theorien allerlei gute Lehren für die Bereitung und Anwendung
des Düngers ab. °
2. Die Vortheile der Bearbeitung des Bodens durch
den Pflug oder Spaten sind 1) E r ö f f n u n g des Bodens, indem
er sonst weder Samen aufnimmt, noch die in ihm enthaltenen o-e-
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hörig entlässt; 2) A u s g l e i c h u n g desselben, darunter versteht
Albert das Zutagebringen der untern fruchtbareren Schichten;
3) Vermischung, und 4) V e r k l e i n e r u n g desselben.
Darauf werden (cap. 5 sqq.) die verschiedenen Arten des Landes
durchgegangen, Ackerland, Weideland, Neuland, Bergland,
Thalland u. s. w.
3. Kürzer in einem einzigen Kapitel (cap. 9), wird das Geschäft
des Säens besprochen, und weil Albert nun einmal der
Meinung war, die Keimkraft würde den Pflanzen durch die Gestirne
eingeflösst, vornehmlich durch die Sonne, aber in geringerem
Maasse auch durch den Mond und die Gestirne, so mischt
sich hier unwillkürlich etwas Astrologie ein.
4. Eben so kurz (cap. 10) wird das Pfropfen und die
Physiologie der verschiedenen Arten desselben abgethan.
Als Anhang spricht Albert noch (cap. 11) von B aumpf l anz
u n g e n und (cap. 12) Wi e s en, und zum Schluss von den Veränderungen,
welche die Pflanze durch die Cultur erleidet.
Den zweiten Tractat, die Culturlehre der besondern Pflanzen,
übergehe ich. In ihm wiederholt sich nicht nur vieles aus dem
ersten, sondern das Neue ist meist von P a l l a d i u s entlehnt, während
der erste Tractat grossentheils Alberts Eigenthum enthält.
Des ganzen Werkes Reichthum an Gedanken und Beobachtungen
erkennen zu lassen, wird das Mitgetheilte hinreichen; beides
zu erschöpfen, jedes Bemerkenswerthe darin in sein volles
Licht zu setzen, freilich nicht. Alberts ganzes Verdienst als Botaniker
wird erst erkannt werden, wenn sich endlich einmal eine
correcte Ausgabe seines Werks in jedermanns Händen befindet.
Ich sage: sein Verdienst als B o t a n i k e r , und ich lege einen besondern
Nachdruck auf dies Wort. Wir fanden, dass er in seinem
letzten Buch ökonomische, im zweiten Tractat des vorletzten medicinische
Botanik vorträgt; allein beides thut er nicht zur Belehrung
der Landwirthe und Aerzte, sondern im Gegentheil er giebt
iiur eine Auswahl dessen, was Landwirthe und Aerzte gelehrt hatten,
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