166 Buch XIII Kap. 4. §. 21. B u c h XIII. Kap. 4. §. 22. 167
AYerth Ich begnüge mich daher, die Aufmerksamkeit auf ein in
neuerer Zeit zu sehr vernachlässigtes Buch zu lenken, und bin des
Dankes derer, die davon Gebrauch machen werden, gewiss.
Beachtuno-sWerth ist auch in Simons Vorrede das Verzeichniss
der benutzten Quellen. So unterscheidet er, und nach ihm auchMatthäus
Sjlvaticus, zwei lateinische Uebersetzungen des
D i o s k o r i d e s , die eine, wie das Original, in Bücher getheilt,
aber schon damals aus sechs anstatt aus fünf .Büchern bestehend;
die andre alphabetisch geordnet, wie auch die ältesten noch vorhandenen
Codices des Dioskorides sind, aber aus weit wenigem
Kapiteln bestehend als die andre Ausgabe. So benutzen beide,
Simon und Matthäus, das von Galenos und Oribastos gepriesene,
jetzt verlorene Werk des Demosthenes von den Augen,
wie schon R e ine s ius i) vom Matthäus Sylvaticus rühmend anführt,
ohne dabei des Simon Januensis zu gedenken, indem er eine jener
Ausgaben benutzte, in denen man die Werke beider zusammengeknetet
hat. Ein unvollständiges aus dem Griechischen
ü b e r s e t z t e s Werk, welches genau mit dem Werke des Rasis
ad AlmanSorem übereinstimmen soll, führt unsern Simon zu der
Meinung', Arräzi habe jenes Werk nicht selbst verfasst, sondern
nur ins Arabische übersetzt. lieber den Kanon des Ibn Sina
sagt er, mit einer für seine Zeit seltenen Freimüthigkeit, nicht
allein die Uebersetzung enthalte viel Falsches, sondern über viele
einfache Heilmittel befinde sich der Verfasser selbst im Irrthum,
andere kenne er gar nicht; viele seiner Irrthümer habe Serapion
berichtigt. Eine solche Sprache war zu jener Zeit unerhört. Eben
so freimüthig spricht er sich über Constantinus Africanus
aus: „Si aliqua ex libris Isaac seu ex aliis a Con s tant ino translatis
collegi, ea perpauca sunt; nam ejus translatio satis mihi est
suspecta." Auch den damals seltenen Cornel ius Celsus benutzte
er, doch offenbar besass er nur ein Bruchstück seines Werks, da
dasselbe nicht aus acht Büchern, sondern nur aus dreizehn Partikeln
bestehen soll. Einen jetzt gänzlich unbekannten Cas s ius Felix,
var. lection, pag. 9,
der zwei Tractatus de practica geschrieben haben soll, verwechselte
er mit dem ältern Cassius, den schon Celsus als den grössten
Arzt seiner Zeit rühmt. Auch Matthäus Sylvaticus benutzte
denselben häufig. Der Passionarius des Gar ipontus , sagt Smion,
habe ihm wenig genützt, weil er zusammengesetzt sei aus dem
Schreiben des Galenos an Glaukon und aus den Schriften des
Paulus (Aeginetes), Alexander (Trallianus) und Theodorus (Priscianus).
Fleissig benutzte er dagegen ein Werk, welches er
B u t a n i c u s de simplicibus medicinis nennt, und noch häufiger
ein andres altes Buc h ohne T i tel de s impl ici medicina,
in hoc re copiosus, die ich beide nicht zu enträthseln weiss. Vollständig
ist sein Quellenverzeichniss j,edoch bei weitem nicht; es
fehlen darin die Kyraniden, die er in den Artikeln Camecillum,
Crisantemon, Glicida, Onotrisis, Polyzonos, Vitis alba und Zmilax
benutzte; ferner P 1 i n i u s m i n o r, der im Artikel Zizifa, sem Freund
Campanus, der im Artikel Emina cltirt wird, und viele Andere.
§. 22.
M a t t h ä u s Sylvaticus.
Noch weniger wissen wir von dem Verfasser des zweiten Wörterbuchs
der Medicin. Es führt den Titel Pandectae medic
i n a e , und sein Verfasser wird von ältern Schriftstellern, wie z. B.
von Leonicenus von Brasavola und deren Zeitgenossen, gewöhnlich
nicht bei Namen, sondern kurzweg der P ande c t a r ius genannt.
Handschriften seines Werks mit seinem Namen mögen existiren, beschrieben
finde ich sie nicht. Der Herausgeber der ältesten gedruckten
Ausgabe, aus der die meisten spätem hervorgegangen zu sein scheinen,'
Matheus Moretus spricht sogar in seinem Dedicationsschreiben
die verfänglichen Worte aus: „Hujus autoris nomen licet sit ambiguum,
ipsum tamen a fide dignis Ma theum si lvaticum nuncupatum
fuisse accepi." Das einzige schon vonFabricius i) nachgewiesene
glaubhafte Zeugniss seines Namens und zugleich Vaterlandes giebt
1) Fnhricii hiblioth. latina med, et infim, aetatis, sub voce Matthaeu.s Sßvaticus.
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