300 Buch XII. Kap. 2. §. 10. Buch XIL Kap. 2. 10. 101
kaiischen Werke des Aristoteles der Reihe nach ungehindert weitläuftig
bearbeiten durfte, in Paris eine solche Zurückhaltung nöthig
schien.
Oefter als andere Enkyklopädiker jener Zeit tritt Vlncentius
selbst redend auf, wiewohl er im Prolog des Speculum naturale
jede eigene Zuthat ablehnt, und sich nur die Auswahl und Anordnung
der Excerpte zueignet. Darin mag der Grund liegen, dass
man seine eigenen Worte, die er meist, wiewohl nicht immer, mit
der Bezeichnung Actor (d. h. Redacteur) einführt, gänzlich verkannte,
und sich einbildete. Actor sei der Name eines der von ihm
excerpirten Schriftsteller^). In der That fehlt es nicht an Stellen,
welche diesen Irrthum begünstigen; doch weit Aveniger an andern,
die ihn entschieden widerlegen 2); und in keiner der mit Actor
überschriebenen Stellen findet man neue Thatsachen, sondern lediglich
Anmerkungen des Herausgebers zu den gelieferten Excerpten.
Zur Botanik gehören das zehnte bis fünfzehnte Buch des im
Ganzen aus drei und dreissig Büchern bestehenden Speculum
n a t u r a l e folgenden Inhalts:
Lib. X, de secundo opere diei tertiae (nämlich der Schöpfung),
hoc est de terrae germinatione; et agit primo de plantis in generali,
postea de herbis communibus, habens 156 capitula.
Lib. XI, de ceteris herbis, videlicet quae nascuntur in locis cultis,
ut in hortis et agris, et habet 171 capitula.
J) „Man citirte unbekannte oder Schriftsteller unter gnnz falschen oft
prächtigen Namen, die die Mönche sich angemasst hatten, um ihren Schriften
mehr Eingang zu verschaffen. Nicht selten ist es, Aeskulap, Deniok
r i t u s und Ypokras als botanische Schriftsteller angeführt zu finden.
C a s s i u s Felix, Possidonius, Actor (vielleicht Castor) sind eben so
viele ganz unbekannte Namen/' Spreng el^ Ge,sch d, Botan, S. 240, eine
Stelle, auf die ich später bei Matthäus Sylvaticus noch einmal zurückkommen
werde.
2) Dergleichen Stellen sind unterandern Specid, 9iaHi7\ lih, X^ cap. 11, 12^
20, 46, 133, 146, 148, Hb. X I , cap, 1, 11, 17, 145, 149, 15S, Hb, XU, cap, 1,
58, 112, Hb. XV, cap, 19. — Ohne sich durch den Zusatz Actor zu erkennen
zu geben, spricht Vincentius selten, z. B. Specid. natur. Hb, X , cap. 18, Vielleicht
ist das auch nur eine Nachlässirfcelt der Abschreiber oder Drucker.
Lib. XIT, de his, quae procedunt de herbis, scilicet seminibus et
granis et succis, et habet 134 capitula.
Lib. XIII, agit primo in comrauni de arboribus, postmodum specialiter
de arboribus communibus, videlicet silvaticis et agrestibus.
Habet 112 capitula.
Lib. XIV, de arboribus cultis et frugiferis et praecipue de illis,
quarum fructus in humanos sumuntur cibos, et habet 115 capitula.
Lib. XV, de arborum fructibus et succis a quibusdam earum profluentibus,
et habet III capitula.
Die in diesen sechs Büchern benutzten Schriftsteller sind:
A d e l a r d u s Anglicus, nur zweimal, X, 16. 17. Lebte um
1100, hatte Griechenland und den Orient durchreist, und dachte
um vieles freier als die meisten seiner Zeitgenossen, wie schon
die kurze Vorrede zu seinem noch ungedruckten Dialogus de
r e r u m causis verräth, abgedruckt in Ma r t e n e et Durand
thesaurus novus anecdotorum I, pag. 291. Vergl. über ihn besonders
Jourdai n Gesch. d. aristot. Schriften im Mittelalter
S. 28, 104 und 247 der Uebersetzung.
A l e x a n d e r in epistola ad Aristotelem, XIII, 67.
A m b r o s i u s , häufig benutzt, oft mit dem Zusatz in hexaemero.
A r i s t o t e l e s , vornehmlich das unächte Werk de vegetabilibus
sehr häufig, oft auch de animalibus, und einmal de morte et
vita X, 6.
A u g u s t i n u s , mehrfach benutzt.
Avicenna, oft mit dem Zusatz in canone, sehr häufig.
Com es t o r , siehe Petrus Comestor.
C o n s t a n t i n u s , nämlich der Afrikaner, sehr häufig, oft auch mit
Bezug auf zwei seiner Schriften pantechni und de gradibus
(sc. medicinarum).
D y a s c o r i d e s (Dioscorides) nächst Plinius am häufigsten benutzt.
E r al t ion, mir unbekannt.
E u r i b a s i u s (Oribasios) nur einmal X, 124.
G a l i e n u s (Galenos) selten, z. B. X, 22.
G l ö s a super biblia, vermuthlich die Glossen des Hrabanus
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