
in ein zweideutiges Licht zu stellen. So suchten sie unter
anderem auch das Gerücht zu verbreiten, der Pascha habe
mit den Engländern eine geheime üebereinkunft geschlossen,
kraft welcher er ihnen den Hafen von Djetta überlassen
wolle; und zum Beweis davon machten sie auf die ungeheueren
Summen aufmerksam, welche die Engländer auf
die Entwerfung einer genauen Karte des rothen Meeres
verwendeten, sowie auf die, von dem Pascha zu ihrer Unterstützung
bei der beschlossenen Besitznahme Djetta’s
vorgenommene Zersägung der zwanzig Fuss langen Bronze-
Kanonen, die einst der rechtgläubige Sultan Selim mit
grossen Kosten hierher geschickt hatte, um die Stadt gegen
die Angriffe der Portugiesen zu schützen. Was das Letztere
betrifft, so hatte Mehemet Ali allerdings jene kolossalen
Kanonen in Stücke sägen und nach Cairo bringen lassen,
um daraus Platten zum Beschlagen der Kriegsschiffe fertigen
zu lassen. Eine Partie eiserner Artilleriestücke,
welche an der Stelle der alten Kanonen die Batterien von
Djetta bilden, ist übrigens vollkommen hinreichend, um
den Beduinen-Arabern Respect einzuflössen; und bei einem
Angriff von europäischen Truppen, wenn er je unternommen
werden sollte, würden bei dem jetzigen Befestigungszustande
der Stadt jene früheren Feuerschlünde jedenfalls
nutzlos seyn. Die ganze Befestigung von Djetta besteht
in einer fünfundzwanzig Fuss hohen Steinmauer mit Schiessscharten
und einigen, mit ein Paar Kanonen versehenen,
Thürmen. Auf der Landseite umgibt diese Mauer ein trock-
ner Graben, an den sich Schutthaufen anlehnen, welche
zuweilen der Höhe der Stadtmauer gleich kommen, so
dass an eine regelmässige Verteidigung' der Stadt nicht
zu denken ist; am Südende der Stadt, unmittelbar am
Meeresufer, ist eine Art von Citadelle. Die Ebene östlich
von der Stadt ist durch Aufgraben des Bodens in viereckige
Räume abgetheilt, in deren vertiefter Mitte sich
jedesmal eine gemauerte Cisterne befindet, um das zum
täglichen Gebrauch der Bevölkerung und der Schiffe nötig
e Regenwasser zu sammeln. Die meisten grossen Hauser
haben übrigens ebenfalls geräumige Cisternen. Dem
Verbrauch des in der heissen Jahreszeit durch Zersetzung
verdorbenen Regenwassers und dem Genüsse der meist
unreifen Früchte, die aus den Gärten von Wadi Fadme
und der Gegend von Taifa hierher zu Markt gebracht
werden, schreibe ich einen grossen Theil der Krankheiten
zu, welche alljährlich viele Fremde in Djetta wegraffen,
und die namentlich in hitzigen Fiebern, Dysenterien und
Leberbeschwerden bestehen.
Die Bewohner von Djetta sind im Allgemeinen arbeitsam
zu nennen. Sie beginnen ihre Geschäfte regelmassig
mit der frühesten Morgenstunde, und bald nach Sonnenaufgang
kann man bei einem jeden Besuche machen, wobei
— was ich gelegentlich b e m e r k e —jedermann, den Gouverneur
der Stadt nicht ausgeschlossen, immer zu Fusse
geht. Mit Ausnahme einiger wenigen Handwerker, scheint
die ganze Bevölkerung sich mit dem Handel zu beschäftigen
oder wenigstens an demselben auf irgend eine Weise
betheiligt zu seyn. Da es hier keine öffentlichen Bäder
gibt, und man auch nicht des Vergnügens wegen reitet,
so beschränkt sich der Lebensgenuss der reichen Einwohner
ausser dem Hause auf Besuche, die sie in der Abendstunde
ihren nähern Bekannten machen, um in einem kühlen
Balkonzimmer, welches die Aussicht auf den Hafen hat,
zu plaudern und zu rauchen, wobei Caffee und Zimmet-
wasser reichlich getrunken wird. Zuweilen gibt diess Veranlassung
zu glänzenden Gelagen, bei denen sie dann ihren