
Bewohnern von Tigre, namentlich denen der östlichen
Provinzen, «'eiche Taltal benannt werden und in der Gegend
der bekannten Salzebene wohnen; sie sprechen auch
eine und dieselbe Sprache mit diesen. Obgleich sie nur
kleine, offene Schiffe haben, die hinten und vorn in einen
langen Schnabel auslaufen, und gewöhnlich nur durch ein
viereckiges, aus Matten verfertigtes Segel in Bewegung
gesetzt werden, so wagten sie sich doch von jeher muthig
weit in die See hinein, und waren früher zuweilen auch
kühne Seeräuber. Jetzt aber imponiren ihnen die Kanonier-
( schaluppen des Pascha, und sie beschränken sich bloss auf
den Fischfang. Sie nun sind es, welche allein in dieser
Gegend sich mit dem Fang des Dugong abgeben, welches
Thier sie mit dem Namen Dauila bezeichnen (von dem
arabischen Dauil, lang, nämlich im Vergleich mit den gewöhnlichen
Fischen). Man versichert, dass sie deren, in den
an Meergras reichen Buchten der Küste und zwischen den
zahllosen Inseln der Umgegend, alljährlich bei hundert
Stück erlegen. Da die Danakil’s in einem vollkommen
unabhängigen und gesetzlosen Zustande leben, und ihr
Hang zu Räubereien allgemein bekannt ist, so suchte man
in Massaua einstimmig mir glauben zu machen, dass ich
sicherlich ermordet werden würde, wenn ich es wagte, mich
I zu ihnen zu begeben; und da dieselben damals aus Furcht,
wegen irgend eines alten Verbrechens von dem türkischen
Kaimakan festgehalten und zur Verantwortung gezogen
zu werden, unter keiner Bedingung nach Massaua kamen:
so gab man -mir den Rath, auf der grossen Insel Dahalak
el Kebir eine Zeitlang zu verweilen, und von hier aus zu
versuchen,, ob es mir nicht durch gehörige Geldversprechungen
gelingen werde, von den Danakils einen-frisch
eingefangenen Dugong dahin gebracht zu erhalten. Dieses
befolgte ich auch | und segelte am 17. December nach
jener um fünfzehn Stunden östlich von Massaua gelegenen
Insel. Hier quartierte ich mich in dem an der östlichsten
Seife liegenden Dorfe D el bischet *) ein, mit dessen
Scheik El Habaschi ich in Massaua persönlich bekannt geworden
war, und bereits über den Zweck meines Besuchs
Rücksprache genommen hatte.
D ah alak el K eb ir ist eine flache, aus Corallenkalk-
schichten gebildete Insel, und von Osten nach Westen um
zwölf Stunden lang, in entgegengesetzter Richtung aber
an manchen Stellen bei vier Stunden breit. Mehrere weit
ins Innere eindringende Buchten geben ihr eine höchst
unregelmässige Gestalt. Rund um dieselbe liegen viele
kleine Inseln und Untiefen, welche sämmtlich aus Muschelkalkbänken
bestehen. Auf Dahalak hat der Corallenfels
an mehreren Stellen Spaltungen," die über hundert Fuss
breit sind, in verschiedenen Richtungen laufen, und unverkennbar
durch vulkanische Thätigkeit entstanden sind; die
Bänke wurden dabei theilweise stark gehoben und aus
ihrer früheren Stelle gerückt, so dass zuweilen die eine
Seite der Spaltung eine fünfzig Fuss über die Bodenfläche
erhobene.Terrasse bildet. Eine der breitesten dieser Spaltungen
liegt eine Stunde südwestlich vom Dorfe Delbischet,
und ist bei dreiviertel Stunden, lang und an einer Stelle
über fünfhundert Schritte breit. In ihr sammelt sich im
Winter das Regenwasser auf dem Lettenboden zu einer
ausgedehnten Wasserfläche; und wenn dieselbe wieder
äbgetrocknet ist, so vegetirt daselbst während mehrerer
Monate ein schöner Wiesengrund. Die in dieser Niederung
*) Dieses Dorf ward von Lord Yalentia Yol. 2, pag. 211 und auf
seiner Karte irriger Weise Gerbeschid benannt.