
ven-Inseln zu beziehen wäre u. dgl. m. Als Herr Reichard
jene Abhandlung schrieb, war ihm unfehlbar unbekannt,
dass ich im Jahr 1826 an der egyptischen Küste, beinahe
in der nämlichen Breite, welche Ptolemäus für Myos Hor-
mos angibt, die Ruinen einer alten Seestadt gefunden, und
ihre geographische Lage astronomisch bestimmt hatte, wie
diess in meinem 1829 gedruckten Reisebericht angezeigt
ist. Ich erklärte diese Ruinen für jenes alte, längst vergebens
gesuchte Handels-Emporium, welches Ptolemäus Philadel-
phus gegründet hatte; und da nun nach der äusserst sorgfältigen
und speciellen, durch die englischen Marine-Offi-
ciere gemachten Aufnahme auf der Küste zwischen Corseir
und Foul-Bay sich gar nichts von demjenigen findet, was
Herr Reichard daselbstmuthmasste, so glaube ich, dass man
doch, trotz allen gelehrten Hypothesen, jene von mir entdeckten
und beschriebenen Ruinen für diejenigen von Myos
Hormos wird gelten lassen müssen. Was Strabo’s Meleagri-
den anlangt, so ist der Vogel dieses Namens vermuthlich
das Junge des am rothen Meere lebenden Tölpels (Dipse-
rus Sula), dessen Gefieder durchaus weiss und schwarz gefleckt
ist; ich fand denselben häufig auf den Inseln in der
Umgegend der in Rede stehenden Ruinen, und dass diese
Thiere von unwissenden Schiffern für Perlhühner (Numi-
dia meleagris) , die bei den alten Naturhistorikern Mela-
griden hiessen, gehalten wurden , ist eben keine gewagte
Hypothese. Das Perlhuhn selbst habe ich übrigens in diesem
Theile von Afrika nie nördlicher als unter dem siebenzehnten
Breitegrad wild lebend gefunden, und zwar auch
dann nicht auf nackten Inseln, sondern immer fern von der
Meeresküste, in buschigen Thälern.
Herr Reichard führt als e i n e n der Beweisgründe für seine
Ansicht an, dass die Handelsleute des Alterthums, welche
indische Waaren von der südwestlichen Küste Arabiens
nach dem bekannten Handels-Emporiüm Koptos in Egypten
zu verführen hatten, gewiss nicht unnöthiger Weise
mit ihren Schiffen eine Fahrt nördlich bis zum 27% Breitegrad
gemacht haben würden (wo die Ruinen des von mir
als Myos Hormos bezeichneten Hafens), um dann wieder
die Waaren zu Land nach Süden bis zum sechsundzwanzigsten
Grade zu bringen, unter welcher Breite Koptos am
Nil gelegen. Aber man muss die Schifffahrt auf dem arabischen
Meere kennen , um diesen Umweg sich erklären
zu können, ja selbst nothwendig zu finden. In alten Zeiten
steuerten daselbst die Schiffe, gerade wie noch heut
zu Tage, immer längs der Küste einher; die arabischen
Schiffe, welche gegenwärtig von Djettanach Corseir segeln,
fahren, in welcher Jahreszeit es auch sey, ohne Ausnahme
zuerst bis Mohila (27° 40') , steuern hierauf westlich bis
unter die Insel Tyran oder selbst bis zum Vorgebirge Ras
Mehamet im peträischen Arabien, und fahren dann erst
nach Süden zu. Der Ras Mehamet zunächst gelegene Punct
von Egypten ist gerade da, wo die von mir aufgefundenen
Ruinen von Myos Hormos liegen ; von da nach dem Nil
bei Kenne in der Nähe des alten Koptos, sind es für beladene
Kameele fünf bis sechs Tagemärsche; wenn aber
auch diese Entfernung etwas weiter wäre, so würde dieser
Umstand doch an und für sich allein nicht die Veranlassung
gegeben haben, dem alten gewohnten Handelsverkehr,
der seit Jahrtausenden in der Thebais seinen Mit-
telpunct gehabt hatte, eine andere Richtung zu geben.
Uebrigens ist bei der Untersuchung dieser Frage nicht zu
übersehen, dass, wegen des beinahe das ganze Jahr hindurch
von Nord-West her wehenden Windes, die Fahrt
auf dem rothen Meere Von Ras Mehamet nach Souez ganz
9*