
Bewohnern der nördlichen afrikanischen Küstenländer, und
reist immer als eigene Karavane, abgesondert von den
Uebrigen, zwei Tage dem Hauptzuge der Pilger voraus.
Dieser ziemlich zahlreichen Karavane liess der Gouverneur
von Souez anzeigen, dass sie, in Folge der von Cairo
erhaltenen Befehle, zehn Tage lang von aller Berührung
mit den Einwohnern abgeschlossen an jenem Brunnen verweilen
müsse, und während dieser Zeit all ihr Gepäck
ausgebreitet der Luft auszusetzen habe. Wovon unterdessen
Menschen und Thiere sich ernähren sollten, daran hatte in
Cairo Niemand gedacht; und eben so wenig war es jemanden
eingefallen, dass es unmöglich seyn würde, eine für
dieMahommetaner so auffallende Neuerung vermittelst einer
einfachen Wache von nur zehn Reitern durchzusetzen, wie
man zu thun versuchte. Die Mograbiner setzten ohne gros-
sen Widerstand bereits nach zwei Tagen willkührlich ihren
Weg nach Cairo fort, und so wurden denn mit einem Mal
alle angeordneten Sanitäts-Vorkehrungen factisch aufgehoben.
Als einige Tage später ein Schiff von Djetta anlangte,
auf welchem mehrere heimkehrendePilger und die Effecten
anderer, die in Mekka an der Cholera gestorben waren,
sich befanden, miethete ich mir augenblicklich ein kleines
Schiff, um so schnell als möglich Souez zu verlassen, indem
diesef Ort nun der furchtbaren Epidemie ganz und gar
Preis gegeben war. Es war-ein grosses Glück für mich,
dass wir, in Folge meines unablässigen Betreibens, schon
am 13. Juli unter Segel gingen; denn zwei Tage nachher
starben mehrere Zollbeamte, welche die von Djetta
gekommenen Güter besichtiget hatten, an der Cholera, und
in sehr kurzer Zeit waren bereits viele hundert Bewohner
von Souez und unter ihnen auch der zur Einrichtung der
Quarantaine geschickte europäische Arzt und der Gouverneur
der Stadt dieser verderblichen Krankheit erlegen.
Ich muss mich wegen meiner schleunigen Abreise um so
glücklicher schätzen, da sogar von den drei Schiffen, welche
zu derselben Fahrt in Bereitschaft lagen, und deren einem
ich ohne einen speciellen Grund und nur unter der Bedingung,
dass es unverzüglich unter Segel gehe, den Vorzug
gab, die beiden ändern, welche nur zwei Tage länger im
Hafen verweilten, angesteckt wurden, und das eine derselben
während seiner Reise den grössten Theil seiner Matrosen
nebst achtzehn Passagieren durch die Cholera verlor,
und erst nach zwei Monaten bis Djetta gebracht werden
konnte, das andere aber, auf welchem unterwegs beinahe
das ganze Schiffsvolk starb, wegen mangelnder Bedienung
in der Gegend von Jambo auf eine Klippe stiess, leck wurde
und unterging.
Auf dem von mir gemietheten Schiffe befanden sich unter
Ändern zwei abyssinische Priester, die von einer Wanderschaft
nach Jerusalem in ihre Heimath zurückkehrten. Der
eine von ihnen war aus der Provinz Schoa gebürtig, und
in seiner Jugend bei einem Kriege mit den Galla’s in die
Gefangenschaft dieser Barbaren gerathen, die, nach einem
alten Herkommen, ihn und alle ändern Kriegsgefangenen
castrirten, eine Sitte, diè auch bei den alten Egyptern und
bei den Israeliten zuMoses Zeiten fortwährend im Gebrauch
war. Die meisten sterben in Folge dieser Operation; wer
aber von den Ueberlebenden glücklich genug ist, in die
Heimath zurückzukommen, widmet sich gewöhnlich dem
Priesterstande. Diess war auch mit jenem Abyssinier der
Fall gewesen. Er hatte nachher als Priester sich nach und
nach achtzig spanische Thaler zusammengebettelt, oder
Gott weiss auf welche andere Art zu verschaffen gewusst;
und diese kleine Summe war für ihn hinreichend, die Kosten