
Geschenk von zehn Thalern für den Zollpächter bequemen,
weil derselbe einen unbestimmten Auftrag zu haben
versicherte, mich als europäischen Reisenden hier zurückzuhalten.
Ob übrigens diese Aussage der Wahrheit gemäss,
oder bloss eine von Getana Meriam in der Absicht, vermittelst
der mir abgenöthigten zehn Thaler den Zollpächter
sich persönlich zu verbinden, gemachte Erdichtung
war, lasse ich dahin gestellt seyn.
Die Kaufleute unserer Karavane hatten ausgekundschaftet,
dass ein Engpass, der über den Berg Alequa in eine
Thalschlucht der Provinz H arem at führt, im gegenwärtigen
Augenblick von keiner der beiden kriegführenden
Parteien besetzt sey, und wir brachen desshalb, um diesen
unerwartet günstigen Umstand zu benutzen, noch am
28. Mai Nachmittags eiligst auf. Wir legten an diesem
Tage nur eine Stunde Wegs in südwestlicher Richtung
zurück, und die Herren Gobat und Aichinger begleiteten
uns soweit. Wir schieden mit einem herzlichen Lebewohl
von einander, wohl fühlend, dass unsere nächste Zukunft
in gleichem Grade von Gefahren bedroht sey. Es hatten
sich zu Ategerat mehrere Frauen an unsere Karavane
angeschlossen, um die Reise nach Gondar mitzumachen,
und so den politischen Umwälzungen auszuweichen, mit
denen die hiesigen Provinzen bedroht waren. Unter ihnen
befand sich auch ein hübsches siebzehnjähriges Frauenzimmer,
welche bereits von sieben mit ihr ehelich vermählten
Männern geschieden war, und eben jetzt in Gondar
sich zum achten Mal verheirathen wollte.
Nicht fern von unserm Lagerplatz lag ein spitzer Sandsteinhügel
von sonderbarer Form, auf dessen Gipfel drei
grosse, einander ziemlich gleiche Felsstücke, eine Art
colossaler Pforte bildeten, wesdhalb diese Stelle auch
N ogel Em eni, das ist das Loch des Felsens, heisst.
Aus der Ferne gesehen, gleicht das Ganze den Trümmern
eines grossen Tempels; ich habe mich aber durch
eigne Anschauung überzeugt, dass es nichts als ein Spiel
der Natur ist. Während unsers Aufenthalts in Ategerat war
der Himmel immer 'Nachmittags dick bewölkt gewesen,
und hatte nachher häufig einen heftigen Regenschauer
ergossen; Nachts und Morgens dagegen war immer ganz
heiteres Wetter gewesen; beim Regen hatte kalter Nordostwind,
sonst aber meist milder Südost geweht.
Unser Weg ging am 20. Mai, wo wir früh aufbrachen,
gleich bergauf, und führte uns zuerst über horizontale
Sandsteinschichten und dann über Lager von rothem Thoneisenstein,
die von Trachyt-Lava-Massen überdeckt waren.
Diese Lava, aus welcher der ganze obere Theil des Berges
besteht, ist voller Blasenräume, die krystallisirten Stilbit,
Chabasit und sphärische Kiesel-Stalaktiten enthielten;
grosse Massen faserigen Stilbits, den schönen isländischen
ähnlich, zeigten sich aus der verwitterten Lava ausgeschieden,
freiliegend auf dem Boden. Der Weg ging ziemlich
steil bergauf längs der Südost-Seite des Alequa, der als
isolirter Kegel sich kühn erhebt, und wir gebrauchten
sieben Viertelstunden, um bis zur Höhe des Passes zu
kommen, welche der Vulkan um etwa dreihundert Fuss
überragt. Auf der jenseitigen Bergwand ging der Weg
nicht minder steil abwärts. Hier zeigte sich namentlich
eine um drei Viertel Stunden breite, aus vierseitigen unregelmässigen
Basalt-Prismen bestehende Felsbank. Die
ganze Oberfläche derselben ist mit niederem Gesträuch
bedeckt; nach Süden zu folgt eine kleine Ebene mit herrlicher
Dammerde, welche von den Bewohnern eines mehr
westlich gelegenen Fleckens, Namens G ala, zum Ackerbau