
kehr aus Arabien mit éinem Reitercorps in einem Lager beim
Dorfe Barambal unweit Menuf in Unteregypten. In Festen
und sinnlichen Vergnügungen suchte er sich hier für die Strapazen
des arabischen Feldzugs zu entschädigen; und namentlich
hatte er sich gerade damals eine georgische Sklavin von
ungewöhnlicher Schönheit gekauft, deren Reize, wie man
versichert, ihn ganz bezauberten. Plötzlich fühlt er sich
unwohl; kein europäischer Arzt befindet sichin seiner Nähe;
er lässt daher einen Italiener zu sich rufen, der ihm persönlich
bekannt, und damals bei der Salpeter- und Natron-
Fabrik des benachbarten Dorfes Terrane beschäftiget war.
Als dieser Mann ankam, überraschten ihn die verzerrten
Gesichtszüge des hoffnungslos därniederliegenden Pascha
nicht wenig, noch mehr aber nachstehende W orte, die der Unglückliche
mit gebrochener Stimme zü ihm sprach: „Ich bin
durch verrätherische Hand vergiftet! Rette mich durch Arze-
neien, wenn du kannst, und rechne auf meine unbegrenzte
Dankbarkeit!“ Aber hier war keine Hülfe möglich, selbst wenn
dieser Europäer die Talente eines zweiten Hippocrates gehabt
hätte *). Nach wenigstündigem Leidenskampf starb Tus-
sum im Delirium und unter Convulsionen. Alle Symptome des
Leichnams deuteten auf eine Vergiftung hin; aber man verbreitete
das Gerücht, ein heftiger Pestanfall, den ihm die
neugekaufte georgische Sklavin durch Ansteckung zugezogen
habe, sey die Ursache dieses plötzlichen Todesfalles
gewesen. Dieses Gerücht findet indessen in sich selbst einen
*) Ich erhielt vorstehende Particularitäten von jenem Italiener selbst
mitgetheilt, und er bestätigte mir seinen Bericht in Alexandrien, in
Beiseyn des östreiehischen General-Consuls, Herrn von Acerbi. Die
' Wahrheitseiner Aussage kann nicht im Entferntesten in Zweifel gezogen
werden. " . . '
directen Widerspruch, da weder die in Rede stehende Sklavin,
noch sonst jemand von der Umgebungdes Tussum durch
einen Pestanfall heimgesucht wurde. Der Tod Tussum s
ereignete sich im November 1816; um diese Zeit war es,
dass ich zum erstenmal nach Egypten kam, daher ich von
allen späteren Ereignissen gewissermassen als nahe lebendei
Beobachter berichte. Mit Entsetzen vernahm ich damals,
dass man sich sogar mit dem Gerüchteherumtrage, Mehemet
Ali selbst habe, aus Eifersucht auf den militärischen Ruhm
seines Sohnes Tüssum, denselben aus der Weit schaffen lassen.
D ie ungeheuchelte Verzweiflung über den Tod dieses von
ihm sehr geliebten Sohnes, welcher sich der Vater lange Zeit
hindurch hingab, zeigt auf das Klarste die Unwahrheit eines
solchen Verdachts; aber zu ganz ändern Vermuthungen gibt
die Indifferenz Veranlassung, womit Ibrahim Pascha das
letzte Geschick seines Bruders vernahm; und wofern nicht
etwa jene Vergiftung mit der Politik des Sultans in Zusammenhang
steht, so bleibt schwerer Verdacht der Mitschuld
auf Ibrahim, besonders wegen seines anerkannten rachsüchtigen
Charakters.
Etwas über drei Jahre dauerte der neue Feldzug gegen
die Wehabiten unter Ibrahim’s Anführung. Dieser entwik-
kelte in demselben persönlichen Muth und, wie es scheint,
auch Feldherrntalente, was in Verbindung mit Bestechungen
Verrätherei unter den einzelnen Parteien der Gegner her-
.vorrief, und endlich das türkische Heer siegreich in die
Hauptstadt der Wehabiten, Dreiah, führte. Diese ward ganz
zerstört, worauf die Invasionsarmee das ganze ephemerisch
eroberte Land im Innern von Arabien wieder Preis gab.
Das Oberhaupt der Wehabiten, Abdalla Eben Souhad,
wusste man durch hinterlistige Versprechungen zur Unterwerfung
und Zu einer Reise nach Egypten zu bewegen; von