
sklaven bemannt und unter Aufsicht eines von ihnen besoldeten
Capitains gestellt werden, dem gewöhnlich ein
kleiner Antheil an dem Betrag der Frachtsumme überlassen
wird. Da der Ankaufspreis der Sklaven billig ist (vierzig
bis fünfzig Span. Thaler), das Ueberschiffen von Pilgern
aber einen sehr bedeutenden Gewinn abwirft, so bezahlen
gewöhnlich zwei günstige Reisen während der Wallfahrtszeit
die ganze Ankaufssumme des Schiffes und seiner
Mannschaft; die Fahrten in der Zwischenzeit der Pilgerreise
werden zu sehr billigen Preisen und selbst mit Schaden
gemacht, da ein Schiffseigenthümer zufrieden ist, wenn er
dabei nur einen Theil der Kosten für den Unterhalt seiner
Matrosen herausschläg't. Bleibt ein Schiff längere Zeit hindurch
unbeschäftigt, so wird es auf das trockene Land gezogen,
theils um es gegen das Faulwerden im Wasser zu
schützen, theils auch um es von den angewachsenen Seepflanzen
und Thieren zu reinigen, welche die schnelle
Fahrt der Schiffe so sehr erschweren; übrigens wird der
in dem Wasser befindliche Theil der Schiffe bei den Arabern
nicht vertheert, sondern mit einer aus Leinöl und
Gyps bestehenden Masse übertüncht, die das Anwachsen
jener Geschöpfe während einer gewissen Zeit unmöglich
macht. Die meisten arabischen Schiffe, die das rothe Meer
befahren, werden in Indien gebauet, und bei denjenigen,
welche in Djetta oder Souez gebaut werden, benutzt m^n
grossentheils das noch brauchbare Holzwerk gescheiterter
indischer Schiffe, deren es in allen Theilen des rothen
Meeres jährlich eine grosse Zahl gibt; sie gehen meistens
bei dem jeden Tag nöthigen Einlaufen in die durch Co-
rallenbänke gebildeten Buchten zu Grunde, theils weil die
Wendungen nicht zeitig genug oder zu früh gemacht
werden, theils auch weil die ungeheuere Segelstange bei
heftigem Wind nicht schnell genug an dem Mastbaume
herabgelassen, oder der Nothhaken, mit dem einige Matrosen
auf eine Klippe schwimmen, nicht schnell genug
oder an einer passenden Stelle befestigt werden kann.
Die Bewohner von Djetta sind in Bezug auf religiöse
Gebräuche sehr gewissenhaft; die meisten besuchen regelmässig
die Moscheen, oder verrichten statt dessen die gesetzlichen
Gebete pünctlich zu Hause. Auffallend wohlklingend
lautet die singende Stimme der dortigen Imans,
wenn sie von der Zinne ihrer Tempel oder den Minarets
herab zu dem Gebete auffordern, besonders in schönen
stillen Nächten eine Stunde vor Sonnenaufgang oder nach
Sonnenuntergang. W^ährend meiner Anwesenheit in Djetta
ward auch am 20. August das Geburtsfest des Propheten,
oder vielmehr das seiner ersten Inspiration gefeiert. An
demselben zogen mehrere Vereine aus allen Classen der
männlichen Bevölkerung mit vielen grossen und bunten
Fahnen singend und von der Musik unzähliger Tamburinen
begleitet, durch die Strassen. Inmitten jeder Gruppe von
Tamburinenschlägern ward ein verzierter Altar getragen,
auf welchem ein grosses Becken mit glühenden Kohlen
stand; ich bezog diess anfangs auf irgend einen aus der
heidnischen Zeit herrührenden religiösen Ritus, erfuhr aber
nachher, dass die Kohlen bloss dazu dienten, um die durch
das viele Anschlägen erschlaffenden Felle der Tamburinen
von Zeit zu Zeit wieder anzuspannen.
Eine andere Volksscene, welche ich in Djetta mitansah,
war eine Procession bei Gelegenheit des Uebertritts eines
abyssinischen christlichen Priesters zur mahommetanischen
Religion. Solche Religionswechsel sollen hier öfters stattfinden;
sie geschehen gewöhnlich mehr aus Speculatiofl als
aus einem inneren Beweggründe, indem dabei namentlich