
Nachdem Mehemet Ali auf die angegebene Weise wieder
in den Besitz von ganz Hedjas gekommen war, setzte
er den Scherif Mehemet Ibenun, welcher gleichfalls ein
Verwandter des Scherifs Galeb ist, zum Civil-Gouverneur
dieser Provinz ein. Ich lernte denselben in dem Palaste
des egyptischen Statthalters von Djetta, Soliman Effendi,
zufällig kennen; sein Aeusseres ist sehr würdevoll; was
aber sein inneres Wesen betrifft, so ist auf ein einziges
Zusammentreffen kein Urtheil zu gründen, und ich kann
daher nach dem Eindruck, den er auf mich machte, nur
ganz im Allgemeinen sagen, dass ihn eine kalte, von Stolz
und vielleicht von Hass gegen die Türken ausgehende Zurückhaltung
vorzugsweise auszuzeichnen scheint, und dass
er eine, durch Herablassung gegen mich schlecht bemäntelte,
Verachtung der Europäer, die übrigens w'ohl alle
Araber so zu sagen mit der Muttermilch einsaugen, zu
erkennen gab. Mehemet Ali hat alle Einkünfte von Hedjas
an sich gerissen; diese bestehen indessen bloss im Gewinn
des Monopolhandels mit Getreide und Caffee und in
der Zolleinnahme der Häfen, welche letztere hier nicht, wie
in Egypten verpachtet, sondern von der Regierung selbst
erhoben wird. Diese Einnahmen sammt denen der Zollstätten
zu Souakin und Massaua sind jedoch nicht hinreichend,
um die Kosten der jetzigen Militairbesetzung des Landes
zu bestreiten. Die Handhabung der Justiz und die Vermittelung
des Verkehrs zwischen der Regierung und den einheimischen
Nomadenstämmen liegt dem Scherif von Mekka
ob, der einen Monatgehalt von zwanzig Beuteln, d. h. nach
dem dermaligen Wechselcours von 500 spanischen Thalern
erhält, und für deren Empfang auf die Zolleinnahme von
Djetta angewiesen ist. Ueber den Ertrag der Zölle dieser
Stadt etwas Bestimmtes zu erfahren, war mir nicht möglich;
dieselben werden von jeder Kleinigkeit, selbst von den
durch einzelne Pilger mitgebrachten Lebensmitteln, mit
grösser Strenge erhoben , und betragen in der Regel zehn
Procent vom Schätzungswerthe. Merkwürdigerweise wird
sogar von den eingeführten harten Thalern eine Abgabe
von i y 2 Procent erhoben. Mit diesen wird ein grösser Handel
getrieben. Da nämlich die Soldaten und Angestellten
ihren Sold in schlechten egyptischen Goldstücken erhalten,
und die eingebornen Landleute beim Verkauf ihrer Pro-
ducte dieselben gar nicht, die Kaufleute aber nur zu verschiedenem,
sehr ungleichem Werthe annehmen, so sind
die Soldaten gezwungen, ihr Geld bei den Wechslern mit
grossem Verlust gegen harte Thaler zu vertauschen, und
diese schicken dasselbe nun nach Egypten zurück, um sich
jene europäische Silbermünze zu verschaffen. Da vor Abgang
der indischen Schiffe die Abrechnung für die von
ihnen überbrachten Waarensendungen , welche ebenfalls
nur in effectiven Thalern ausgeglichen wird, sehr bedeutend
ist, so steigt der Cours dieser Münze während der Anwesenheit
jener Schiffe (April bis Juli) gewöhnlich ganz
besonders hoch, und beträgt oft ein Sechstel mehr als in der
übrigen Zeit des Jahres. Ueberhaupt ist das Geschäft der
Geldwechsler eines der gewinnreichsten des Ortes, und in
der Hauptverkehrs-Strasse sieht man überall die Tische dieser
Leute aufgestellt, welche in einem kleinen, tragbaren
Kästchen den ganzen Bedarf ihres gewöhnlichen Umsatzes
mit sich fuhren.
Uebrigens bleiben die Handelsleute sowohl als die ändern
Einwohner der Stadt von jeder willkührlichen Gelderpressung
verschont, ausgenommen, dass zuweilen, wenn
die Staatskasse erschöpft ist, die reichen Kaufleute auf eine
etwasharte Art angehalten werden, die muthmassliche ganze
11*