
Papierstopfen der Gewehre angezündet wurde. Die weibliche
Bevölkerung des Orts stand im Innern der Hofräume
und stimmte bei unserm Vorbeiziehen zur Freudenbezeugung
ein lautes Ululu-Geheul an, während ein Tross von
Knaben mit Händen und Füssen emsig den Staub des
Weges aufwühlte. In dem Hause des Naib angekommen,
lagerten wir uns auf Ruhebänken, und es wurde uns Caffee
und Honigwasser gereicht. Der Naib trug die ihm von mir
geschenkten Kleider; der Bräutigam aber war und blieb
bis nach Tisch in seine alltägliche Kleidung, ein schmutziges
Baumwollen-Tuch, gehüllt, und zeichnete sich überhaupt
durch nichts vor der übrigen Gesellschaft aus, die
auch nicht im mindesten Notiz von ihm nahm. Bis zum
Mittagessen ward die Gesellschaft von vier abyssinischen
Sängern unterhalten, welche ihr, theilweise improvistrtes,
Geschrei mit den Tönen von einsaitigen Geigen begleiteten,
von denen Salt (zweite Reise Taf. 31. Fig. 11) eine
Abbildung gegeben hat. An einen harmonischen Zusammenklang
der Stimmen und Instrumente war nicht zu
denken. Beim Gesänge trug der eine Geiger immer eine
Strophe vor, und die ändern wiederholten als Chor den
Schluss derselben. Der Inhalt der Gesänge war burlesk;
die Sänger selbst hatten wahre Faunen-Gesichter, und zeichneten
sich durch vorstehenden dicklippigen Mund und eine
lange, zugespitzte Habichtsnase aus; alle waren ungemein
mager, und ihr Gewerbe scheint demnach keine ergiebige
Nahrungsquelle zu seyn.
Zum Mittagessen ward die ganze Gesellschaft durch
den Naib in zwei Classen abgetheilt, von denen die eine
die Notabilität bildete und zuerst speiste, die andere aber
unterdessen zusehend umherstand und erst; als jene gesät-
tiget sich erhob, sich niederliess, um sich mit dem zu
begnügen, was übrig geblieben war. Das Gastmahl bestand
aus Schöpsenbraten, der recht eigentlich in Butter schwamm,
Reis-Pilav und sehr fettem Brodkuchen, über den Honig
gegossen war. Nach dem Essen verfügte sich die Gesellschaft
in den grossen Hofraum eines benachbarten Hauses.
Hier tanzten oder vielmehr sprangen mehrere fast ganz
entkleidet« Männer, ein oder zwei Schwerter in der Hand,
mit schrecklichen Verzerrungen, nach dem Tactschlag
kleiner Kesseltrommeln, wie wahnsinnig umher, während
die im Hintergründe versammelte weibliche Bevölkerung in
brüllender Weise und immer nach einer und derselben
Melodie dazu sang. An den Seiten des Hofraumes standen
viele Männer aus den benachbarten Ortschaften, die mit
Ungeduld das Zeichen erwarteten, das ihnen erlaubte, über
zwei geschlachtete Kameele herzufallen, dije ihnen preisgegeben
werden sollten.
Unter den Gästen befanden sich auch einige sonderbar
frisirte Schoho’s; ihr Kopfhaar stand rund um das Haupt
nach allen Seiten hin um sechs Zoll lang steif ab und hatte
durch die Menge eingekneteten Hammelsfettes eine graugelbe
Farbe erhalten; andere dieser Fashionables rochen
bis in weite Ferne nach Zibethmoschus; mehrere bejahrte
Männer hatten ihre vermuthlich grauen Bärte ziegelroth
gefärbt. In der Kleidung hatte keiner etwas Ausgezeichnetes;
die meisten Bewohner von Arkiko trugen ein über
die Schultern gehängtes, fast ohne Ausnahme stark zeiiump-
tes und höchst schmutziges Tuchkleid, dass einst die Form
eines Leibrocks gehabt hatte.
Nachdem gegen drei Uhr das übliche Nachmittagsgebet
verrichtet worden war, kam der für den Naib wichtigste
Theil der Hochzeitfeier. Eine Art von Herold oder öffentlichem
Schreier forderte die ganze Gesellschaft auf, sich