
sicht den abyssinischen Christen bei weitem vorzuziehen
sind.W
ir verliessen Sanafd am 15. Maij und zogen in südsüd
westlicher Richtung meist über eine Hochebene und
dann etwas abwärts durch ein Wiesenthal. Nach einem
Marsch von einer Stunde hatten wir links das grosse, auf
einer Anhöhe liegende Dorf D rogarö. Die ganze Gegend
war von allem Buschwerk entblösst und zum Ackerbau
verwendet. Sie ist sehr gut bevölkert, und ich konnte zu
gleicher Zeit sieben Ortschaften, deren jede auf einer Höhe
erbaut war, erkennen. Der Boden dieses Districts, welcher
den Namen H ak erai führt, besteht, wie fast allenthalben
in diesem Theile Abyssiniens, aus verticalen Schichten von
Thon und Talkschiefer, die von Nor-den nach Süden streichen
, und von grossen Massen Serpentinfels mit Quarzadern
überdeckt sind. Eine Stunde Wegs weiter gingen
wir steil bergab, auf einer Strasse, die durch Menschenhände
in dem Schiefergestein eingehaüen zu se.yn schien,
und gelangten auf derselben in ein breites, schönes Wiesenthal,
das rundum von Sandstein-Terrassen begrenzt wird,
und in welchem wir uns eine halbe Stunde nordöstlich von
dem grossen Dorfe B a ra k it niederliessen. Da die ganze
Gegend keinen Holzwuchs hat, so war bereits am Abend
vorher von unsern Lastträgern eine Quantität passender
Stangen eingesammelt worden, um das gewöhnliche Gestelle
unserer Lagerstätten zu fertigen. Diess war aber um
so nöthiger, da die Dauer unseres hiesigen Aufenthalts
unbestimmt war, theils weil Zollforderungen regulirt werden
mussten,, theils weil wir erst genaue Kunde von dem
nicht mehr fernen Kriegsschauplatz einziehen wollten, ehe
wir unsere Reise fortsetzten. Auch hatten ich und einige
Andere der Karavane neue Lastthiere nöthig, da bei meh-
•reren von denen,, welehe wir in Halai erkauft hatten,.alte
gefährliche Wunden aufgebrochen waren, welche man nur
oberflächlich zugeheilt hatte; gerade jetzt aber mussten
wir auf die Ausdauer unserer Thiere uns verlassen können,
indem der kriegerische Zustand des Landes mehr als je
ununterbrochene längere Märsche nöthig machte.
Wir mussten in dem Wiesenthal von Barakit sechs Tage
verweilen (16. —22. Mai), was mir Gelegenheit gab, die
nachstehenden Beobachtungen zu machen. DieDorfschaften
der Umgegend, die, wie schon bemerkt, ziemlich Zahlreich
sind, liegen alle auf der Höhe der Sandsteinterrasse oder
auf einem vorspringenden Hügel ihrer Basis, Die Häuser
derselben haben meistentheils eine eigentümliche Form,
die mich unwillkührlich an diejenige der alten egyptischen
Tempel erinnerte, obgleich nach meiner Ueberzeugung
diese entfernte Aehnlichkeit ganz zufällig ist. Die meisten
Wohnungen bestehen nämlich aus einem länglichen Viereck,
welches durch eine von Schiefer und Lehm erbaute,
zehn Schuh hohe und mit nur einer Thür
versehene Mauer gebildet wird. Der von derselben
eingeschlossene Raum besteht aus einem
Hofe in der Mitte und aus einem ihn umgebenden
bedeckten Gang, dessen flache Decke
von Holzpfosten getragen wird. Im Hintergründe liegen
mehrere längliche Zimmer neben einander, welche vermittelst
bodenloser in die Decke eingesetzter Töpfe erhellt
werden; in diesen Zimmern wohnt die Familie und werden
die Vorräthe auf bewahrt, während der Hofraum für das
Vieh bestimmt ist, und durch seine Gallerie ihm Schutz
gegen Sonne und Regen gewährt; die umgebende Mauer
aber Menschen und Thiere gegen Diebe und freche Hyänen
schützt. An den Wänden der Wohnung sind, wie diess