
Censur stehet, welche von des Pascha’s vertrautem Minister,
dem bekannten BoghossBeg, gehandhabt wird, so ist
es nicht zu verwundern, dass der Redacteur des Moniteur
^§7Pt'enj Herr Camille Turles, nur ganz einseitige Mittheilungen
machen darf, die von Parteilichkeit strotzen und
nur darauf berechnet sind, eine ganz falsche Vorstellung
vom jetzigen Zustande Egyptens und seiner Verwaltung zu
verbreiten.
Der Unterricht in der Studienanstalt von Boulak beab-
sichtete hauptsächlich jungen Egyptern die Elementarkenntnisse
solcher Wissenschaften zu ertheilen, die ihnen bei
ihrer späteren Anstellung in den Fabriken des Pascha noth-
wendig waren. Aber das neuorganisirte, auf europäische
Art disciplinirte Militair machte bald die Gründung mehrerer
anderer Lehranstalten nöthig, die, obgleich insgesammt
durch ein rein egoistisches Interesse des Pascha veranlasst,
doch eine nicht minder bedeutende Einwirkung auf die Entwickelung
der Civilisation in Egypten haben müssen. Früher
wurde die ausübende Arzneikunde in diesem Lande, wie in
dem grössten Theil des türkischen Reichs, durch Europäer
betrieben; vielen dieser sogenannten Aerzte aber mangelten
die nöthigen Kenntnisse gänzlich. Als nun die Anhäufung
von Rekruten, welche zum regelmässigen Militairdienst
einexercirt wurden, auch die Errichtung von Anstalten zur
Gesundheitspflege erforderte, würde ohne grosse Auswahl
und Prüfung jeder sich dazu anbietende Europäer für den
ärztlichen Dienst bei der neuen Miliz angenommen. Durch
die Unwissenheit mehrerer dieser Pseudo-Aerzte verloren
viele Menschen ihr Leben, und am meisten zeichnete sich
in dieser Beziehung ein seit vielen Jahren in Egypten wohnender
französischerFeldscherer, Herr D ....., aus, dem im
Jahr 1823 die Oberaufsicht des Militairhospitals in Assuan
mehrere Monate lang anvertrauet war, bis endlich seine
himmelschreiende Ignoranz seine Entlassung herbeiführte.
Zu solchen Nachtheilen kam noch, dass diese als Aerzte
angestellten Europäer dem Pascha ein ungeheueres Geld
kosteten, und dass sie in Bezug auf ihr Bleiben ganz unzuverlässig
waren und den Dienst oft gerade zu einer Zeit
aufsagten, wo man ihrer am nöthigsten bedurfte. Man kam
daher auf den Gedanken, aus Egyptern eine Art von ärztlichen
Gehülfen und praktischen Wundärzten zu bilden. Der
Doctor Clot, der im Jahr 1825 eigens von Frankreich nach
Egypten berufen wurde, erwarb sich das Verdienst, nicht
allein eine systematisch und zweckmässig geordnete Krankenpflege
in denMilitairspitälern einzuführen, sondern auch
bei denselben eine Lehranstalt zu begründen, in welcher
Araber in der Chirurgie theoretisch und praktisch unterrichtet
werden. Die grosse Beharrlichkeit, mit welcher er
dabei die Vorurtheile der Mahommetaner gegen eine für sie
so anstössige Sache siegreich zu bekämpfen wusste, macht
Herrn Clot viele Ehre, wiewohl ich keineswegs unbedingt
dem Urtheile einiger englischen und französischen Journale
über die Kenntnisse jener arabischen Zöglinge bei-
pflichten möchte, welche Herr Clot unlängst auf einigen
europäischen Universitäten wie zur Schau umhergeführt hat.
Die angestellten europäischen Aerzte und die errichteten
Hospitalanstalten waren einzig und allem für das regelmässige
Militair bestimmt. Bei meiner letzten Anwesenheit
in Cairo (Ende 1833) vernahm ich, dass demnächst Vorkehrungen
getroffen werden sollten, um die Wirksamkeit
der besoldeten Aerzte auch den Privaten zu Statten kommen
zu lassen, indem jene verpflichtet werden würden,
täglich ein paar Stunden unentgeltlichen Krankenbesuchen
zu widmen. Es ist zu wünschen, dass etwas der Art wirklich