
welcher sich regelmässig jede Handelskaravane zu lagern
pflegt; die Richtung unsers Wegs war fortwährend vorzugsweise
S. S. West. Die Bergformation und Physiognomie
der Gegend blieb die gleiche. Dicht am Lagerplatz
von Tubbo sind verticale Schichten von vortrefflichem
Wetzschiefer, von welchem beinahe jeder heimkehrende
Abyssinier ein Stück mit nimmt, zu eigenem Gebrauch
oder für einen seiner Freunde. Die schöne Baumgruppe,
unter welche wir uns zu Tubbo lagerten, bestand aus einer
Baumart, die mir bisher noch nicht vorgekommen oder
wenigstens nicht aufgefallen war; sie führt in der Tigré-'
Sprache den Namen Doras, erreicht die Grösse eines wohlausgewachsenen
Orangebaums, mit welchem sie auch durch
die Form und den Fettglanz ihres Laubes Aehnlichkeit
hat. Blüthen hatte der Baum damals nicht, wohl aber halbreife
Früchte, welche wie die des Holunders geformt und
gruppirt waren und giftig seyn sollen. Ausserdem gibt es
hier noch sehr schöne Sykomor-Feigenbäume. Bruce sagte,
dass die in dieser Gegend befindlichen Sykomore bei weitem
nicht' die Grösse der in Egypten vorkommenden erreichen
*) ; aber theils ist wohl zu beachten, dass die hiesigen
Bäume wegen der Grösse ihrer Blätter gewiss nicht für
identisch mit der in Egypten vorkommenden Art zu halten
sind, theils fand ich auch unter den hiesigen Sykomor-
Bäumen einen, der einen Stamm von mehr als zehn Fuss
Durchmesser hatte, und eine Höhe von siebenzig Fuss erreichen
mochte. Diese kolossalen wilden Feigenbäume
heissen in der Schoho-Sprache Schackele, im Tigré Daro
und im Amhara Bambo. Ihre reichlichen Früchte und die
des schönen Nabakstrauches (Rhamnus nabca), der in den
*) Bruce. Vol. 3. pag. 83.
dortigen Thälern üppig vegetirt, ziehen gewöhnlich zahlreiche
Affenfamilien hierher. Es finden sich am Taranta-
Gebirg nur zwei Affenarten, die immer abgesondert von
einander leben; die grössere ist Cynocephalus hamadryas
(Heve im Tigré, Combai zu Massaua); wir begegneten von
denselben einem Rudel von mehr als hundert Stück; sie
waren gar nicht menschenscheu, und hielten, indem sie
in langen Zügen an den Felsenabhängen hinkletterten,
zuweilen kaum dreissig Schritte von uns entfernt und uns
anbellend, still. Die andere Affenart ist Cercopithecus griseo-
viridis (Tota im Amharischen, Wage im Tigréschen und
zu Massaua), lebt nur in kleinen Familien zusammen, und
hält sich gewöhnlich im Dickicht der Baumblätter verborgen
*).
Während wir zu Tubbo gelagert waren, kamen mehrere
Züge beladener Ochsen vorbei, welche den Bewohnern
von Zula gehörten und Salz nach Abyssinien brachten.
Dieses Salz kommt aus den am Meeresufer liegenden
natürlichen Seewasser-Lagunen, und wird durch die blosse
Einwirkung der Sonnenstrahlen gebildet; ##) man bringt
es auf die Höhe des Gebirgs, um es zu Dixan und in ändern
abyssinischen Marktplätzen gegen Durra oder anderes Ge*)
Eine Affenart mit weissgeringeltem Schwänze, welche Salt hier
gesehen haben will, (Valentia’s Travels 8° Edition, Vol. 2. pag. 269)
ist mir weder selbst zu Gesicht gekommen, noch habe ich von deren
Daseyn etwas erfahren können. Sollte jener so gerne kritisirende Reisende
vielleicht in der Zerstreuung die von Ludolf (Historia Aethiopica
Lib. I. Cap. 10. 58) gegebene Abbildung zu Rathe gezogen haben, die
nach einem in Amerika lebenden Hapale ouistiti gefertiget ist?
**) Salt ist abermals im Irrthum, wenn er ebendaselbst Vol. 3 pag. 225
sagt: „This salt (d. li. dasjenige, welches die Saortu’s von Zula aus
nach Abyssinien verführen) is procured from a mountain, two days
journey from Zulla.“