
destens dieses Geld entrichten müsse. Durch ein ähnliches
Verfahren ward schon mancher unerfahrne Abyssinier ge-
nöthigt, für ein von den hiesigen Schoho’s als Geschenk
angenommenes Schaf später fünf Thaler zu bezahlen.
So oft eine Gesellschaft Schoho’s zum Besuch kam, so
wurde jeder einzelne von uns durch Berührung der Hände
begrüsst; war nun einer gerade mit irgend etwas beschäftiget,
so dass er den ihm zugedachten Gruss nicht beachtete
, so schnippte der Schoho mit zwei Fingern in der
Art, wie man bei uns die Hunde lockt, um ihn aufzufordern,
dass er die dargereichte Hand berühre. Eine seltsame
Stellung nehmen diese Leute ein, wenn sie irgrend
einer Beschäftigung Zusehen. Sie setzen nämlich die linke
Fusssohle an das rechte Knie, biegen dann, indem sie
sich mit der Achselhöhle der rechten Schulter auf einen
Stab stützen, den Körper auf die rechte Seite, und stehen
so oft Viertelstunden lang unbeweglich stille, apathisch
denselben Gegenstand anstarrend. Wir hatten an diesem
Tage bedeckten Himmel und theils Windstille, theils Nordwestwind.
Am 1. Mai brachen wir früh auf, gingen in einem licht
behölzten Thale^südwestlich, und setzten nach einer halben
Stunde über das tiefe, trockne Strombette A lig e tte ,
das gleich den vorhergehenden von Nord-West nach Süd-
Ost läuft. An den Ufern desselben lagen einige Lavage-
rölle, die letzten, welche wir diesseit des Taranta begeg-
neten; die Thalwände selbst bestanden aus Thonschiefer,
der hier in horizontalen Schichten liegt. Bald nachher
ging der Weg über einen Hügelkamm von derselben Felsart,
worauf wir in das Thal K il-L ela kamen. Nachdem
wir in allem zwei und eine halbe Stunde marschirt waren,
lagerten wir uns in einer von steilen Höhen kesselförmig
umgebenen Fläche, die nach dem auf dem Berge gen Nord-
West liegenden Schoho-Dorfe H am ham o genannt wird.
Südöstlich von unserem Lagerplatz, in einer engen steilen
Schlucht zwischen Schieferfelswänden, quillt ein schmaler
Bach hervor, dessen Wasser sehr schlecht ist und nach
Bittersalz schmeckt, welches denn auch am Rande seines
Bettes efflorescirt. Die Beduinen haben hier zum Tränken
ihres Viehes künstliche Wasserlacken angelegt, die aber
sehr verunreinigt waren. Ganz frische Elephantenlosung
fand sich dabei. Gegen Hamhamo über, auf der Höhe
südlich von unserm Lagerplatze, liegt ein anderes, von
Schoho’s bewohntes Dorf, Namens D iot, wenn man anders
einer kleinen Gruppe erbärmlicher Hütten von konischer
Form, die aus Reisern mit aufgelegtem dürrem Gras bestehen,
den Namen Dorf geben will.
Alle Schoho’s sind Nomaden. Sie haben vorzugsweise
viele Rinder und Ziegen, einige'Schafe und ziemlich viele
Esel und Maulthiere, welche sie an die Handelsleute ver-
miethen, um die durch Kameele vom Fusse des Taranta
auf die Höhe gebrachten Waaren weiter zu führen, da die
Abyssinier während ihres Aufenthalts zu Massaua ihr eigenes
Lastvieh oben bei Halai zurücklassen, um seine Kraft
nicht gleich beim Beginn der Reise durch den beschwerlichen
Weg des Taranta zu erschöpfen. Die ganze Bevölkerung
der Schoho’s, die zwischen Modat, Arkiko und'
Halai wohnt, enthält schwerlich über dreihundert erwachsene
Männer *). Keiner derselben bewohnt das ganze Jahr
*) Salt verwechselt in seiner Erzählung die Schoho’s immer mit den
Saortu’s; sie sind aber zwei ganz verschiedene Volksstämme. Ich
weiss nicht, welche von beiden die dreitausend streitbaren Männer
haben sollen, die er den Sahortu’s oder Hazorta’s, wie sie bei ihm