
treide umzutauschen, und zwar gibt man gewöhnlich drei
Maas Salz für ein Maas Durra, oder ein Viertel Salz mehr
für die gleiche Quantität Weizen. Alles Salz, welches im
nordöstlichen Abyssinien bis gegen Axum hin verbraucht
■wird, ist Seesalz, und wird während der heissen Jahreszeit
auf die angegebene Weise erzeugt; das ganze übrige
Abyssinien dagegen bezieht seinen Salzbedarf von der
zwei Tage von der Meeresküste entfernten, östlich von
der Provinz Agamé gelegenen grossen Ebene T al ta l, wo
ein ausgetrockneter Salzsee (?) ungeheuere Massen von
Steinsalz zurückgelassen hat. Dieses wird in regelmässigen
Stücken von der Form eines Wetzsteins ausgehauen, die
dann als Scheidemünze in ganz Abyssinien coursiren. Sie sind
beiläufig 8V4 Zoll lang, durchgehends 1% Zoll dick, an
den beiden Enden vertical abgestutzt, und in der Mitte
1% Zoll breit, und wiegen je neunzehn bis zwanzig Unzen.#)
Ihr Verhältniss zu den Speciesthalern ist sehr verschieden
und hängt theils von der Entfernung eines Ortes von der
Salzebene ab, theils von dem Ruhezustand der verschiedenen
Provinzen, durch welche die Versendungén gemacht
werden. Das Salz überhaupt heisst in der Amhara-Sprache
Schau; aber die in der beschriebenen Form gehauenen
Stücke Steinsalz, welche als Scheidemünzen circuliren,
benennt man Amulé oder Galeb. **)
Wir verliessen am 3. Mai Tubbo ziemlich spät, da wir
an diesem Tage nur bis zu dem drei Stunden entfernten
eigentlichen Fuss des Taranta-Berges zu marschiren hatten.
*) Eine Abbildung des als Geld coursirenden Steinsalzes gibt Salt
in seiner zweiten Reise auf Taf. 31, Fig. 10.
-**) Sollte der Name Gelabi, mit welchem man die im nordwestlichen
Afrika, namentlich in Senaar, Kordofan und Döngola, herumziehenden
Händler bezeichnet, nicht von dem Worte Galeb entstanden seyn?
Der Weg ging, in beinahe direct südlicher Richtung, durch
ein von steilen Glimmerschiefermassen sehr beengtes Thal,
dessen Boden öfters ganz von dem Wasser des Baches eingenommen
war; an solchen Stellen ersah man aus der Höhe
der Ablagerungen der Urfelsgerölle deutlich, dass die durch
starke Gewitter veranlasste periodische Anschwellung des
Gewässers, das gewöhnliche Niveau des Baches nirgends
um zehn Fuss übersteigt. Vielleicht ist hiervon nur die
Gegend um die Einmündung des A ssubo-T hales ausgenommen,
an welcher unser Weg nach 2y4 Stunden östlich
vorbeilief, und wo die durch Gerölle gebildete Böschung
eine senkrechte Höhe von zwanzig Fuss haben mochte.
Durch dieses Assubo-Thal gehtauch dervon Salt im Jahr 1804
eingeschlagene Weg, der nach Halai zu auf die Höhe des
Tarantagebirgs führt; unsere Karavane wählte statt dessen,
wie überhaupt die meisten abyssinischen Handelsleute, die
Strasse über Mahio, welches drei Viertelstunden südlich
vom Assubo-Thale liegt, und auch S um feito benannt
wird. Nur bis zu dieser Stelle können die Lastkameele
gebraucht werden, indem sie von hier an wegen des steil
aufsteigenden Wegs ganz unbrauchbar sind. Von der Seeküste
bis hierher waren wir immer allmählich angestiegen,
und ich muthmasse, dass wir uns zu Mahio wohl an zweitausend
Fuss über der Meeresfläche befanden. Wir lagerten
uns unter einer Gruppe von hohen Sykomoren. Die
Umgegend beengten sehr schroffe Gebirge, welche aus senkrechten
Schichten von Talkschiefer mit porphyrartig eingewachsenen
Quarz und Feldspath-Crystallen bestanden.
Da« Ganze machte den Eindruck einer wilden Einöde:
Bergwände mit fast ganz nacktem Gestein, ohne das Belebende
herabrieselnder Bäche und frischen Graswuchses,
was ähnlichen Landschaften in nördlicheren Zonen so viel