
Abyssiniens mit den europäischen Handelsleuten erkannt,
und würde, wenn irgend ein europäischer Staat ihn mit
Waffen und Truppen unterstützt hätte, gesucht haben, die
ganze Küste südlich von Massaua einer Art von regel-
mässigen Regierung zu unterwerfen. Salt hatte, wiewohl
ohne Erfolg, bei seiner Anwesenheit in Abyssinien dem
damals mächtigen Ras Oeled Selassö denselben Gedanken
beizubringen gesucht. Ob Coffin, welcher bei Sabagadis
jenen Plan in Anregung brachte, dabei aus eigenem Antrieb
oder in Auftrag Anderer handelte, ist mir unbekannt;
Thatsache aber ist, dass derselbe im Jahr 1828 von Sabagadis
über Egypten nach England abgeschickt wurde, um
der brittischen Regierung die Abtretung des ganzen Am-
phila-Busens zum Behuf der Gründung einer befestigten
europäischen Handels- und Militär-Colonie anzubieten,
wenn dagegen Sabagadis von England ein Hülfstruppen-
corps von vierhundert Mann Infanterie und ein beträchtliches
Quantum von Waffen und Pulver erhalte, um sich
in dem usurpirten Besitz der Landschaft Tigre zu befestigen.
Ob die gänzliche Unfähigkeit Coffin’s zu einer
solchen Verhandlung*) an dem Misslingen derselben Schuld
war, oder ob vielleicht das englische Ministerium sich von
dem Gedanken leiten liess, dass ein Usurpator über einen
von ihm noch nicht einmal unterworfenen Territorial-Dis-
trict geschenksweise nicht verfügen könne, will ich nicht
untersuchen; genug, man liess sich auf die Sendung von
Hülfstruppen nicht ein, sondern schickte, um nur gewisser*)
Coffin war ein gewöhnlicher Bedienter in Diensten des Lord
Yalentia, der während seines achtzehnjährigen Aufenthalts in Abyssinien
nicht einmal Materialien zu einer Beschreibung des Landes zu
sammeln verstand, was doch der gemeine Matrose Nathan Pearce
gethan hat.
massen offenes Spiel zu behalten, im Jahr 1833 Coffin
mit vielen Waffen zurück, über deren Verwendung ich im
Verlaufe meines Reiseberichts einige Mittheilungen machen
werde.
Der üppige Wiesengrund von O m feito ist mit schönen
Baumgruppen ausgeschmückt, in welchen wir manche seltene
Vögel sahen, die wir in ändern Theilen Abyssiniens
nicht beobachteten. Das auf den Wiesen stagnirende Wasser
veranlasst eine unangenehme Nachtkühle, so dass mein
Thermometer bei Tages Anbruch (bei ganz heiterm Himmel
und Westwind) nicht einmal 5° Réaumur hatte. Von
hier bis zum Flecken A te g e ra t, dem Hauptorte der
Provinz A gam é, gebrauchten wir zwei Tage (25. und
26. Mai), obgleich die Entfernung nur 4y2 Stunden beträgt;
wir zogen über rauhe, steile Sandsteinberge und wüstliegende
Plateaus, in theils südlicher, theils südsüdwestlicher
Richtung. Nirgends war eine Spur von Ackerbau zu sehen;
die Höhen hatten niederes Dorngesträuch; in den Felsschluchten
standen vorzugsweise Farrenkräuter von verschiedener
Art, und um die reichlichen Quellen der Niederungen
war Moorgrund; hier und da zeigten sich Gruppen
von mitunter mir ganz unbekannten Bäumen, die aber
leider sämmtlich blüthenlos waren; unter ändern sah ich hier
zuerst die bekannte colossalblättrige Musa-Art E n sete,
von der sich bei Bruce Vol. 5, Taf. 8 und 9 eine gute
Abbildung findet.